Irre Angebote

50 Euro für eine Capri-Sun mit Plastikstrohhalm

Das Plastikverbot treibt seltsame Blüten. Im Internet werden die immer rarer werdenden Trinkpäckchen zu hohen Preisen angeboten.

21.07.2021 UPDATE: 23.07.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden
An dieser Packung ist für die Fans die Welt noch in Ordnung. Das Trinkpäckchen hatte noch einen orangen Plastikstrohhalm. Foto: dpa

Von Lydia Dartsch

Eppelheim. Seit April versieht Capri-Sun seine Trinkbeutel mit einem Papierstrohhalm, statt einem aus Plastik. Grund ist das 2019 vom EU-Parlament beschlossene Plastikverbot, nach der unter anderem Einwegplastikprodukte seit 3. Juli verboten sind. Doch die Umstellung rief nicht nur Kritiker auf den Plan, sondern eröffnete im Internet ein unerwartetes Angebot.

Bei Ebay-Kleinanzeigen werden derzeit die Trinkpäckchen mit Plastikstrohhalm zu teils horrenden Preisen angeboten. Das günstigste beginnt bei 10 Euro. Aber es werden auch 50 Euro und mehr verlangt. Manche Anbieter bieten sogar nur die Strohhalme an - beginnend bei drei Euro pro Halm bis hin zu 100 Euro für 12 Halme. Rund 1000 Angebote aus Deutschland gibt es dafür auf der Verkaufsplattform.

Seltsamer Geschmack, kaum Stabilität

"Eigentlich war es nur als Gag gedacht", sagt Miriam aus Leimen, eine der Anbieter. Sie hatte sich schon an der Namensänderung vor gut vier Jahren gestört. Und jetzt der Papierstrohhalm: "Es schmeckt nicht mehr wie früher, sondern nach Pappe", berichtet sie auf RNZ-Nachfrage. Zudem weiche das Papier schnell auf. Das sei vor allem für Kinder gefährlich, wenn das Trinkpäckchen nicht sofort ausgetrunken wird und noch länger steht, was bei kleinen Kindern ja öfters vorkomme.

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"Also dachte ich mir, vielleicht findet es jemand praktisch, einen Plastikstrohhalm dabeizuhaben. Den kann man ja immer wieder abspülen", erklärt sie. Durch Zufall hatte sie noch einen Altbestand der Trinkpäckchen Zuhause und inserierte. Einen Reibach wie andere wollte sie nach eigenem Bekunden damit nicht machen. Über die Preise mancher anderer Anbieter wundert sie sich auch.

Ziel: Komplett recyclebar bis 2023

Mit der Kritik ist Miriam nicht alleine. So wird die Produktumstellung unter anderem bei Instagram diskutiert: "Schmeckt nach Mathebuch", schreiben einige. Andere bemängeln, dass der Trinkhalm abknickt und sich auflöst. Dagegen gibt es auch einige, die die Aufregung nicht verstehen können und Anleitungen geben, wie sich der Papierhalm mit Fingerspitzengefühl unfallfrei in das Päckchen stechen lässt.

Und dann ist da noch der Umweltaspekt, den viele ebenfalls nicht nachvollziehen können. Schließlich werde der Strohhalm weiterhin in Plastik eingeschweißt. Auch das Päckchen besteht weiterhin überwiegend aus Plastik. Auf einen kritischen Post dazu teilt Capri Sun mit, es sei ihr Ziel bis 2023 eine vollständig recyclebare Verpackung auf den Markt zu bringen.

Was die Angebote auf den Verkaufsplattformen angeht, lässt Capri Sun auf RNZ-Anfrage lediglich verlauten: "Wir haben das auch schon beobachtet. Wir möchten es aber nicht weiter kommentieren." Fraglich ist zudem, ob die Trinkpäckchen mit Plastikstrohhalm überhaupt Abnehmer finden. So sind einige der überteuerten Trinkpäckchen schon seit Mitte Juli inseriert. Auch Miriams vergleichsweise günstiges Angebot hat seit Mitte Juni noch keinen Käufer gefunden. Vielleicht ist es den Plastikstrohhalm-Nostalgikern dann doch zu teuer und zu umständlich, die kleinen Dinger abzuwaschen.

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