Beginnen ihre Ausbildung bei Heideldruck unter ungewöhnlichen Bedingungen: Magnus Kowarschik und Selin Pala. Foto: Gerold
Von Barbara Klauß
Wiesloch/Walldorf. Tausende junge Menschen beginnen in diesen Tagen einen neuen Lebensabschnitt – mit Mundschutz, desinfizierten Händen und Abstand zu den Kollegen. Wie läuft der Ausbildungsstart in Zeiten der Corona-Pandemie? Und was bedeutet das für die jungen Leute und für die Unternehmen?
Im Ausbildungszentrum der Heidelberger Druckmaschinen im Stammwerk in Wiesloch-Walldorf haben sie die Tische für die Frühstückspause weit auseinander gerückt, jeder Azubi hat einen festen Platz zugewiesen bekommen. Überall stehen Flaschen mit Desinfektionsmitteln. Die jungen Männer und Frauen, die in einer kleinen Gruppe an einer Fräsmaschine stehen, tragen Mund-Nasen-Schutz.
All das stört Selin Pala und Magnus Kowarschik, die hier vergangene Woche angefangen haben, nicht weiter. Hygiene, Abstand, Maske – das sind sie aus ihrem Alltag inzwischen gewöhnt. "Schade ist, dass das Soziale ein bisschen kurz kommt", sagt Magnus Kowarschik, 22 Jahre alt und angehender Mechatroniker.
Zwar hat Finanzvorstand Marcus Wassenberg die knapp 100 neuen Azubis in der vergangenen Woche – aufgeteilt auf zwei Gruppen – persönlich begrüßt; und auch das Einführungsseminar findet – ebenfalls in zwei Gruppen – statt. "Aber eigentlich wären wir jetzt nicht hier im Werk – sondern in einer Jugendherberge", erzählt Magnus Kowarschik.
Dass das in diesem Jahr nicht möglich ist, findet auch Selin Pala (20), die ein duales Studium in International Business beginnt, schade. Ihr ist es wichtig, die Kollegen kennenzulernen, auch die aus den anderen Bereichen. Und die Ausbilder unterstützen die Azubis trotz Corona dabei – etwa, indem beim Mittagessen in der Kantine, in der im Moment immer nur zwei Menschen an einem Tisch sitzen dürfen, ausgelost wird, wer mit wem isst.
Bereits vor dem Start ins Ausbildungsjahr hat die Corona-Pandemie die Ausbilder vor große Herausforderungen gestellt. Im März, als der Lockdown kam, "mussten wir den Ausbildungsbetrieb über Nacht komplett umstellen", erzählt Andreas Blum, Leiter der Beruflichen Bildung bei Heidelberger Druckmaschinen in Wiesloch. Alle rund 230 Azubis im Stammwerk wurden nach Hause geschickt – und die Ausbilder mussten in kürzester Zeit Wege finden, dennoch mit ihnen zu kommunizieren und ihnen Lern-Angebote zu machen. "Es war uns wichtig, die ganze Zeit über Kontakt zu den jungen Leuten zu halten und sie nicht allein zu lassen", sagt Blum.
Genutzt haben sie verschiedene digitale Lernwerkzeuge und Plattformen, auf denen Azubis und Ausbilder sich virtuell treffen, auf denen aber auch Dokumente, Animationen oder Lern-Spiele bereitgestellt werden können. Die praktischen Dinge jedoch wie Fräsen oder Bohren – "die lassen sich zu Hause natürlich nicht machen", so Blum. Das Gefühl, dass in der Zeit des Lockdowns bei den Azubis Lücken entstanden seien, die sich nicht wieder schließen ließen, hat er dennoch nicht.
Inzwischen sind die Auszubildenden in die Werkshallen zurückgekehrt – ebenso wie rund 2000 der insgesamt knapp 5000 Mitarbeiter im Stammwerk. Die digitalen Lernformen aber, die sollen auch künftig bestehen bleiben, zumindest als Ergänzung zur Präsenzausbildung.
Die Pandemie habe der Digitalisierung in diesem Bereich einen riesigen Schub gegeben, sagt Blum. "So schnell wären wir da ohne diesen Druck sicher nicht vorangekommen." Insofern hätten die Pandemie und der Lockdown – bei allen negativen Auswirkungen – sogar etwas Positives gehabt.
In dieser Zeit im Frühjahr, erzählt Magnus Kowarschik, habe er sich schon Gedanken gemacht, ob er seine Ausbildung beginnen könne wie geplant. Selin Pala, die ihren Vertrag damals ebenfalls schon in der Tasche hatte, war optimistisch, "dass das Unternehmen eine Lösung finden würde". Für ihre Freunde, die noch auf der Suche nach Stellen oder Studienplätzen waren, sei es schwieriger gewesen. "Da war die Unsicherheit größer."
In die Zukunft ihrer Ausbildung blicken beide mit Zuversicht. "Wenn sich alle an die Regeln halten und zusammenhalten, wird sich das in eine gute Richtung entwickeln", meint Magnus Kowarschik. "Bisher klappt es gut. Und es wird bestimmt auch in Zukunft gut klappen."