Von Andreas Herholz, RNZ Berlin
Berlin. Für die Energie-Ökonomin Claudia Kemfert ist die Übernahme der RWE-Tochter Innogy durch den Energiekonzern Eon eine gute Nachricht für die Börse, aber nicht für die Verbraucher.
Frau Kemfert, der Energiekonzern Eon hat sich überraschend mit RWE auf die Übernahme der Ökostrom-Tochter Innogy verständigt. Die Börse jubelt. Sind die Fusionspläne auch eine gute Nachricht für die Verbraucherinnen und Verbraucher?
Sie sind ausschließlich eine gute Nachricht für die Börse, weniger für die Verbraucher und die Energiewende. Die Strompreise steigen seit einiger Zeit aufgrund der vermurksten Energiewende, unabhängig von der Anzahl der Stromanbieter. Die niedrigen Strombörsenpreise werden nicht an die Kunden weiter gegeben. Zudem sorgen überhöhte Netzentgelte samt Leitungsausbau, Kohleabwrackprämien und Verschleppung der Energiewende für steigende Strompreise. Mögliche Marktmacht könnte in erster Linie durch Eon und den Zukauf der Netze entstehen. Dieser Bereich ist aber reguliert. Somit können überhöhte Strompreise durch kluge Regulierung verhindert werden, was leider aber - unabhängig von der Marktstruktur - derzeit nur unzureichend stattfindet. Die derzeitigen Traumrenditen für Netzbetreiber ermöglichen stark steigende Netzentgelte und somit Strompreise, dieser Effekt kann durch die Marktfusion weiter verstärkt werden.
Was steckt hinter dem Deal? Und was bedeutet es für die Arbeitsplätze?
Hier geht es in erster Linie um die Maximierung von kurzfristigen Renditen, weniger um eine mittel- bis langfristige Strategie. Aus heutiger Sicht ist ja noch nicht bekannt, ob dieser Deal tatsächlich wie gewünscht umgesetzt werden kann. Daher ist es völlig offen, welche Stellen verlagert werden oder wegfallen. Durch eine kluge Ausrichtung auf die Geschäftsmodelle der Energiewende könnten mittel- bis langfristig zukunftsweisende Jobs gesichert werden. Das Management hat es selbst in der Hand, den Beschäftigten diese Chancen zu ermöglichen.
Wappnen sich Eon und RWE für den immer härteren Wettbewerb auf dem europäischen Energiemarkt?
Auch Europa hat beschlossen, dass die Klimaziele von Paris umgesetzt werden und die Emissionen sinken müssen. Dies geht nur mit einer nachhaltigen Energie- und Verkehrswende. Kohlekraft und Atomkraftwerke sind Auslaufmodelle. Es gibt große wirtschaftliche Chancen der Energiewende, die durch die rückwärtsgewandten Geschäftsmodelle nur unzureichend erschlossen werden können. Der Wettbewerb in den neuen Märkten nimmt zu. Da ist jeder Konzern gut beraten, sich auf neue Geschäftsmodelle einzulassen.