Eine ungewöhnliche Versammlung: Die Vertreter der Volksbank Kurpfalz stimmen in der Maimarkthalle über die Fusion mit der Volksbank Weinheim ab. Foto: ZG
Von Michael Abschlag
Mannheim/Heidelberg. Leise ist von draußen das Hämmern der Bässe zu hören. Während auf dem Maimarktgelände das Carstival stattfindet, kommen in der weitläufigen Halle die Vertreter der Volksbank Kurpfalz zusammen. Es ist eine ungewöhnliche Geschäftsjahresversammlung, geschuldet den Coronazeiten: ein riesiger Saal mit dem Charme einer Fabrikhalle, Einzeltische mit deutlichem Abstand zueinander, Maskenpflicht abseits des eigenen Platzes. Um von den hinteren Reihen noch sichtbar zu sein, wird das Podium per Video auf Großleinwand übertragen. "Wir wissen, dass das besondere Umstände sind", sagt Aufsichtsratschef Bernhard Müller. Doch man wollte nicht auf eine persönliche Zusammenkunft verzichten, denn ein wichtiger Beschluss steht an: die Fusion der Volksbanken Kurpfalz und Weinheim.
Zunächst aber stellt Vorstand Ralf Heß die Bilanz vor. Die Bank stehe gut da, erklärt er: Die Bilanzsumme liegt bei 1,72 Milliarden Euro, das Kundenvolumen bei 3,72 Milliarden, die Summe der Kredite und Darlehen bei 1,1 Milliarden. Bei allen vier Bau- und Renovierungsprojekten – der Hauptstelle in der Altstadt, der Zweigstelle Kirchheim, dem Schlosskino-Areal und einem Mehrfamilienhaus in Ladenburg – gehe es gut voran. "Die Ertragslage ist sehr zufriedenstellend und übertrifft alle Erwartungen", so Heß. Allerdings erwarte man auch "große Herausforderungen", gerade mit Blick auf Corona. Und so muss der Vorstand den Anlegern auch eine unerfreuliche Mitteilung machen: "Die EZB hat ein Ausschüttungsverbot verhängt, um in der Coronakrise die Eigenkapitalquote zu stärken", so Heß. "Deshalb haben auch wir uns dazu entschieden, dieses Jahr auf Ausschüttungen zu verzichten."
Die wichtigere Entscheidung an diesem Abend aber ist der geplante Zusammenschluss. "Keine Bank übernimmt die andere, es ist eine Fusion auf Augenhöhe", betont Geschäftsleiter Michael Hoffmann immer wieder. "Zu den Kollegen besteht ein sehr kollegiales und offenes Verhältnis." Natürlich müssten "unterschiedliche Kulturen zusammenwachsen", aber er sei optimistisch, und bisher seien alle Rückmeldungen positiv gewesen. Die Volksbank Weinheim hatte der Fusion bereits zuvor zugestimmt.
Zumindest offiziell ist die übernehmende Bank die Volksbank Kurpfalz. Sie stellt den Aufsichtsratsvorsitz, den Vorstandssprecher und, zumindest vorerst, den Betriebsrat. Im Gebiet gibt es fortan 23 Filialen, die beiden Hauptgeschäftsstellen befinden sich in Heidelberg und Weinheim. Die Bankleitzahl wird von Weinheim übernommen. "Das ist ein Zugeständnis, das wir machen mussten", räumt Hoffmann ein. Die Nummer soll automatisch übernommen werden.
Erwartungsgemäß stimmt schließlich eine deutliche Mehrheit von 146 Vertretern für die Verschmelzung, bei zwei Gegenstimmen. Mit dem Zusammenschluss entstehe eine "größere Volksbank in der Bergstraße" verkündet Müller – eine Bank "von Mörlenbach bis St. Ilgen", die sich mit anderen messen könne. Mit der Fusion treten zudem auch einige Regeländerungen in Kraft: Jedes Mitglied in Weinheim erhält mindestens einen Geschäftsanteil, insgesamt kann eine Einzelperson nun 20 statt bisher 10 Anteile halten. Der Vorstand erhält die Möglichkeit, auch ohne Zustimmung des Aufsichtsrats bis zu einer Million Euro an Ausgaben zu beschließen.
Bleiben die Kosten für die Fusion. Doch auch hier zeigt man sich optimistisch: Bis spätestens Ende 2021 will man sie überkompensiert haben.