Insgesamt steht der Henkel-Konzern dank der Reinigungs- und Waschmittelsparte in der Corona-Krise vergleichsweise gut da. Foto: dpa
Von Matthias Kros
Heidelberg. Im Henkel Teroson-Werk im Heidelberger Stadtteil Pfaffengrund sollen 95 der rund 650 Arbeitsplätze entfallen. Das bestätigte am Freitag ein Konzernsprecher in Düsseldorf. Im Rahmen der kontinuierlichen Überprüfung des eigenen Produktionsnetzwerks habe der Unternehmensbereich Klebstoffe ("Adhesive Technologies"), zu dem das Teroson-Werk in Heidelberg zählt, entschieden, bestimmte Teile der Klebstoffproduktion für die Automobilindustrie bis September 2021 an dem Henkel-Standort Montornès in Spanien zu bündeln, drückte er sich aus.
Dabei handele es sich um sogenannte "Extruder-basierte Dichtstofftechnologien", für die Montornès bereits das europäisches Kompetenzzentrum sei. Man hoffe, auf diese Weise die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und Synergien nutzen zu können. Das Nachsehen hat der Standort in Heidelberg: "Durch die Produktionsverlagerung sowie organisatorische Anpassungen sind in Heidelberg insgesamt 95 Positionen betroffen", so der Sprecher.
Betriebsbedingte Kündigungen soll es aus heutiger Sicht keine geben. Die aktuellen Maßnahmen sollen bis September 2021 sozialverträglich abgeschlossen sein, sagte der Sprecher und betonte, dass der Schritt auf der langfristigen Marktentwicklung im Automobilbau beruhe und nicht durch die aktuelle Corona-Situation bedingt sei. Von Arbeitnehmerseite wollte am Freitag niemand zu den Plänen der Konzernleitung Stellung beziehen.
Das Unternehmen hatte bereits Mitte September bestätigt, dass das Heidelberger Werk aufgrund veränderter Kundennachfrage vor allem aus der Automobilindustrie vor einem Umbruch stehe. "Dabei werden teilweise Lösungen, die wir insbesondere an unserem Standort in Heidelberg produzieren, weniger nachgefragt", sagte der Konzernsprecher am Freitag noch einmal. An der Wichtigkeit des Werkes im Pfaffengrund ließ er allerdings keinen Zweifel: "Wir haben in Heidelberg in den vergangenen Jahren eine mittlere zweistellige Millionensumme investiert", erklärte er. Und "mit dem Bau einer neuen Produktionslinie für Batterie-Wärmeleitmassen investieren wir auch derzeitig in die Zukunft des Standortes". Diese Hochleistungsmaterialien spielten eine wichtige Rolle im Bereich der E-Mobilität, um die in den Batterien entstehende Wärme abzuleiten und so die Sicherheit und Leistungsfähigkeit von E-Autos zu verbessern.
Das Klebstoffgeschäft macht etwa die Hälfte des Henkel-Umsatzes aus. Anders als das Geschäft mit Wasch- und Reinigungsmitteln ("Persil", "Schwarzkopf"), das sich als vergleichsweise stabil erwies, litt dieser Bereich im ersten Halbjahr 2020 stark unter dem Rückgang der Industrie- und Automobilproduktion infolge der Corona-Krise.
Im dritten Quartal hat der Konzern nach eigenen Angaben aber wieder Tritt gefasst. Zwischen Juli und September habe man ein "starkes organisches Wachstum" von 3,9 Prozent erzielt, berichte Konzernchef Carsten Knobel am Freitag, und zwar in allen Unternehmensbereichen: Die Klebstoffsparte steigerte die Erlöse um 1,3 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet Henkel nun nur noch einen organischen Umsatzrückgang von 1 bis 2 Prozent. Beim Ergebnis dürfte die Corona-Krise allerdings deutliche Spuren hinterlassen. Beim bereinigten Ergebnis je Vorzugsaktie erwartet der Konzern einen Rückgang von rund einem Fünftel.