Nadiem Amiri: Ein neuer Roberto Firmino?
Frech und unbekümmert: Der erst 19-jährige Nadiem Amiri war von den Fohlen nicht zu bändigen

Luftsprung: Nadiem Amiri feiert sein Tor zum 3:1 gegen die Borussen. Foto: APF
Von Achim Wittich
Sinsheim. Er war Hoffenheims "Mann des Tages". Nadiem Amiri, gerade einmal 19 Jahre jung, nahm zwei Minuten nach der Pause den katastrophalen Fehlpass von Gladbachs Edeltechniker Lars Stindl dankbar auf und erzielte seinen ersten Bundesligatreffer. Zuvor hatte der in Ludwigshafen geborene Deutsch-Afghane die ersten beiden Tore des Abstiegskandidaten fein vorbereitet. Artig bedankte sich Amiri nachher bei den Mitspielern und seinem Trainer. "Die Mannschaft hat mir das Vertrauen gegeben, ich sollte einfach frech sein", diktierte er im Pressebereich schon erstaunlich routiniert in die Notizblöcke der Medienvertreter. Er sei jung, habe nichts zu verlieren und dürfe Fehler machen, habe ihm Stevens gegen die "Fohlen" mit auf den Weg gegeben.
Offensivwirbler Amiri war nicht nur Torschütze und Vorlagengeber, sondern auch der fleißigste TSG-Profi. Kurz vor Ende leuchtete auf der Anzeigetafel nicht zum ersten Mal die Laufleistung der Abstiegskämpfer auf und die Hoffenheimer Nummer 18 hatte nach 83 Minuten mit 11,1 absolvierten Kilometern seine Spitzenposition behauptet. "Ich habe schon vorm Spiel Wadenprobleme gehabt und bin deshalb in der Pause genadelt worden", verriet Amiri die Akupunkturmaßnahmen in der Kabine und gab sich ziemlich cool: "Man muss eben den inneren Schweinehund überwinden können."
Das gelang ihm prächtig, zwischendurch tunnelte er Gladbachs Korb ganz lässig, hätte Kevin Volland fast noch ein Tor aufgelegt (65.) und durfte zudem die Eckbälle ausführen. Hätte er in der 72. Minute gar noch einmal das Runde ins Eckige befördert, wäre es der perfekte Tag für den Wirbler gewesen. Wächst im Kraichgau gar ein neuer Roberto Firmino heran?
Stevens, der Amiri noch vor zwei Wochen im Spiel gegen Eintracht Frankfurt wegen eines fast fatalen Schnitzers kurz vor Schluss getadelt hatte, hatte die Leistung des Jungspundes zunächst zwar noch zurückhaltend kommentiert("Er war einer von den elf"), legte dann aber doch noch nach: "Wenn er so eine Antwort gibt, dann müssen wir zufrieden sein", urteilte der 62-jährige Holländer über den U 19-Nationalspieler.
Auch interessant
Amiri blickt nach der Leistungssteigerung gegen den Champions-League-Teilnehmer optimistisch auf das Gastspiel beim Audi-Klub in Ingolstadt (Samstag, 15.30 Uhr). "Darauf können wir aufbauen, so kommen wir da unten raus." Ob er sich nun als feste Größe sehe? Hoffenheims Rohdiamant bleibt mit beiden Beinen auf dem Boden: "Man muss auch mit Rückschlägen umgehen können. Es kann sein, dass ich nächste Woche wieder auf der Bank sitze." Bescheidene Worte des Offensivkünstlers nach seinem zwölften Bundesligaspiel. Doch mit soviel Rückenwind wird Amiri im Training weiter kräftig das Gaspedal durchtreten - während Konkurrenten wie Kevin Kuranyi und Mark Uth - wie diesmal - auf der Tribüne frieren.