STA Travel übernahm in Deutschland den Studentischen Informations- und Reisedienst und ist auf Reisen für Studierende spezialisiert. Foto: dpa
Von Matthias Kros
Heidelberg. Weiterer Rückschlag für die in der Corona-Krise besonders gebeutelte Reisebranche: Nach dem Schweizer Mutterunternehmen hat am Freitag auch die deutsche Reisebüro-Kette "STA Travel" Insolvenz angemeldet. Grund sei die Covid19-Pandemie, die in den vergangenen Monaten zu einer plötzlichen Einstellung der weltweiten Reisetätigkeit geführt habe, teilte das Unternehmen mit. Deshalb habe die STA Travel GmbH am Donnerstag beim Amtsgericht Frankfurt die Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Dem sei stattgegeben worden.
Die Kette ist ihrer Internetseite zufolge in Deutschland in 32 Universitätsstädten präsent und auf Reisen für junge Leute und Studierende spezialisiert. Auch in Heidelberg und Mannheim gibt es Filialen, in denen am Freitag aber niemand mehr ans Telefon ging. "Liebe Kunden, leider sind wir derzeit telefonisch nicht erreichbar", heißt es lediglich per Bandansage. "Vorsorglich möchten wir Sie darauf hinweisen, dass die Entwicklung in Bezug auf unsere Muttergesellschaft derzeit keine unmittelbare Auswirkung auf unser operatives Geschäft hat."
Das Unternehmen hat australische Wurzeln und wurde vor fast 50 Jahren von Studierenden gegründet. Anfang der 90er Jahre übernahm STA den Studentischen Informations- und Reisedienst in Deutschland und formte daraus sein deutsches Standbein.
Vergangene Woche hatte bereits die schweizerische Muttergesellschaft Insolvenz angemeldet. Dabei hieß es, das Geschäft in den anderen Märkten könne weiterlaufen. Das deutsche Management kann nun versuchen, das Unternehmen zu reorganisieren. Die Interessen der Gläubiger vertritt dabei ein beigeordneter Sachwalter. Man wolle das Verfahren nutzen, "um die deutsche STA Travel GmbH so aufzustellen, dass sie für die kommenden Monate gerüstet ist und nach Aufhebung der Reisebeschränkungen wieder stark am Markt vertreten sein kann", heißt es auf der Internetseite. "Hierzu soll eine größtmögliche Anzahl der Arbeitsplätze erhalten werden, um unseren Kunden dann auch in Zukunft in der gewohnten Qualität Reiseleistungen anbieten zu können." Immerhin habe man in den vergangenen Wochen wieder erhöhte Buchungsanfragen festgestellt.
Dabei könnte die Insolvenz von STA Travel nur der Anfang sein. Der Deutsche Reiseverband (DRV) befürchtet hierzulande eine Pleitewelle in der Tourismusbranche. Das geht aus einer Umfrage des Verbands hervor, über die das "Handelsblatt" berichtet. Über 60 Prozent der Reisebüros sehen sich demnach unmittelbar von der Insolvenz bedroht, bei den Reiseveranstaltern ist es gut die Hälfte, die ihre Situation so einschätzt. Knapp die Hälfte der Reisebüros musste der Umfrage zufolge bereits Mitarbeiter entlassen.