Sparkurs lässt Gewinn kräftig steigen
Nach einem durchwachsenen Jahr 2018 rechnet HeidelbergCement wieder mit Rückenwind - Neubau der Zentrale voll im Plan

Zement für die Region: Ein Radlader im Nußlocher Steinbruch, die Schaufel ist mit Kalkstein gefüllt. Foto: Uwe Anspach
Von Daniel Bernock
Heidelberg. Ein letztes Mal stellte HeidelbergCement-Chef Bernd Scheifele am Donnerstag eine Jahresbilanz der Presse vor. Und ausgerechnet das Zahlenwerk für das Jahr 2018 war durchwachsen. Im Oktober musste das Unternehmen sogar eine Gewinnwarnung veröffentlichen, die aller erste in Scheifeles Karriere. "2018 war für die gesamte Industrie kein einfaches Jahr", sagte der 60-jährige Manager, der im Februar 2020 in den Ruhestand gehen wird. Getroffen haben das Unternehmen wegen der energieintensiven Zementproduktion vor allem steigende Preise für Strom und Kohle. So seien im vergangenen Jahr etwa die Preise an der Leipziger Strombörse um 30 Prozent gestiegen.
Belastend wirkten sich auch die Vorboten des Brexits aus, wie etwa der rückläufige Immobilienmarkt in London, der jahrelang nur eine Richtung kannte. Im Großraum London hat HeidelbergCement einen Marktanteil von 40 Prozent. Die von der britischen Regierung geplanten Infrastrukturprogramme könnten zwar wieder für einen Auftragsschub sorgen - allerdings zeigte sich Scheifele skeptisch, dass mit einer Umsetzung der Projekte in naher Zukunft zu rechnen ist. "Wir glauben, dass wir in England das schlimmste hinter uns haben", sagte Scheifele. Die Querelen zwischen der EU und Großbritannien über Zölle und Grenzkontrollen treffen das Unternehmen weniger. HeidelbergCement produziert lokal und verkauft seine Waren auch lediglich rund um die Werke. Sieben Prozent des Gesamtumsatzes werden auf der Insel erwirtschaftet, beim Gewinn ist der Anteil deutlich niedriger.
Gegenwind verspürte das Unternehmen 2018 auch durch den starken Euro. Das dritte Jahr in Folge habe die Gemeinschaftswährung die Bilanz belastet. Seit 2016 "fehlen" durch diesen Effekt rund 300 Millionen Euro.
Insgesamt, so Scheifele, seien die Zahlen "okay". Der Umsatz stieg das erste Mal über 18 Milliarden Euro. Wegen eines angestoßenen Sparkurses und des Verkaufs von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten kletterte der Gewinn um ein Viertel auf 1,14 Milliarden Euro.
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Die Aktionäre sollen eine Dividende von 2,10 Euro pro Aktie erhalten - die neunte Dividendenerhöhung in Folge. Seit 2009 hat das Unternehmen die Gewinnausschüttung an die Aktionäre im Schnitt um 37 Prozent pro Jahr erhöht.
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Scheifele mit einer Erholung der Geschäfte. "Das globale Wirtschaftswachstum setzt sich fort, auch wenn es sich voraussichtlich etwas abschwächen wird", sagte der HeidelbergCement-Chef. Umsatz und Gewinn sollen "moderat" zulegen. Unter anderem sollen asiatische Länder wie Indien, Thailand und Indonesien wieder stärker wachsen.
Das eingeleitete Sparprogramm soll weitergehen. Vor allem durch die Übernahme des italienischen Konkurrenten Italcementi habe das Unternehmen viele Vermögenswerte erhalten, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Alleine in Italien haben die Heidelberger durch den Zukauf 800 Grundstücke erworben, die nun abgestoßen werden. Zudem seien die Italiener auch an Flughäfen oder Krankenhäusern beteiligt gewesen - alles Aktivitäten, die nun veräußert werden. Ebenfalls verkauft wird die frühere Italcementi-Zentrale in Bergamo. 500 Millionen Euro will das Unternehmen 2019 durch die Verkäufe einnehmen.
Auch in der Heidelberger Hauptverwaltung soll gespart werden. Einen großen Stellenabbau wird es allerdings nicht geben. Betroffen sind vor allem Führungspositionen. Unterm Strich würden über die natürliche Fluktuation zwischen 20 und 30 Stellen abgebaut.
Einen Abschied mit durchwachsenen Zahlen wollte der ehrgeizige Scheifele nicht auf sich sitzen lassen. So betonte er, dass auch die Zahlen für 2019 "seine" seien - wenngleich diese dann von seinem Nachfolger Dominik von Achten der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Die nächste Bilanzpressekonferenz könnte dann in der neuen Hauptverwaltung in der Berliner Straße stattfinden. Bis zum Jahresende soll der Bau abgeschlossen sein, der Umzug sei für das erste Halbjahr 2020 geplant, sagte Finanzvorstand Lorenz Näger, der für den Neubau zuständig ist. Sowohl bei der Bauzeit als auch beim Budget (100 Millionen Euro) sei man "100 Prozent im Plan".