Von Armin Guzy
Kirchardt. Mit hohem Tempo will das finnische Unternehmen Valmet Automotive in Kirchardt eine Batteriefabrik bauen, die bereits im ersten Quartal des kommenden Jahres auf mindestens zwei Produktionslinien Energiespeicher herstellen soll, hauptsächlich für vollelektrisch angetriebene Fahrzeuge. Valmet will dazu in die seit Ende 2018 leer stehenden Hallen des einst in Kirchardt wie auch in Sinsheim beheimateten Tiefdruckunternehmens "Print-Forum" am Ortsrand ziehen und dort etwa 160 neue Arbeitsplätze schaffen.
Das Unternehmen mit Hauptsitz im finnischen Uusikaupunki arbeitet bereits unter anderem mit Porsche, Mercedes und BMW zusammen und will mit seiner ersten Fabrik in Deutschland seine Marktstellung festigen und ausbauen. Ziel ist es, Hauptlieferant der wichtigsten Partner zu werden.
Die Suche nach räumlicher Nähe zu den wichtigsten Kunden und zugleich zu seinem seit wenigen Jahren bestehenden Entwicklungs- und Batterietestzentrum in Bad Friedrichshall haben bei der Suche nach einem Standort offenbar die kleine Gemeinde Kirchardt in den Blick der Valmet-Gruppe und ihrem Vorstandsvorsitzenden Olaf Bongwald gerückt. Die räumlichen Voraussetzungen und die logistische Anbindung dort seien "ziemlich gut", erklärte Unternehmenssprecher Frank Volk die Standortwahl, die am Dienstag offiziell bekannt gegeben wurde. Zuvor habe das Unternehmen auch einen Neubau auf der Grünen Wiese geprüft, aber wieder verworfen.
Stattdessen sollen nun die rund 11.500 Quadratmeter großen früheren Print-Forum-Hallen samt Verwaltungstrakt, die sich inzwischen in Privatbesitz befinden, offenbar langfristig angemietet und in eine Batteriefabrik umgebaut werden. Wie viel das Unternehmen dafür in Kirchardt investiert, bleibt ein Geheimnis: Über die Größenordnung seiner Investitionen mache Valmet grundsätzlich keine Angaben, sagte Unternehmenssprecher Volk, ebenso wenig wie über die Abnehmer. Mit zwei großen Auftraggebern sollen Volk zufolge aber bereits Verträge geschlossen sein.
Dass sich das ungenutzte Gelände am östlichen Ortsausgang Kirchardts nun bald wieder mit Leben füllt, freue ihn sehr, bekannte Bürgermeister Gerd Kreiter – zumal mit Leben aus "einer Branche, die zukunftsfähig scheint". Er könne sich vorstellen, dass etliche der neu entstehenden Arbeitsplätze mit Mitarbeitern der Automobilindustrie besetzt werden, die im Zuge der allgemeinen Krise und der zunehmenden Elektrifizierung um ihren Job bangen. Und auch Volk versichert, dass eine Batterieproduktion, wie Valmet sie in seinem Hauptsitz in Uusikaupunki gerade aufbaut und im benachbarten Salo bereits betreibt, ähnlich funktioniere wie die Autoherstellung. In der ziemlich kompakten und weitgehend automatisierten Fertigung sei "relativ viel machbar mit Leuten aus der Region", beispielsweise für Techniker und Mechatroniker. 40 der 160 geplanten Arbeitsplätze sollen im Verwaltungsbereich entstehen.
Und auch baurechtlich liegen der Valmet-Ansiedlung offenbar keine größeren Steine im Weg, da ja nicht neu gebaut wird: Das zuständige Baurechtsamt in Bad Rappenau muss lediglich ein nicht allzu langwieriges Genehmigungsverfahren in Gang setzen, um den noch aus Print-Forum-Zeiten geltenden Bebauungsplan entsprechend anzupassen und die – bei einer Hochvolt-Batteriefabrik besonders umfangreichen – Brandschutzmaßnahmen zu kontrollieren.
Die Dimensionen der Valmet-Aktivitäten sind zwar deutlich kleiner als die zwei Millionen Quadratmeter große Batteriefabrik, die der Elektroautohersteller Tesla derzeit in Grünheide nahe Berlin baut, sie werden für die eng mit der Automobilindustrie verwobenen Region Heilbronn aber dennoch allgemein als Gewinn betrachtet, zumal Valmet auch weitere Arbeitsplätze in Bad Friedrichshall und am Standort München schaffen und zudem die Co2-Neutralität des Gesamtkonzerns bis 2024 erreichen will. Außerdem können durch den Standort Kirchardt die Transportwege minimiert werden. Nach einer Anfang 2022 beginnenden Vorserienfertigung in Kirchardt, soll Ende 2022 die Produktion im großen Stil beginnen.
Eine sich durch die Ansiedelung möglicherweise weiter verschärfende Verkehrsproblematik sieht Bürgermeister Kreiter übrigens nicht: Er geht davon aus, dass der Schwerlastverkehr die Route über Fürfeld zur Autobahn nehmen und nicht durch den Kirchardter Ortskern rollen wird.
Update: Dienstag, 23. März 2021, 18.15 Uhr
E-Auto-Hersteller Valmet baut Batteriefabrik
Kirchardt. (RNZ) Valmet Automotive baut seine erste Batteriefabrik in Deutschland. Die Standortwahl fiel auf Kirchardt, teilt das Unternehmen mit. Dort soll bereits im ersten Quartal 2022 die Vorserienfertigung von Batteriesystemen für elektrisch angetriebene Fahrzeuge gestartet werden. Durch die neue Batteriefabrik sollen rund 160 Arbeitsplätze geschaffen werden, heißt es in der Mitteilung.
Valmet Automotive betreibt bereits eine Batteriefabrik in Salo, Finnland. Eine zweite Batteriefabrikation, die direkt an das Autowerk von Valmet Automotive in Uusikaupunki angegliedert ist, befindet sich im Bau. Der Produktionsstart dort ist für die spätere Jahreshälfte 2021 geplant.
Am Standort in Kirchardt stehen Valmet Automotive auf dem Areal einer ehemaligen Druckerei rund 11.500 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Die Umbaumaßnahmen einer bestehenden Halle sollen im zweiten Quartal 2021 starten, bereits im ersten Quartal 2022 soll dann die hochautomatisierte Batteriefertigung anlaufen.
"Die Entscheidung zum Bau unserer ersten Batteriefabrik in Deutschland ist der nächste wichtige Schritt, um Valmet Automotive als Tier-1 Systemlieferant für Batteriesysteme und -module zu etablieren. Der Standort Kirchardt ist ideal, da er es uns ermöglicht, in der Nähe einiger unserer wichtigen Kunden zu produzieren, aber auch nah bei unseren deutschen Entwicklungsstandorten und unserem Batterie Test Zentrum in Bad Friedrichshall", sagt Olaf Bongwald, CEO Valmet Automotive.
In Kirchardt sollen durch die Batteriefabrik insgesamt rund 160 Arbeitsplätze geschaffen werden, davon etwa 120 in der Produktion und 40 in Verwaltung und Entwicklung. Parallel dazu will Valmet Automotive an seinen deutschen Engineering-Standorten München und Bad Friedrichshall seine Kapazitäten ausbauen und zahlreiche neue, hochqualifizierte Arbeitsplätze im stark wachsenden Umfeld der Elektromobilität schaffen. Gesucht werden unter anderem Ingenieure für die Entwicklungsbereiche Batteriesysteme, Zellmodule, Batteriedesign und Hochvolt-Sicherheit, sowie für die Erprobung von Batteriesystemen.