Ein Blick in das derzeitige RNF-Studio in Mannheim. Archivfoto: zg
Von Matthias Kros und Barbara Klauß
Mannheim. Der regionale TV-Sender Rhein-Neckar-Fernsehen und TV-Produktion GmbH (RNF) hat beim Amtsgericht Mannheim erneut Insolvenz angemeldet. Die Gründe seien in einer "doppelten Krise” zu suchen, sagte RNF-Geschäftsführer Ralph Kühnl am Freitag: Seit dem Tod des Eigentümers Andreas Schneider-Neureither Anfang November 2020 "ist unsere Muttergesellschaft, die SN Assets GmbH, führungslos und handlungsunfähig, da erbrechtliche Fragen nicht geklärt sind. Daher war es uns in der Corona-Krise nicht möglich, Hilfsprogramme in nennenswerter Höhe in Anspruch zu nehmen, weil diese regelmäßig der Mitwirkung der Gesellschaft bedürfen”. Der Geschäfts- und Sendebetrieb werde aber unterbrechungsfrei fortgeführt.
Das RNF ist damit schon zum dritten Mal zahlungsunfähig. Im Jahr 2018 hatte der Sender erstmals Insolvenz angemeldet und wurde von der Mannheimer Mediengruppe Dr. Haas übernommen, zu der unter anderem der "Mannheimer Morgen" gehört. Diese zog sich aber wenige Monate später wieder zurück, weshalb das RNF zum zweiten Mal in die Insolvenz rutschte, aus der sie dann Schneider-Neureither, Gründer des Heidelberger Softwareunternehmens SNP rettete. Mit seinem Tod im November 2020 ging der Sender an eine Erbengemeinschaft über.
Vor einigen Wochen hatte dann der Heidelberger Jürgen B. Harder Interesse am RNF bekundet und entsprechende Gespräche bestätigt. Ein Verkauf an einen neuen Investor sei aber nicht in Frage gekommen, so Kühnl, da die Erbengemeinschaft auf Schneider-Neureither rechtlich nicht in der Lage gewesen sei, über die SN Assets SE, die Anteile am RNF zu veräußern.
Dennoch könnte es noch eine Zukunft für das gebeutelte RNF geben. Inzwischen habe sich ein Team um den Heidelberger Unternehmer und MLP-Gründer Manfred Lautenschläger gebildet, das den Sender "gemeinsam mit der bisherigen Mannschaft auf ein – neues – stabiles finanzielles und juristisches Fundament stellen" wolle, so Kühnl.
Lautenschläger bestätigte die Pläne: "Wir kennen und schätzen das Rhein-Neckar-Fernsehen seit vielen Jahren und wissen um seine wichtige journalistische Rolle in der Region. Nun ist der Sender durch ein Unglück und zusätzlich erschwert durch die Corona-Pandemie erneut in eine Krise geraten. Wir sind der Meinung, dass RNF unbedingt erhalten werden sollte – nachhaltig abgesichert, verteilt auf mehrere Schultern. Dazu wollen wir in den kommenden Wochen in Abstimmung mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter ein Konzept entwickeln", sagte der MLP-Gründer, dessen Team unter anderem der Gründer und Aufsichtsratsvorsitzende der Kommunikationsagentur WOB Frank Merkel und Michael Schenk, Inhaber der Veranstaltungsagentur epicto, angehören.
Das RNF beschäftigt aktuell 26 festangestellte Mitarbeiter sowie Aushilfen, deren Arbeitsplätze erhalten werden sollen. Der TV-Sender steckt gerade mitten in einer Neuausrichtung, die er nur schwerlich aus eigenen Mitteln stemmen kann. Dabei will das RNF künftig an drei Standorten in der Region präsent sein, geplant ist unter anderem ein etwa 100 Quadratmeter großes Fernsehstudio in Heidelberg, in dem unter anderem die halbstündige, täglich ausgestrahlte Nachrichtensendung "RNF life" produziert werden soll. Das RNF wird nach eigenen Angaben täglich von rund 400 000 Zuschauern gesehen. Die Probleme begannen im Jahr 2017, als das RNF nach rund 30 Jahren völlig überraschend die lukrative Lizenz für das RTL-Regionalfenster an den Konkurrenten Zone 7 verlor.
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde vom Amtsgericht Mannheim Rechtsanwalt Henrik Schmoll vom Standort Heidelberg der bundesweit tätigen Sozietät Wellensiek bestellt. Sein vorrangiges Ziel sei es nun, gemeinsam mit der Geschäftsführung den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und den Sendetrieb weiter aufrechtzuerhalten, teilte Schmoll am Abend mit. "Hierzu habe ich bereits erste Gespräche mit den Beteiligten aufgenommen", sagte Schmoll. Die ersten Signale seien zwar positiv, aber es müssten noch komplexe Sachverhalte geklärt werden. Außerdem müsse man die Unwägbarkeiten der Covid-19-Pandemie berücksichtigen.
In den kommenden Wochen will Schmoll nun verschiedene Sanierungsoptionen prüfen. "Wir wollen das Unternehmen und möglichst viele Arbeitsplätze sichern", erklärte er. "Trotz Corona-Pandemie und ihrer Auswirkung auf die Wirtschaft sehen wir Chancen, dass dies gelingen kann. Auch deshalb, weil erste Interessenbekundungen für das Unternehmen vorliegen." Für die Beschäftigten werde er zeitnah die Vorfinanzierung des Insolvenzgelds beantragen, sodass deren Löhne und Gehälter gesichert sind.
Update: Freitag, 19. März 2021, 19.07 Uhr