Aus Heidelpay wurde Unzer. Screenshot: www.unzer.com
Von Barbara Klauß
Heidelberg/München. Der Heidelberger Zahlungsabwickler Unzer, der bisher Heidelpay hieß, macht sich die Pleite des Konkurrenten Wirecard zunutze: Wie das Unternehmen mit Sitz in Heidelberg mitgeteilt hat, wurde am 1. September ein neuer Standort in München mit mehr als 80 Mitarbeitern aus der Münchner Umgebung eröffnet. 70 von ihnen seien zuvor bei Wirecard beschäftigt gewesen, erklärte Unzer auf Anfrage. Der insolvente Konzern hat seine Zentrale in Aschheim bei München. Ob Unzer Interesse daran habe, auch Teile von Wirecard zu übernehmen, dazu äußert sich das Unternehmen auf Anfrage derzeit nicht.
Allerdings betonte Unzer in der Mitteilung, dass das Unternehmen einen "sehr ambitionierten" Wachstumsplan habe – sowohl organisch als auch durch strategische Zukäufe. "Wir sind weiterhin dauerhaft in Gesprächen mit Unternehmen, die unser Portfolio stärken können”, erklärte Finanzvorstand Axel Rebien.
Zudem kündigte er für das Unternehmen, das derzeit europaweit etwa 600 Mitarbeiter hat, personelle Veränderungen an. Auch auf Management-Ebene. In Kürze würden zwei neue Vorstandsmitglieder vorgestellt, heißt es in der Mitteilung.
Viele Bereiche sollten Rebien zufolge verstärkt werden. Dafür brauche das Unternehmen weitere Mitarbeiter aus der Tech- und Handelswelt. Der neue Standort in München sei nur der Anfang, sagte Rebien. Gesucht werden neue Mitarbeiter einer Sprecherin zufolge Deutschland- und Europaweit. Da Mitarbeiter die Möglichkeit hätten, zu Hause zu arbeiten, werde nicht nur gezielt am Firmensitz in Heidelberg eingestellt. Dort beschäftigt Unzer eigenen Angaben zufolge derzeit gut 130 Mitarbeiter.
Als Grund für den Namenswechsel von Heidelpay zu Unzer nannte das Unternehmen, dass unter der neuen Dachmarke die Unternehmenszukäufe der vergangenen Jahre vereinigt werden sollen. Der neue Name soll zudem bei der Expansion ins Ausland helfen. "Als ein in Heidelberg gegründeter Payment Service Provider gehen wir jetzt den logischen nächsten Schritt in Richtung Internationalisierung", erklärte Firmenchef Hüllemann laut Mitteilung. "Mittelfristig wollen wir zu den Top-Drei-Payment-Unternehmen in Europa gehören."
Im Jahr 2019 wickelte das Unternehmen, das vom Finanzinvestor KKR (seit 2020 Mehrheitseigner) unterstützt wird, Zahlungen im Volumen von mehr als sieben Milliarden Euro ab. Das Angebot umfasst die Abwicklung verschiedener Zahlungsarten und automatisierte Analysen von Kundenverhalten und -bedürfnissen bis hin zum ganzheitlichen Risikomanagement.
Heidelpay wurde 2003 in Heidelberg gegründet und galt als einer der Pioniere der Branche.