In Düsseldorf liegen Filialen von Karstadt und Galeria Kaufhof in einer Straße gegenüber. Foto: dpa
Von Erich Reimann
Essen/Köln. Alles unter einem Dach: Deutschlands letzte große Warenhauskonzerne Karstadt und Kaufhof wollen sich mit ihrer Fusion im starken Wettbewerb besser behaupten. Der neue Einzelhandels-Riese wird europaweit 243 Standorte haben und rund 32.000 Mitarbeiter beschäftigen. Das teilten der österreichische Karstadt-Eigentümer Signa und der kanadische Kaufhof-Eigner Hudson’s Bay Company (HBC) am Dienstag offiziell mit. Die Kartellämter müssen allerdings noch zustimmen.
Geleitet werden soll das zusammengeschlossene Unternehmen von Karstadt-Chef Stephan Fanderl. Der Manager betonte, die beiden zuletzt schwächelnden Partner hätten "eine ideale Lösung gefunden, um sich im umkämpften deutschen und europäischen Einzelhandelsmarkt erfolgreich zu positionieren". Was sich für die Verbraucher konkret ändern wird, blieb zunächst unklar. So ließen die Firmen offen, ob Filialschließungen geplant sind.
Nach Informationen der dpa sollen sowohl Karstadt als auch Galeria Kaufhof vorerst als Marken bestehen bleiben. Auch zu einem möglichen Stellenabbau gab es keine Angaben. Medienberichten zufolge könnten im Zuge der Fusion rund 5000 Jobs wegfallen. Das ist jedoch umstritten. Karstadt-Gesamtbetriebsratschef Jürgen Ettl forderte den Erhalt aller 32.000 Arbeitsplätze und aller Standorte: "Die Fusion darf nicht zulasten der Arbeitnehmer gehen." Die Gewerkschaft Verdi drängte die Eigentümer, die Arbeitnehmervertreter möglichst schnell in ihre Planungen einzubeziehen. Die beiden Kaufhof-Filialen in Heidelberg sollen nach bisherigen Angaben erhalten bleiben. Außerdem gehört die Filiale von Saks Off 5th in der Hauptstraße ebenfalls zum neuen Konzern. In Heilbronn war eine von zwei Kaufhof-Filialen geschlossen worden.
Offiziell ist von einer "Fusion unter Gleichen" die Rede. Doch wird die Signa-Holding von Karstadt-Eigentümer René Benko die Mehrheit am neuen Unternehmen halten: Signa erhält 50,01 Prozent der Anteile, HBC 49,99 Prozent. An den Kaufhof-Immobilien, die viele Milliarden wert sind, wird Signa mit 50 Prozent beteiligt sein. Unter dem Dach der neuen Holding werden nicht nur die deutschen Kaufhof- und Karstadt-Filialen vereint, sondern auch die Karstadt-Sporthäuser, die europäischen Filialen der Outlet-Kette Saks Off 5th, die Galeria-Inno-Kaufhäuser in Belgien, die Hudson’s-Bay-Warenhäuser in den Niederlanden sowie eine Reihe von Internet-Anbietern.
Kaufhof und Karstadt macht seit Jahren der Siegeszug von Billiganbietern wie Primark und Online-Händlern wie Amazon oder Zalando zu schaffen, aber auch die großen Einkaufszentren. Besonders kritisch ist die Situation zurzeit bei Kaufhof. Die Kölner kämpfen seit der Übernahme durch HBC Ende 2015 mit Umsatzrückgängen und roten Zahlen. Karstadt hat nach einer harten Sanierung unter Führung Fanderls gerade erst die Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft. Von dem Zusammenschluss erhoffen sich die beiden Ketten eine Verbesserung ihrer Wettbewerbsposition. Die Bündelung von Einkaufsmacht dürfte bessere Konditionen bei Lieferanten ermöglichen. Außerdem könnten laut Branchenkennern in der Verwaltung, Datenverarbeitung und Logistik beträchtliche Summen gespart werden.
Ein Wort mitzureden haben die Wettbewerbshüter. Kartellamtspräsident Andreas Mundt kündigte an, die Fusionspläne genau zu prüfen: "Wir stellen uns auf ein extrem umfangreiches und aufwendiges Verfahren ein." Der Deutsche Städtetag sieht die Fusion laut Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy "nicht ohne Sorge". Die Warenhäuser seien wichtige Arbeitgeber und Versorgungszentren vor Ort, sie unterstützten durch ihre Anziehungskraft auch den Einzelhandel in ihrem Umfeld. "Deshalb wünschen wir uns, dass nach der Fusion möglichst alle Kaufhaus-Standorte bestehen bleiben."
Auch die Gewerkschaft Verdi sieht im Südwesten nach der Fusion keinen Anlass, weitere Filialen zu schließen. "Allein die Tatsache, dass es Doppelstandorte gibt, ist kein Grund dafür, sie zu schließen", sagte Landesfachbereichsleiter Bernhard Franke. In Heilbronn etwa habe sich gezeigt, dass der Umsatz der geschlossenen Kaufhof-Filiale nicht auf die übrig gebliebene Filiale übergegangen sei. Stattdessen brauche es eine Differenzierungsstrategie - etwa für Standorte wie Stuttgart, wo Kaufhof noch drei Kaufhäuser betreibe.