"Er ist immer noch mein Vater"
Nach Anfangsproblemen hat sich der gebürtige Wiesbadener längst zu einer unverzichtbaren Größe bei 1899 entwickelt

Benjamin Hübner
Von Achim Wittich
Sinsheim. Sein Jubel war fast schon verhalten. Benjamin Hübner (27) flippte jedenfalls nicht aus, obwohl er sein Team in letzter Minute zum Sieg geköpft hatte. Dafür seine Kollegen um so mehr. "Ehe ich mich umschauen konnte, lagen alle auf mir drauf", lachte der "Mann des Tages" in der Sinsheimer Arena beim lockeren Plausch mit den Presseleuten - und musste glücklicherweise nicht befürchten, dass der Familienfrieden ab sofort wegen seines zweiten Saisontreffers gestört ist.
"Er hat mir zum Tor und zum Sieg gratuliert - mehr nicht. Das bringt uns nicht auseinander. Er ist ja immer noch mein Vater", berichtete Hübner vom Treffen mit Erzeuger Bruno im Kabinengang. Hübner senior ist Sportdirektor bei den Hessen und verfolgt mit Stolz die rasante Entwicklung seines Sprösslings bei den Himmelsstürmern aus dem Kraichgau.
Nach Anfangsproblemen hat sich der gebürtige Wiesbadener längst zu einer unverzichtbaren Größe bei 1899 entwickelt. Aus der Startformation ist Hübner nicht mehr wegzudenken. Trainer Julian Nagelsmann wurde für seine psychologische Aufbauarbeit belohnt.
"Er hat ein bisschen an sich gezweifelt, nachdem er die ersten vier Spiele nicht im Kader gestanden hat. Wir haben ihm gut zugeredet", verriet der nur zwei Jahre ältere Nagelsmann, der dem 1,93 Meter großen Verteidiger ein "unheimliches Einlauftempo" bescheinigte, das nur schwer zu verteidigen sei.
Hübner, der übrigens seinen ersten Saisontreffer ausgerechnet gegen seinen ehemaligen Verein FC Ingolstadt erzielt hat, musste sich von seinem sportlichen Chef immerhin schon anhören, dass er nicht unbedingt ein "Trainingsweltmeister" sei. Darauf angesprochen, hatte Nagelsmann wie immer eine passende Antwort parat.
"Als Weltmeister würde ich ihn immer noch nicht bezeichnen, vielleicht eher als Europameister", zog er sich geschickt aus der Affäre. Hübner bekam es irgendwie zugetragen - und lächelte beim Verlassen des Stadions nur.
Frankfurts redefreudiger Sportvorstand Fredi Bobic hatte derweil noch einen flotten Spruch auf der Zunge: "Den entlassen wir." Der ehemalige Stuttgarter Torjäger stellte seinem Sportdirektor doch glatt die Kündigung in Aussicht, nur weil dessen Filius der Eintracht den Garaus gemacht hatte.
Zum Glück war’s nur ein Scherz. Überhaupt waren die Eintrachtler trotz der Niederlage nicht allzu frustriert. Die Berlin-Reise zum Pokalfinale steht schließlich noch bevor und in der Liga ist der vor der Saison als Abstiegskandidat gehandelte Klub auf Platz elf gesichert. Da durfte Benni Hübner dem Papa den Maianfang vermiesen. Familie Hübner nimmt’s mit Humor. Foto: APF