Das Haldex-Werk in Heidelberg-Wieblingen. Archiv-Foto: Kay Sommer
Heidelberg. (tv) Die schwedische Haldex-Gruppe schließt den Standort Heidelberg mit 100 Mitarbeitern. Die Produktion von Lkw-Bremsen- und Luftfederungsprodukten soll in das Werk Szentlörincskáta in Ungarn verlagert werden. Wie das Unternehmen am Dienstag weiter mitteilte, sollen in Deutschland 17 Arbeitsplätze in den Bereichen Vertrieb und Verwaltung erhalten bleiben. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Gruppe zu erhalten, sei die Zusammenlegung von Betriebsstätten unvermeidlich, hieß es vonseiten des Unternehmens. Die Mitarbeiter in Heidelberg sind nach Bekanntwerden der Nachricht alle nach Hause gegangen, wie die IG Metall Heidelberg bestätigte.
Für die Arbeitnehmervertretung sei die Nachricht von der Werksschließung "aus heiterem Himmel" gekommen, sagte Michael Seis, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Heidelberg, der RNZ. Er bezeichnete das Vorgehen von Haldex als "nicht seriös". Das für am Dienstag anberaumte Treffen sei als Folgegespräch über die Zukunft des Unternehmens in Heidelberg gedacht gewesen. Da der Mietvertrag für die Gebäude in Wieblingen im März ausläuft und nicht verlängert werden konnte, wollte man unter anderem nach alternativen Standorten suchen. Der Versuch, das Gebäude, das einem Finanzinvestor gehört, zu kaufen, sei nicht erfolgreich gewesen. Die IG Metall hatte sich bereits auf der Suche nach einem neuen Standort gemacht – im geplanten Industriepark der Heidelberger Druckmaschinen in Wiesloch hätte man Chancen gehabt, so Michael Seis.
"Haldex ist es in Europa nicht gelungen, die Profitabilität auf ein Niveau zu steigern, das den Erwartungen entspricht", begründete Haldex-Vorstand Staffan Olsen laut Pressemitteilung die Werksschließung. Der sich abzeichnende wirtschaftliche Abschwung und das Kostenniveau in Deutschland hätten zu der Entscheidung geführt, die Produktion von Heidelberg nach in Ungarn zu verlagern.
Auf den verschärften Kostendruck hätte Haldex zunächst mit Einsparungen reagiert. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Gruppe zu erhalten, sei nunmehr auch die Zusammenlegung von Betriebsstätten unvermeidlich. "Durch die Zusammenlegung der Produktionen lassen sich Skaleneffekte erzielen bei gleichzeitiger Reduzierung der Produktionskosten", so Staffan Olsson. Bereits Anfang Oktober hatte Haldex angekündigt, die Produktion in Bluesprings, USA, nach Mexiko zu verlagern.
Die IG Metall hat Zweifel, ob die Verlagerung nach Ungarn sinnvoll ist. Haldex produziere in Heidelberg profitabel. "Wir halten die Werkschließung für falsch", sagte Michael Seis.
"Haldex ist sich bewusst, dass die Maßnahmen mit einschneidenden Veränderungen für die betroffenen Mitarbeiter und ihre Familien verbunden sind", sagte Manfred Vogel, Betriebsleiter der Haldex GmbH. "Gleichwohl ist das Unternehmen mit Blick auf die Verantwortung für die Belegschaft der gesamten Haldex Gruppe zu diesem Schritt gezwungen."
Die Modalitäten der Werkschließung würden derzeit zwischen dem Unternehmen und dem Betriebsrat verhandelt. Dies werde auch die Verständigung über einen Interessenausgleich und Sozialplan umfassen. Nach derzeitiger Planung soll die Schließung im ersten Halbjahr 2020 umgesetzt werden.
Michael Seis widersprach der Darstellung, dass derzeit mit dem Betriebsrat verhandelt werde. "Die Arbeitnehmervertreter wurden heute mit der Ankündigung der Werkschließung überrascht." Verhandlungen hätten noch nicht begonnen. Nun müsse der Arbeitgeber dem Betriebsrat die Maßnahmen lückenlos erklären und den Arbeitnehmervertretern die Möglichkeit geben, Gegenvorschläge zu machen.