Auch bei Heideldruck, hier ein Mitarbeiter im Stammwerk Wiesloch, kehren die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurück. Foto: dpa
Von Matthias Kros
Heidelberg. Deutschlands Unternehmen sollen ihre Beschäftigten wegen der Corona-Krise auch weiter leichter in Kurzarbeit schicken können. "Kurzarbeit ist die stabilste Brücke über ein tiefes wirtschaftliches Tal", sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nach dem Beschluss eines entsprechenden Gesetzentwurfs im Bundeskabinett am Mittwoch in Berlin. Mirko Geiger, Chef der IG Metall Heidelberg, begrüßte das Vorhaben: "Kurzarbeit ist ein unverzichtbarerer Baustein zur Bewältigung der aktuellen Corona-Krise", sagte er.
Sie habe auch in der Region größere Verwerfungen am Arbeitsmarkt bislang verhindert. Gleichwohl mahnte er an, die freie Zeit für Qualifizierungen der Mitarbeiter zu nutzen. "Nach der Krise werden viele Arbeitsplätze anders sein", sagte der Arbeitnehmervertreter etwa mit Blick auf die fortschreitende Digitalisierung. "Darauf müssen die Mitarbeiter vorbereitet werden."
Laut einem Gesetzesentwurf des Bundeskabinetts soll die Bezugszeit für das Kurzarbeitergeld auf bis zu 24 Monate verlängert werden, maximal bis Ende 2021. Die Verlängerung soll für alle Betriebe mit einem Beginn der Kurzarbeit bis Ende 2020 gelten. Das Kurzarbeitergeld wird weiter von sonst 67 Prozent auf 70 Prozent des Lohns erhöht – und für Berufstätige mit Kindern auf 77 Prozent. Diese Erhöhung greift ab dem vierten Monat. Ab dem siebten Monat gibt es 80 beziehungsweise 87 Prozent.
Auch in der Rhein-Neckar-Region wurde bereits massiv von Kurzarbeit Gebrauch gemacht. Allein im Bezirk der Arbeitsagentur Heidelberg gingen seit März 8350 entsprechende Anzeigen für über 92.000 Mitarbeiter ein. "Das trifft im Moment durch die Bank weg verschiedenste Branchen und Betriebe in allen Größenordnungen. Prinzipiell ist das verarbeitende Gewerbe betroffen, das Hotel und Gaststättengewerbe sowie der Einzelhandel", erklärt ein Sprecher am Mittwoch.
Allerdings ging die Zahl der neuen Kurzarbeits-Anzeigen zuletzt drastisch zurück. Schon im Juni waren es nur noch 188, im Juli 127 und im August 65. Auch "die Höhe des tatsächlichen Arbeitsausfalles wird sich in den letzten Monaten verändert haben", vermutet der Agentur-Sprecher ohne genaue Zahlen zu nennen.
Stabilisiert hat sich beispielsweise die Lage beim Baustoffkonzern HeidelbergCement, der Anfang Mai für die Heidelberger Hauptverwaltung mit ihren rund 800 Mitarbeitern Kurzarbeit beantragt hatte. Seit August ist die Maßnahme bereits ausgesetzt und so werde es auch im kommenden Oktober bleiben, erklärte eine Unternehmenssprecherin am Mittwoch. Ein "Rückfall" bleibt aber möglich, die Betriebsvereinbarung zum Thema Kurzarbeit läuft grundsätzlich noch bis Ende des Jahres.
Deutlich verbessert hat sich zuletzt auch die Situation bei der Heidelberger Druckmaschinen AG. Zeitweise war das Wieslocher Stammwerk auf eine Art Notbetrieb mit nur wenigen Hundert Mitarbeitern heruntergefahren gewesen. Anfang September waren aber schon wieder rund 2000 der insgesamt knapp 5000 Mitarbeiter im Stammwerk. Gleichwohl wird die Kurzarbeit den weltgrößten Druckmaschinenbauer wohl auch im Herbst nicht loslassen: Die Abklärung für den Oktober sei zwar noch nicht ganz abgeschlossen, sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch. "Wir gehen aber davon aus, dass in einzelnen Bereichen auch im Oktober trotz einer leicht verbesserten Auftragslage Kurzarbeit notwendig sein wird".
Von einer generellen Entwarnung in der Metallbranche der Region wollte Geiger von der IG Metall Heidelberg auch deshalb noch nicht reden. Nach wie vor sei die Stimmung "abwartend", sagte er, die Erholung verlaufe noch "in homöopathischen Dosen". Er mache aber auch die Erfahrung, dass sich die Betriebe gut auf mögliche Rückschläge wie eine neue Ansteckungswelle vorbereitet hätten.
Bei etlichen anderen großen Arbeitgebern der Region ist Kurzarbeit aber auch gar kein Thema. Das große ABB-Werk in Heidelberg (Stotz) ist bislang sehr glimpflich und praktisch ohne Kurzarbeit durch die Krise gekommen. Auch die Walldorfer SAP hat die Maßnahme bislang gar nicht in Anspruch genommen und verfolgt einem Sprecher zufolge auch keine Pläne. Gleiches gilt für den Wieslocher Finanzdienstleister MLP.