Von Matthias Kros
Mannheim/Ladenburg. Der Schweizer Technologiekonzern ABB verringert die Zahl seiner Standorte in der Rhein-Neckar-Region von drei auf zwei: Im Jahr 2022 sollen die rund 500 Mitarbeiter aus Ladenburg – aus dem Geschäftsbereich Antriebstechnik und dem Forschungszentrum – allesamt an die verbleibenden Standorte Heidelberg und Mannheim umziehen. Der Großteil nach Mannheim, wo ABB ein neues, multifunktionales Bürogebäude plant, das Platz für 1200 Beschäftigte bieten soll. Der Neubau entstehe auf dem vorhandenen Areal an der Kallstadter Straße und verfüge über mehr als 20 000 Quadratmeter Gebäudefläche, teilte ABB am Freitag in Mannheim mit. Über die Höhe der Investition machte ein Unternehmenssprecher keine Angaben. Die nicht mehr genutzten Gebäude und Flächen in Ladenburg und Mannheim sollen "zeitnah" verkauft werden. Erste Gespräche gebe es bereits.
Bekannt ist der Standort Ladenburg vor allem durch das hier beheimatete Forschungszentrum, es ist eines von sieben konzernweit. Schwerpunkt in Ladenburg ist die Entwicklung neuer industrieller Lösungen in den Bereichen Digitalisierung, Automatisierung, Robotik und Elektrifizierung, zudem werden Modelle für die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine entwickelt. Dabei arbeitet das Zentrum mit 30 Universitäten zusammen. Ein Unternehmenssprecher betonte, dass das Forschungszentrum grundsätzlich weiterhin bestehen werde – nur eben in Mannheim. Es sei auch nicht geplant, im Rahmen des Umzugs Stellen zu streichen.
"Die Entscheidung für den neuen Standort ist in erster Linie eine für Mannheim und keine gegen Ladenburg", betonte Hans-Georg Krabbe, Vorstandsvorsitzender der ABB AG. "Am Ende der Prüfung aller Möglichkeiten erwies sich der Neubau am Traditionsstandort Mannheim als die wirtschaftlichste und gleichzeitig zukunftsfähigste Option", sagte er.
Auch die Arbeitnehmerseite begleitet den Umzug wohlwollend: "Letztlich ist das ein logischer Schritt", sagte Mirko Geiger, Chef der IG Metall Heidelberg. Durch den laufenden Übergang der Stromnetzsparte an den japanischen Hitachi-Konzern würden viele Flächen in Mannheim frei und ABB müsse sich neu sortieren. "Wichtig ist aus unserer Sicht, dass ABB in der Region bleibt", sagte Geiger. Und der Neubau sei als klares Bekenntnis zu der Region zu verstehen. Auch nach seinem Kenntnisstand solle der Umzug mit keinem Personalabbau verbunden sein. Zudem passe ein Forschungszentrum natürlich gut in neue Räumlichkeiten. Laut ABB entsteht hier ein Innovationszentrum für industrielle Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, das die ABB-Forschung, die Geschäftsbereiche des Unternehmens, seine Kunden, Partner, Universitäten und Start-ups unmittelbar miteinander zusammenbringen soll.
Die Zusammenlegung der Standorte Mannheim und Ladenburg an einer gemeinsamen Adresse werde zu Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen beitragen und damit zur weiteren Optimierung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen ABB führen, teilte das Unternehmen weiter mit. So konzentriere sich Mannheim künftig auf Antriebstechnik und Automatisierung, Heidelberg – mit 1600 Mitarbeitern der größte deutsche ABB-Produktionsstandort – auf Elektrifizierung. Deshalb würden auch alle Beschäftigten aus Mannheim und Ladenburg, die heute in der Elektrifizierung arbeiten, nach Heidelberg umziehen, erklärte der Sprecher. Es handele sich um eine "dreistellige Zahl", wie er es ausdrückte. Deshalb: "Der Standort Heidelberg wird durch die Bündelung aller Kompetenzen des Geschäftsbereichs Elektrifizierung gestärkt."
Update: Freitag, 29. Mai 2020, 20.35 Uhr