Auslage beim Bäcker: Die Gewerkschaft NGG fürchtet eine Zerschlagung der Bäckerei K&U, die auch etliche Filialen in der Region hat. Symbolfoto: dpa
Von Barbara Klauß
Stuttgart/Mannheim. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sorgt sich eigenem Bekunden nach um die Zukunft der K&U Bäckerei GmbH. "Das Unternehmen soll nach Informationen des Betriebsrats bis Ende 2023 zerschlagen werden", teilte die Gewerkschaft im Landesbezirk Südwest am Mittwoch mit.
K&U – ein Traditionsunternehmen mit langer Geschichte – ist eine hundertprozentige Tochter von Edeka Südwest. Laut Statista war das Unternehmen mit Sitz in Offenburg im Jahr 2018 der größte Backwarenfilialist Deutschlands. Einem Unternehmenssprecher zufolge beschäftigen die Bäckereibetriebe von Edeka Südwest (K&U sowie die K&U-Tochter Bäckerhaus Ecker im Saarland) insgesamt rund 4100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Produktion sowie in den rund 500 Verkaufsstellen. Die Bäckerei ist im Südwesten Deutschlands vor allem in Edeka-Filialen vertreten, hat aber zusätzlich auch weitere Filialen. Etliche Standorte befinden sich auch in der Region Rhein-Neckar.
Nun sei Edeka Südwest "drauf und dran, K&U und Bäckerhaus Ecker zu zerlegen", erklärte der NGG-Landesbezirksvorsitzende Uwe Hildebrandt. Die Filialen sollen demnach den jeweiligen Edeka-Einzelhändlern zur Übernahme angeboten oder geschlossen werden.
"Die Verkaufsstellen der Bäckerei K&U sowie des Bäckerhaus Ecker werden künftig als Markt-Bäckerei am Markt auftreten", teilte der Unternehmenssprecher am Montag auf RNZ-Anfrage mit. "Die Umstellung erfolgt sukzessive." Dies treffe sowohl auf an Edeka-Märkte angeschlossene Verkaufsstellen als auch auf Filialen zu, die zum Beispiel in Innenstädten oder an Bahnhöfen betrieben würden.
"Darüber hinaus wurden und werden kontinuierlich Verkaufsstellen an interessierte selbstständige Kaufleute des Edeka Südwest-Verbunds übergeben, die diese dann als Abteilung im Rahmen ihres Einzelhandelsangebots betreiben und das Sortiment an Backwaren eigenständig zusammenstellen", so der Sprecher. Das Angebot könne so noch stärker an den jeweils örtlichen Kundenwünschen ausgerichtet werden.
Mit der Übergabe von Verkaufsstellen an selbstständige Kaufleute des Verbunds komme Edeka Südwest zudem dem genossenschaftlichen Auftrag zur Förderung seiner Kaufleute nach, erklärte der Sprecher. "Die Verantwortung für Mitarbeitende von Verkaufsstellen, die vom selbstständigen Einzelhandel übernommen werden, geht auf den jeweiligen Kaufmann über" – das bedeute, die Mitarbeiter würden vom Kaufmann übernommen und Teil des Markt-Teams. Zu Detailfragen, etwa nach der Anzahl der Filialen, die übergeben würden, machte er keine Angaben.
Aus Sicht von Gewerkschafter Hildebrandt sind die Pläne des Unternehmens "das Gegenteil von sozialer und unternehmerischer Verantwortung". Für die Beschäftigten drohe eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, da viele Einzelhändler weder tarifgebunden seien noch einen Betriebsrat hätten.
Auch für die vier Produktionsbetriebe der Bäckerbub GmbH – eine davon in Mannheim, die anderen in Bexbach, Reutlingen und Neuenburg – befürchtet die NGG Auswirkungen, wenn die Verknüpfung von Produktion und Verkauf entfalle. Von diesen Produktionsstätten aus werden dem Unternehmenssprecher zufolge sowohl Bäckerei-Verkaufsstellen beliefert, die von selbstständigen Kaufleuten betrieben werden, als auch solche, die in Eigenregie laufen. "Für die Produktionsstätten ergeben sich hierdurch keine Änderungen", so der Sprecher.
Die Pläne des Unternehmens bezeichnete die NGG als "wirtschaftlichen Irrweg". "Wir fordern Edeka Südwest auf, von diesen Plänen Abstand zu nehmen", so Hildebrandt. Um diese Forderung zu unterstreichen, ruft die NGG die Beschäftigten am Sonntag, 21. Februar, an den jeweiligen Standorten der Verwaltung/Bäckerbub zu einer Protestkundgebung auf – auch in Mannheim.