Hoffenheim-Coach Huub Stevens hofft auf göttliche Eingebung
Hoffenheims Brandmeister Huub Stevens hofft vor seinem Premierenball in Köln auf die göttliche Eingebung

"Ich gucke noch": TSG-Trainer Huub Stevens bei der Pressekonferenz. Foto: APF
Von Achim Wittich
Zuzenhausen. Rappelvoll war der Presseraum am Zuzenhäuser Schlösschen, als am Dienstag Huub Stevens die Nachfolge des geschassten Markus Gisdol offiziell antrat. Der Trainerwechsel in Hoffenheim sorgte naturgemäß für Schlagzeilen, doch nur zwei Tage später blieben gestern bereits wieder viele Sitzplätze frei. Vorm Gastauftritt des in der Tabelle auf den vorletzten Rang abgestürzten Kraichgauklubs beim 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr/live auf Sky) präsentierte sich Brandmeister Stevens zwar immer noch leicht erkältet, aber nicht um einen göttlichen Spruch verlegen: "Ganz oben sitzt einer, der kann das. Der hat Sandalen an. Das habe ich manchmal auch - aber ich kann das nicht", beantwortete er die Frage, ob ihm die Gründe der 1899-Talfahrt schon bekannt seien.
Stevens steckt bei seiner Ursachenforschung noch in den Anfangszügen, hat aber in den ersten Trainingseinheiten gleich mal ein paar Duftmarken gesetzt. Die TSG-Profis dürfen nun ihre runden Spielgeräte nach verrichteter Arbeit selbst einsammeln und Liegestützen als Zwischenmaßnahme sind beim Haudegen aus Kerkrade keinesfalls verpönt. In "Hoffe" weht ab sofort ein rauer Wind, diesbezüglich enttäuscht Stevens die Erwartungen nicht.
Volland und Bicakcic gesperrt
Ansonsten aber hatte der 61-Jährige vor der Begegnung bei den Geißböcken ein paar übliche Floskeln mitgebracht. "Vertrauen wolle er den Spielern einflößen. Versuchen, ihnen Spaß zu vermitteln und wichtig sei es, dass sie locker blieben. Keine leichte Aufgabe für Kapitän Pirmin Schwegler und Co. angesichts der deprimierenden sechs Punkte aus zehn Bundesliga-Partien. Ob Schwegler, der zu Saisonbeginn die Nachfolge des in die Türkei abgewanderten Andreas Beck angetreten hat, weiterhin die Spielführerrolle ausfüllen darf, ist indes keineswegs gesichert. "Ich gucke noch", sagte Stevens und fügte an: "Die Frage ist, ob ich die richtige Mannschaft finde."
Das sollte ihm schnell gelingen, denn nur Siege können die aufgeheizte Stimmung beruhigen. Dass bei diesem Vorhaben ausgerechnet Kevin Volland wegen seiner fünften Gelben Karte nicht mit dabei sein kann, erleichtert die Aufgabe für Stevens nicht. Auch Ermin Bicakcic wird nach dem Feldverweis gegen den Hamburger SV nicht zur Verfügung stehen. Kevin Kuranyi, der zuletzt arg ins Hintertreffen geraten war, dürfte auch unter dem neuen sportlichen Chef nicht zum Zug kommen, auch wenn Stevens auf RNZ-Nachfrage zu dieser Personalie erklärte: "Er ist eine Möglichkeit."
Stevens glaubt, dass "die Mannschaft eigentlich nicht da unten hingehört", genau dies sei jedoch das Problem: "Der Kader ist nicht daran gewöhnt, da unten zu stehen." Klar also, dass sich der Abstiegskampf-Experte als Psychologe beweisen muss.
Das letzte Duell beider Teams in der Rhein-Neckar-Arena endete 3:4 aus Hoffenheimer Sicht, im April 2015 siegte der FC zu Hause 3:2. Unter dem niederländischen Defensivstrategen dürfte dessen berühmt gewordener Satz - "die Null muss stehen" - an Bedeutung gewinnen. "Es ist einfacher, eine Mannschaft von hinten heraus aufzubauen", meint Stevens und notierte den anwesenden Medienvertretern ins Notizbuch: "Geht es 4:4 aus, schreibt ihr, wir haben zu viele Tore kassiert. Beim 0:0 schreibt ihr, wir haben zu wenig Tore geschossen." Stevens, in Köln übrigens von 2004 bis 2005 auf der Trainerbank, kennt kein Pardon. Nicht gegenüber sich selbst, nicht gegenüber seinen Profis und erst recht nicht gegenüber den Berichterstattern.
Noch allerdings überwog an diesem Donnerstagmorgen der Flachs, spielte sich Stevens mit den Fragestellern locker das Bällchen zu. Mal sehen, wie es diesbezüglich nach seinem Premierenball für die TSG in der Domstadt aussieht. Ein stürmischer Herbst steht "Hoffe" garantiert bevor.