Eine Frau arbeitet im Homeoffice. Die Gewerkschaft IG Metall fordert klare Regeln für die Arbeit zu Hause. Und Wahlmöglichkeiten für die Mitarbeiter. Foto: dpa
Frankfurt/Mannheim. (dpa) Viele Beschäftigte in Deutschland wollen auch nach der Corona-Krise häufig von zuhause arbeiten. In einer Umfrage im Auftrag der IG Metall nannten es 59 Prozent besonders wichtig, selbst darüber entscheiden zu können, wann sie im Homeoffice und wann sie im Büro arbeiten. Ebenso häufig wurden gute digitale Kontaktmöglichkeiten zum Austausch mit Kollegen und Vorgesetzten genannt. Vor allem jüngere Arbeitnehmer wünschten sich zudem klar definierte Zeiten, zu denen sie erreichbar sein müssten.
Grundsätzlich ist der unverhoffte Digitalisierungsschub im Homeoffice bei den Angestellten gut angekommen: Die überwiegende Mehrheit von 78 Prozent würde in Zukunft gerne zumindest zeitweise zuhause arbeiten, 11 Prozent wollen gleich ganz umziehen und nur 9 Prozent lieber wie gehabt die volle Zeit im Büro verbringen. Knapp die Hälfte (48 Prozent) der Befragten hatte aber keinen abgetrennten Arbeitsbereich zur Verfügung, sondern hat sich in einem normalen Wohnraum eingerichtet. Auch für die Arbeitsmittel wie Bildschirm oder einen ordentlichen Stuhl musste jeder zweite zumindest teilweise selbst sorgen.
"Wir müssen jetzt raus aus dem heimischen Improvisations-Theater und rein in eine professionelle Arbeitsumgebung", erklärte dazu die Zweite Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, im Vorfeld des gewerkschaftlichen IT-Kongresses. Die Beschäftigten bräuchten eine angemessene, ihren individuellen Bedarfen angepasste Ausstattung. Als "Minimal-Ausstattung" verlangten sie externe Maus und Tastatur, einen guten Bildschirm und einen ordentlichen Bürostuhl. "Die Kosten dafür muss der Arbeitgeber tragen. Homeoffice gibt es nicht zum Nulltarif." Benner kündigte an, dass die IG Metall das Recht auf gute Arbeit im Homeoffice durch Betriebsvereinbarungen absichern werde. Es gebe bereits gute Beispiele.
Bereits Anfang August hatte eine Studie des ZEW in Mannheim ergeben, dass viele Unternehmen in Deutschland nach der Corona-Krise am Homeoffice festhalten wollen – auch in der Industrie. Im verarbeitenden Gewerbe, zu dem unter anderem der Maschinenbau, die Chemie- und die Autoindustrie zählen, haben vor Ausbruch der Pandemie nur in jeder vierten Firma Beschäftigte regelmäßig von zuhause gearbeitet, wie aus einer Auswertung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervorgeht. Nun seien es fast 50 Prozent. Für die Zeit nach der Krise planen demnach etwa 37 Prozent der Unternehmen, Homeoffice einzusetzen. Das ZEW befragte 1765 Firmen, 775 aus dem verarbeitenden Gewerbe, 990 aus der Informationswirtschaft.
"Aufgrund der neuen Erfahrungen und Erkenntnisse planen viele Unternehmen, Homeoffice auch nach der Krise intensiver zu nutzen als vor dem Beginn der Corona-Pandemie", sagte ZEW-Experte Daniel Erdsiek. Noch stärker als in der Industrie sind die Veränderungen in der Informationswirtschaft, die die IKT-Branche, Mediendienstleister und wissensintensive Dienstleister umfasst. "Schon vor der Krise setzte etwa jedes zweite Unternehmen in der Informationswirtschaft Homeoffice ein, da sich hier deutlich mehr Tätigkeiten für das ortsflexible Arbeiten eignen", erläuterte Erdsiek. Fast zwei Drittel der Firmen planten nun, auch nach der Krise Homeoffice zu nutzen. Sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch in der Informationswirtschaft sind es vor allem größere Unternehmen ab 100 Beschäftigten, die mit einer dauerhaften Ausweitung der Heimarbeit rechnen (56 und 75 Prozent). Insgesamt gab etwa jedes dritte Unternehmen an, kurzfristig in neue Technologie investiert zu haben, um Homeoffice in der Krise zu nutzen.