Stuttgart/Mannheim

Daimler-Lkw-Chef verteidigt geplanten Stellenabbau

Martin Daum rechnet mit 50 Prozent weniger Belegschaft 2033 - "Wir dürfen nichts beschönigen"

25.02.2021 UPDATE: 26.02.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden
Daimler Truck-Chef Martin Daum blickt optimistisch auf das Jahr 2021. Foto: Daimler

Von Barbara Klauß

Stuttgart/Mannheim. Den erwarteten Abbau von Arbeitsplätzen an den Lkw-Standorten von Daimler hat Spartenchef Martin Daum verteidigt. "Wenn wir weniger Verbrennungsmotoren bauen, brauchen wir weniger Belegschaft", erklärte er am Donnerstag bei der Vorlage der Zahlen fürs Geschäftsjahr 2020. Man könne nicht eine Transformation fordern, und sich dann über Veränderungen wundern, so der Vorstandsvorsitzender der Daimler Truck AG. Er gehe davon aus, "dass wir im Jahr 2033 rund 50 Prozent weniger Belegschaft haben werden".

Im November hatten sich Betriebsräte der Lkw-Standorte im Daimler-Konzern mit einem Brief unter der Überschrift "Kahlschlag droht, wenn wir uns nicht wehren!" an die Belegschaft gewandt, unterschrieben auch von Joachim Horner, Betriebsratsvorsitzender in Mannheim. Daimler baut hier hauptsächlich konventionelle Diesel-Lkw-Motoren. Zuvor hatte der Konzern mit einer Ankündigung, Diesel-Lkw in absehbarer Zeit überflüssig zu machen und stattdessen auf Batterie und Brennstoffzelle zu setzen, im Mannheimer Werk für Unruhe gesorgt. Betriebsräte und Gewerkschaft IG Metall protestierten gegen die Umbau- und Sparpläne und riefen zu einer "Solidaritätsaktion" an sämtlichen Standorten auf.

Daimler-Trucks-Chef Daum wehrte sich am Donnerstag erneut gegen den Begriff des "Kahlschlags". "Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst", sagte er. "Das heißt aber auch, dass wir nichts beschönigen dürfen." Dem technologischen Wandel könne man sich nicht entgegen stellen. Den Stellenabbau über die nächsten 10 bis 15 Jahre betrachtet er nicht als Katastrophe, zumal der demografische Wandel dem Unternehmen hier zugute komme. Man sei, fügte Daum hinzu, in guten Gesprächen mit den Betriebsräten.

Mit Blick auf das zurückliegende Jahr zeigte sich Daum trotz der Einbrüche bei Umsatz und Ergebnis "sehr zufrieden, wie wir da durch gekommen sind". Vor allem in den ersten beiden Quartalen sorgte die Corona-Pandemie für starke Rückgänge auf wichtigen Märkten. Mit rund 378.500 ausgelieferten Lkw und Bussen lag der Absatz von Daimler Trucks & Buses 2020 rund ein Drittel unter dem Vorjahresniveau. Doch setzte Daum zufolge im vierten Quartal eine spürbare Erholung der wichtigsten Märkte und Regionen ein. Zudem zahle sich aus, "dass wir 2020 eine Menge an den Strukturen und Kosten gearbeitet haben", so Daum. Wichtig sei nun, dass das Unternehmen weiter an seinen Effizienzprogrammen arbeite.

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Gespart werden soll etwa bei mittelschweren Motoren, eher einem Nebengeschäft, die künftig nicht mehr selbst, sondern vom US-Motorenbauer Cummins weiterentwickelt und gebaut werden sollen – allerdings am Daimler-Standort in Mannheim. Rund 4800 Beschäftigte arbeiten dort in der Motoren- und Komponentenfertigung. Betroffen sind dem Standortverantwortlichen Andreas Moch zufolge etwa 15 Prozent davon.

Zudem will Daimler die Truck AG noch in diesem Jahr abspalten und an die Börse bringen, um sie schneller und wendiger zu machen. Für die weitere Entwicklung von Brennstoffzellen-Antrieben hat sich der Konzern mit Volvo zusammengetan, beim autonomen Fahren mit der Google-Schwesterfirma Waymo.

Auf 2021 blickt Daum optimistisch. Daimler Trucks rechnet damit, dass sich die Weltwirtschaft nach der tiefen Rezession kräftig erholen und für eine Nachfragebelebung auf den wichtigsten Lkw-Märkten sorgen wird. Daher rechnet Daimler Trucks & Buses mit einer deutlichen Absatzsteigerung und einem Umsatz deutlich über Vorjahresniveau.

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