Von Matthias Kros
Eppelheim. Capri-Sun-Chef Roland Weening will den Absatz des Fruchtsaftgetränks in den kommenden fünf Jahren auf acht Milliarden Trinkpacks jährlich steigern. Das kündigte der Chief Executive Officer (CEO), also der Geschäftsführer, der Capri-Sun Group Holding mit Sitz im Schweizerischen Baar am Montag an. Derzeit würden etwa sechs Milliarden der charakteristischen Folienbeutel pro Jahr verkauft, erklärte eine Unternehmenssprecherin.
Auch die aktuelle Corona-Pandemie werde die Expansion nicht stoppen, so Weening. "Das hat uns nicht hart getroffen, essen und trinken müssen die Leute immer – auch wenn sie mehr zu Hause sind", sagte er gegenüber den Schweizer Wirtschaftsmedien "Handelszeitung" und "Bilanz".
Roland Weening. Fotos: Capri-SunUnd Chancen zu wachsen sieht Weening praktisch überall: "Gesättigte Märkte gibt es nicht", ist der Manager überzeugt. "In den Ländern, wo wir schon sind, ist noch viel mehr möglich." Aktuell realisiere man das prozentual größte Wachstum in Polen, in der Türkei und in Kamerun. Größter Markt für Capri-Sun sind mit weitem Abstand die USA, gefolgt von Deutschland und Großbritannien. Insgesamt ist das Getränk in 110 Ländern verfügbar, den Außenumsatz der Gruppe bezifferte Weening auf "zwischen 1,5 und 1,7 Milliarden Dollar" (1,2 bis 1,4 Milliarden Euro).
Das Unternehmen hat sein Stammwerk und die Produktionszentrale in Eppelheim, wo etwa 750 Mitarbeiter beschäftigt sind. Gesteuert wird die Gruppe allerdings in der globalen Firmenzentrale in Baar, wo etwa 80 weitere Menschen beschäftigt werden. Dazu kommt noch ein Forschungs- und Entwicklungszentrum im Schweizer Sisseln.
Mit seinen Wachstumsplänen bleibt Weening, der die Gruppe seit 2016 führt, deutlich hinter den noch ambitionierteren Erwartungen des Eigentümers Hans-Peter Wild zurück. Der Heidelberger Unternehmer hatte im Herbst vergangenen Jahres das Ziel ausgegeben, binnen fünf Jahren das globale Capri-Sun-Geschäft auf jährlich zwölf Milliarden Trinkpacks zu steigern.
Wild hatte das Getränk in den 1960er Jahren entwickelt und zur Weltmarke ausgebaut. Die Verpackung samt Strohhalm ist manchem Umweltschützer allerdings eine Dorn im Auge, da sie ohne Pfand im Mülleimer landet. Auch der vergleichsweise hohe Zuckeranteil in dem besonders bei Kindern beliebten Getränk stößt immer wieder auf Kritik.
Weening gelobte jetzt Besserung: "Der Plastikstrohhalm wird auf Papier umgestellt", kündigte er an, "zunächst in Europa, dann weltweit." Zudem werde der Zuckergehalt des Getränks reduziert und der Beutel wiederverwertbar gemacht. Weening kann sich sogar vorstellen, Capri-Sun künftig auch in einer sogenannten Bulk-Lösung im Handel anzubieten. Das bedeutet, dass sich die Kunden das Getränk im Laden in mitgebrachte Behältnisse abfüllen können.
Capri-Sun heißt das Getränk übrigens erst seit 2017. Damals wurde entschieden, den Markennamen weltweit zu vereinheitlichen, vorher gab es in Deutschland noch die Capri-Sonne. Die Umbenennung hatte vor allem in den sozialen Medien für viel Gesprächsstoff gesorgt. "Es löste einen kleinen Shitstorm aus, was uns aber auch gezeigt hat: Die Leute sind interessiert an unserem Produkt. Jede Reaktion bedeutet Engagement und Verbindung zur Marke", so Weening. Der Wechsel habe sein müssen: "Es braucht eine global starke Marke."