Challenge Roth

Fällt Acht-Stunden-Marke? - Philipp mit Zyklus-"Superpower"

Laura Philipp ist die Top-Favoritin in Roth. Sie tritt erstmals als Weltmeisterin an. Eines motiviert sie auch: Zu schaffen, was noch keiner Frau gelang - mit "Superpower" dank Zyklus.

03.07.2025 UPDATE: 03.07.2025 11:12 Uhr 2 Minuten, 46 Sekunden
Laura Philipp
Laura Philipp ist derzeit das Maß der Dinge auf der Langstrecke bei den Frauen.

Roth (dpa) - 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42,2 Kilometer Laufen - und es geht um 194 Sekunden für Laura Philipp. Zumindest theoretisch. Die 38 Jahre alte Heidelbergerin stellte erst vor gut einem Monat in Hamburg die Ironman-Weltbestzeit bei den Frauen auf. 8:03:13 Stunden waren es am Ende eines turbulenten Arbeitstages mit einem verspäteten Start wegen eines Gewitters. 194 Sekunden weniger und Laura Philipp wäre die erste Frau auf der Welt gewesen, die die Acht-Stunden-Schallmauer durchbricht.

Die Top Ten der Bestzeiten: Laura Philipp gleich dreimal dabei

An diesem Sonntag frühmorgens um 06.37 Uhr (ab 06.15 Uhr BR Fernsehen) startet die Ironman-Weltmeisterin und derzeit wohl beste Langstreckenathletin der Welt beim ultimativen Triathlon-Klassiker Challenge Roth. Berühmt für Gänsehaut-Stimmung und schnelle Rennen. 

Vor einem Jahr stellte Anne Haug die Weltbestzeit bei den Frauen über die Langdistanz in 8:02:38 Stunden auf. Sie unterbot die Bestzeit der ehemaligen Titelsammlerin Daniela Ryf. Die Schweizerin hatte wiederum - ebenfalls in Roth - die zwölf Jahre alte Rekordzeit von Chrissie Wellington unterboten. 2011 hatte die Britin diese aufgestellt. Wo? In Roth. 

"Es wäre natürlich extrem cool, die erste Frau zu sein, die diese 8-Stunden-Marke knackt", sagt Laura Philipp der Deutschen Presse-Agentur: "Das ist auf jeden Fall ein Motivationsziel, was ich im Kopf habe." Vor den zehn besten Zeiten über die insgesamt 226 Kilometer im Wasser, auf dem Rad und zu Fuß taucht gleich dreimal der Name Laura Philipp auf. 

Nichts geht ohne ein Stück Kuchen am Tag

Dass sie derzeit der Maßstab ist, bewies die ehemalige Physiotherapeutin, die von ihrem Mann Philipp Seipp trainiert wird, nicht nur in Hamburg, sondern vor allem bei der Ironman-WM 2024. In Nizza triumphierte sie mit acht Minuten Vorsprung und krönte ihre bisherige Karriere mit dem WM-Titel - und das, obwohl eines ihrer Mottos lautet: Schneller mit Kuchen. Belohnung muss halt auch sein. 

Wofür sie sich in Roth belohnen kann, wird sich zeigen. "Ich weiß eben auch durch Erfahrung und auch vom Rennen zuletzt in Hamburg, was es heißt, so eine Leistung zu erbringen. Da muss an einem Tag alles zusammenpassen", betont Philipp. 

Ein Faktor: Das Wetter. Temperaturen bis an die 30 Grad werden das Rennen prägen, voraussichtlich werden die Profis ohne Neoprenanzug schwimmen müssen. Gerade für eine wie Laura Philipp, die erst mit 24 Schwimmen gelernt hat, sicher ein Nachteil. Erst recht im Kampf um jede Sekunde. 

Die Sache mit der "Superpower"

Noch ein Faktor: Die Renndynamik. Auch auf Betreiben von Philipp wurde der Abstand der Starts zwischen den Profi-Männern und -Frauen vergrößert. "Das bedeutet hoffentlich, dass die Frauen einfach ihr eigenes Rennen haben. Das bedeutet dann Umständen aber auch, dass ein Rennen vielleicht langsamer wird", erklärt sie. 

Doch da ist ja noch Laura Philipps "Superpower". Seit rund fünf Jahren stimmt sie ihr Training auf den Menstruationszyklus ab. Weil sie sich in der ersten Zyklushälfte besser fühlt und schneller regeneriert, stehen dann eher harte Trainingseinheiten auf dem Programm. In der zweiten Zyklushälfte sind die Einheiten länger, aber auch nicht mehr so hart. 

Dieses "Superpower-Gefühl", das sie zu manchen Zeitpunkten des Zyklus erlebe, hätte sie wohl nicht, würde sie die Pille nehmen und damit den Zyklus einfach unterdrücken, erklärte sie einmal beim Deutschlandfunk. 

Auf die Frage, ob ihre Leistungen zuletzt ohne die Umstellung auf das zyklusbasierte Training überhaupt möglich gewesen wären, schaltet sich im dpa-Gespräch ihr Trainer und Ehemann ein. "Ich sage nein, weil Laura mit ihrer Gesundheit arbeitet. Und die Gesundheit ist die Grundlage dafür, dass sie so lange verletzungsfrei trainieren kann und deshalb diese Leistungssphären erreicht", betont Seipp.

Liegt das Rennen in einem günstigen Zyklus-Zeitpunkt?

Sie sei davor weniger im Gleichgewicht gewesen. "Ich war immer wieder an diesem Punkt, an dem ich das Gefühl hatte, ich muss jetzt etwas durchziehen, aber eigentlich fühlt sich es gerade so an, als würde ich gegen meinen Körper arbeiten." Auf ihrer Homepage steht unter ihrem Namen, aber noch über dem WM-Titel von 2024: "Sport, Weiblichkeit, Gesundheit".

"Ich hatte auch das Glück, dass zum Beispiel Hamburg perfekt lag in meinem Zyklus. Das hat mir auf jeden Fall auch noch mal einen mentalen Boost gegeben", erklärt Philipp. Zu wissen, dass ein Rennen zu einem eher ungünstigen Zyklus-Zeitpunkt liege, könne aber vielleicht auch ein mentaler Bremser sein, räumt sie ein. 

Und nun die entscheidende Frage: Kommt das Rennen in Roth, wo sie vor zwei Jahren Dritte und einem Jahr Zweite wurde, zu einem günstigen Zyklus-Zeitpunkt? Die Antwort: "Ja, da habe ich Glück. Das liegt sehr gut."

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