Die erste Dax-Chefin: Jennifer Morgan führt als Co-Vorstandsvorsitzende SAP. Foto: dpa
Amsterdam. (dpa/kla) Bei einer Studie zur Geschlechtergleichheit in Unternehmen schneidet der Softwarekonzern SAP unter den 30 Dax-Konzernen am besten ab. Mit einem Ergebnis von 63 Prozent lag das Walldorfer Unternehmen deutlich über dem Dax-Durchschnitt von 44 Prozent. Insgesamt waren bei der europaweiten Studie 100 Prozent möglich. Den besten Wert erreichte der französische Kosmetik-Konzern L’Oréal mit 73 Prozent.
Bei der von der Europäischen Kommission finanzierten Studie des Analysehauses Equileap wurden 255 Unternehmen aus zehn europäischen Ländern auf ihren Erfolg bei der Bekämpfung von Geschlechterungleichheit untersucht. 19 verschiedene Aspekte wurden dabei bewertet und unterschiedlich gewichtet, darunter eine ungleiche Bezahlung zwischen den Geschlechtern, der Frauenanteil in Führungspositionen und die Regelungen zum bezahlten Mutterschaftsurlaub.
Dass SAP in einem solchen Ranking einen der vorderen Ränge belegt, verwundert nicht. Seit Jahren fördert der Walldorfer Softwarekonzern gezielt Frauen. So erreichte das Unternehmen im Jahr 2017 das selbst gesteckte Ziel, 25 Prozent der Führungsstellen mit Frauen zu besetzen. Derzeit sind es einem Sprecher zufolge rund 27 Prozent. Bis Ende 2022 sollen es 30 Prozent werden. Zudem ist SAP der erste Dax-Konzern, der von einer Frau geführt wird, seit Jennifer Morgan im Oktober vergangenen Jahres Co-Chefin des Konzerns wurde. Und sie will dazu beitragen, dass sie nicht lange eine Ausnahme bleibt. "Ich habe mir vorgenommen, das Thema Gleichberechtigung überall anzusprechen", sagte die 48-Jährige damals. "Und immer nur eins zu fragen: warum nicht?"
Punkten konnte SAP bei der Studie der Europäischen Kommission wohl auch mit den umfangreichen Möglichkeiten, von zu Hause aus zu arbeiten. Die Mitarbeiter in Deutschland dürfen weitgehend frei entscheiden, von wo aus sie ihre Arbeit erledigen. Zudem hat der Konzern eigenen Angaben zufolge vor einiger Zeit mithilfe eines externen Beratungsunternehmens die Gehälter der Mitarbeiter auf Ungerechtigkeiten hin untersucht – und in manchen Fällen Anpassungen vorgenommen, wie ein Sprecher erklärte.
Bei einer familienorientierten Unternehmenskultur gehe SAP mit gutem Beispiel voran, teilte auch Familienministerin Franziska Giffey nach einem Besuch in Walldorf in der vergangenen Woche auf der Website des Ministeriums mit. "Familienfreundlichkeit ist für die Zukunft von Unternehmen von zentraler Bedeutung. Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels. Denn wer gute Fach- und Führungskräfte gewinnen und halten will, muss dafür sorgen, dass sich Familie und Beruf miteinander vereinbaren lassen."
Neben SAP hat es kein Unternehmen aus Baden-Württemberg – und aus ganz Deutschland – in die Top 20 des Studien-Rankings geschafft. Beim Angebot flexibler Arbeitszeiten aber machten die 30 Dax-Unternehmen im europäischen Vergleich eine gute Figur. Nach Angaben der Studienautoren bieten 29 von ihnen ihren Mitarbeitern flexible Arbeitszeiten an. Bei der Bezahlung herrsche aber noch Nachholbedarf. Mit etwa 21 Prozent ist die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen (Gender Pay Gap) die drittgrößte in der Erhebung.