Bernhard Peters verlässt die TSG Hoffenheim

Der Direktor Sport- und Nachwuchsförderung wechselt zum Hamburger SV - Dort wird er aber nicht Nachfolger des entlassenen Sportdirektors Oliver Kreuzer

16.07.2014 UPDATE: 16.07.2014 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
'Unumkehrbare Philosophie geschaffen': Bernhard Peters, Hoffenheims scheidender Direktor Sport- und Nachwuchsförderung. Foto: APF
Von Frank Enzenauer

Heidelberg. Soll man gehen, wenn es am schönsten ist? In diesem Frühsommer feierten die A-Junioren der TSG 1899 Hoffenheim durch einen Finalerfolg gegen Schalke erstmals die deutsche Meisterschaft - offenkundiger Beweis einer geglückten Nachwuchsarbeit. Jetzt hat der Talente-Chef genug: Bernhard Peters verlässt nach acht Jahren den Kraichgauklub und übernimmt zum 1. August einen ähnlichen Job beim Hamburger SV.

Trotz eines Vertrages bis 2016 erteilte "Hoffe" Peters eine Freigabe. Der Direktor Sport- und Nachwuchsförderung sowie Geschäftsführer der 1899-Akademie hinterlässt ein bestelltes Feld beim Dorfklub. Als "kerngesund und mit herausragenden Perspektiven", beschreibt der Scheidende selbst die Hoffenheimer Talentschmiede. "Wir haben die Grundlage für eine stabile und unumkehrbare Philosophie geschaffen."

Bernhard Peters, 54, bleibt ein wechselwilliger Sportsmann und Reise-Fan. Als Hockey-Weltmeistertrainer wurde der Westfale 2006 von Ralf Rangnick fürs ambitionierte Hoffenheimer Fußballprojekt engagiert, nachdem er beim DFB entgegen des Wunsches des damaligen Teamchefs Jürgen Klinsmann nicht Sportdirektor werden durfte. Unter Peters entstand in Hoffenheim das Nachwuchsleistungszentrum sowie später die Akademie mit schulischer Ausrichtung, er entwickelte Leitlinien, hielt Vorträge, druckte Sinnsprüche aus ("Wenn du deine Arbeit liebst, musst du nie mehr arbeiten"), schrieb ein Fachbuch ("Führungsspiel"). Peters gewann Einfluss. So machte er sich im April vergangenen Jahres in größter Bundesliga-Abstiegsgefahr und nach den Irrtümern mit den Trainern Markus Babbel und Marco Kurz mit Erfolg für die Verpflichtung von Markus Gisdol als Chefcoach stark. Zudem unterstützte er die Beförderung von Alexander Rosen zum Profifußball-Direktor.

Rosen soll nach RNZ-Informationen bis zuletzt um den Verbleib Peters bei der TSG 1899 gekämpft haben. In einer Medienmitteilung des Vereins hieß es gestern: "Auch wenn sein Weggang fachlich wie menschlich zu bedauern ist", habe Rosen Verständnis dafür, dass "Bernhard nach seiner erfolgreichen Zeit bei der TSG noch einmal eine neue Herausforderung annehmen will."

Einen Nachfolger für Peters wolle man nun "in Ruhe" suchen, wobei der Hamburg-Umzügler "beratend" mitwirke. Wie die RNZ erfuhr, gibt es im Verein Bedenken, dass Peter Rettig, Vorsitzender der Geschäftsführung, und Christian Frommert, Direktor Medien, Kommunikation und PR, ihren Einflussbereich erweitern könnten. Rettig und Frommert bewegen sich im Umfeld von Oliver Bierhoff, des weltmeisterlichen Teammanagers der Nationalmannschaft.

Aufbauarbeit kann jetzt auch Bernhard Peters leisten. Eine Trümmersaison hat der stolze HSV hinter sich, der erstmals in der Bundesliga-Geschichte unmittelbar vorm Abstieg stand, sich erst in der Relegation rettete. Nun räumt der neue Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer auf. Am Montag entließ er Sportdirektor Oliver Kreuzer, der vor einem Jahr vom Karlsruher SC (für eine Ablöse von rund 700.000 Euro) zum HSV gekommen war, am Dienstag gab er die Peters-Personalie bekannt - als "einen wesentlichen Teil der sportlichen Neuausrichtung." Die Nachwuchsabteilung des HSV bezeichnete Beiersdorfer als "nicht konkurrenzfähig."

Bernhard Peters erhält beim Rautenklub zwar einen Vertrag als "Direktor Sport", wird aber nicht Nachfolger Kreuzers. Kandidat dafür ist der ehemalige St. Pauli-Profi Peter Knäbel, derzeit Technischer Direktor beim Schweizerischen Fussballverband (SFV).

Aufbruchstimmung verspürt Peters vor seinem Umzug mit Frau und vier Kindern von Heidelberg-Ziegelhausen in die Elbmetropole Hamburg. Denn: "Wir sind dem Norden Deutschlands seit Jahren sehr verbunden." Er freue sich, "eine neue Lebensphase zu beginnen." Dort, wo es am schönsten ist?

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