HeidelbergCement hat das Jahr trotz Corona besser abgeschlossen als erwartet. Foto: dpa
Von Barbara Klauß
Heidelberg. Der Baustoffkonzern HeidelbergCement verleiht seinen Klimaschutzbemühungen mehr Nachdruck und verankert seine CO2-Reduktionsziele in den Vergütungssystemen für die Mitarbeiter in aller Welt. Das teilte das Unternehmen am Dienstag in Heidelberg mit. "Die volle Erreichung der variablen Vergütung wird zukünftig nur dann gegeben sein, wenn sowohl die finanziellen Ziele als auch das Nachhaltigkeitsziel erfüllt werden", erklärte der Vorstandsvorsitzende Dominik von Achten.
Die Regelung gilt ab dem Geschäftsjahr 2021 für alle Mitglieder des Vorstands sowie für alle bonusberechtigten Mitarbeiter weltweit. Sie solle dazu beitragen, einen generellen Bewusstseinswandel im Unternehmen herbeizuführen, erklärte ein Sprecher. Damit die ökonomisch beste Entscheidung nicht automatisch der nachhaltigsten vorgezogen wird. Werden die Nachhaltigkeitsziele nicht erreicht, "geht das dem Einzelnen schon an den Geldbeutel", so der Sprecher. "Das ist ein echter Anreiz."
Bereits im September hatte der HeidelbergCement-Chef die Latte bei der Nachhaltigkeit höher gelegt. Das Ziel, den CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 30 Prozent zu senken, soll nun bereits 2025 erreicht werden – und damit fünf Jahre früher als ursprünglich geplant. Zudem will der größte deutsche Baustoffkonzern bis 2050 CO2-neutralen Beton anbieten. "Wir sehen den Klimawandel und die Digitalisierung als die beiden zentralen Herausforderungen der Zukunft für die Gesellschaft und für uns als Unternehmen", hatte von Achten damals erklärt. Als einer der weltweit führenden Baustoffhersteller habe HeidelbergCement den Anspruch, bei diesem Wandel der Industrie zur CO2-Neutralität eine Vorreiterrolle einzunehmen, betont er immer wieder.
Die Zementindustrie ist eine der CO2-intensivsten. Schätzungen zufolge ist sie für rund acht Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich Auch HeidelbergCement ist deshalb scharfer Kritik von Umweltschutzorganisationen ausgesetzt.
Doch bei der industriellen Umsetzung von Technologien zur CO2-Reduzierung und -Abscheidung macht das Unternehmen eigenen Angaben zufolge "große Fortschritte". So soll etwa ein Projekt im norwegischen Brevik zur Abscheidung und Speicherung von CO2 im industriellen Maßstab bis 2024 abgeschlossen sein. Im Pilotprojekt "catch4climate" will HeidelbergCement mit drei weiteren Zementherstellern im Werk Mergelstetten eine Demonstrationsanlage zur CO2-Abscheidung im halbindustriellen Maßstab bauen und betreiben. Das dort gewonnene CO2 soll genutzt werden, um sogenannte "reFuels", also klimaneutrale synthetische Kraftstoffe herzustellen – wie beispielsweise Kerosin für den Flugverkehr.
Unterdessen hat HeidelbergCement das Corona-Jahr 2020 dank seines Sparkurses etwas besser abgeschlossen als erwartet. Von einem "Spitzenergebnis", sprach von Achten bei der Vorlage vorläufiger Zahlen fürs Gesamtjahr. Die Auswirkungen der Pandemie hatten HeidelbergCement im Frühjahr stark zugesetzt. Doch die coronabedingten Absatzrückgänge habe man "durch konsequente Ausgabendisziplin" mehr als ausgleichen können, so von Achten. Vor einem Jahr hatte der Konzern ein Sparprogramm gestartet. Unter anderem mit der Reduzierung von Personalkosten, freiwilligen Gehaltskürzungen des Managements und Beschränkungen bei Investitionen hat nun 1,3 Milliarden Euro eingespart. Auch beim Schuldenabbau kam das Unternehmen voran und senkte die Nettoverschuldung im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Milliarden Euro auf 6,9 Milliarden Euro.
Für das laufende Geschäftsjahr zeigt sich von Achten vorsichtig zuversichtlich. Er geht davon aus, dass sich die Nachfrage in vielen Märkten positiv entwickeln wird. "Wir sind gut in das Jahr 2021 gestartet", so der Vorstandsvorsitzende. Doch bleibe die Visibilität relativ gering. Entscheidend sei insbesondere der weitere Verlauf der Corona-Pandemie.