Die Demonstranten zogen am Freitag vom Gewerkschaftshaus zur Verwaltung der Bau-Arbeitgeber in Mannheim. Foto: zg
Von Matthias Kros
Mannheim. Knapp 50 Bauarbeiter aus der Region haben am Freitag in Mannheim für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Aufgerufen dazu hatte die Gewerkschaft IG BAU Nordbaden angesichts des festgefahrenen Tarifkonflikts in der Baubranche. "Der Bau boomt", sagte Gewerkschaftssekretär Christoph Bahn bei der Kundgebung. Trotzdem weigerten sich die Arbeitgeber wenigstens zu verhandeln. Den dabei immer wieder vorgebrachten Verweis auf die Corona-Pandemie bezeichnete Bahn als "Schutzbehauptung" und warf den Arbeitgebern eine Blockadehaltung vor. Es gebe nach wie vor "kein Angebot", sagte er, "null". Man sei "meilenweit auseinander".
Am Tag zuvor hatte die IG BAU die Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 850.000 Beschäftigten auf dem Bau für gescheitert erklärt. Am kommenden Mittwoch beginnt daher die Schlichtung, in der die Tarifparteien maximal 14 Tage Zeit haben, zu einem Ergebnis zu kommen. Danach endet die bestehende Friedenspflicht. Die Gewerkschaft fordert ein Lohn-Plus von 6,8 Prozent, mindestens aber 230 Euro mehr im Monat. Außerdem sollen Bauarbeiter ein Wegegeld für die Fahrten zur Baustelle bekommen.
Die Demonstranten zogen am Freitag zum Verbandsgebäude der Bau-Arbeitgeber in Mannheim. Mit Diringer & Scheidel sowie Sax+Klee haben zwei große Unternehmen der stark zersplitterten Baubranche ihren Sitz in der Quadratestadt. Man sei sehr wohl verhandlungsbereit und hoffe auf einen Abschluss, widersprach Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, dabei den Gewerkschaftsvertretern. Aber das gehe nicht in einer "Nacht- und Nebelaktion". Außerdem wisse man sehr wohl, "was Sie geleistet haben und honorieren das auch", rief er den Demonstranten zu. Er pochte aber gleichzeitig darauf, die konjunkturelle Lage anzuerkennen. Zwar sei die Branche tatsächlich vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen. Die Aufträge in vielen Bausparten gingen aber seit Monaten zurück. "Unser Problem ist: Wir wissen nicht, was die zweite Jahreshälfte bringt". Außerdem seien die Kosten zuletzt in Folge der Corona-Pandemie gestiegen, etwa durch notwendige Hygienemaßnahmen.
Das allerdings quittierten die Demonstranten mit lauten Buh-Rufen und Gelächter. Die IG Bau hatte zuletzt mehrfach Nachlässigkeiten beim Corona-Schutz auf Baustellen angeprangert. Es würde immer häufiger gegen Abstands- und Hygieneregeln verstoßen. So gebe es Sammeltransporte und gemeinsame Pausen dicht an dicht im Bauwagen. Oft sei nicht einmal das Händewaschen möglich.
Das Verhalten der Arbeitgeber sei "respektlos" und "unter aller Würde", sagte Bahn. Nicht einmal das bei tropischen Temperaturen von den Arbeitgebern angebotene Eis wollten die Demonstranten am Freitag annehmen. "Wir haben in der Corona-Krise durchgearbeitet und fordern jetzt unseren Anteil", sagte der IG BAU-Vertreter. Andernfalls seien auch Streiks möglich: "Wir sind definitiv bereit für mehr", sagte er, und "bereiten uns auf das Ende der Friedenspflicht vor".