Bayern gegen Hoffenheim: Ein Test oder gar ein Fest?

Nach dem dominanten Auftritt in Berlin fordert die TSG Hoffenheim morgen den ruhmreichen FC Bayern heraus

02.04.2017 UPDATE: 03.04.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 48 Sekunden

Hoffenheimer-Ekstase: NIklas Süle (Nr. 25) feiert mit Nadiem Amiri und Trainer Julian Nagelsmann sein Traumtor zum 1:2. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Berlin. Andrej Kramaric war nicht nur der Mann des Flutlichtspiels. Nein, der Kroate sprach am späten Freitagabend auch die Worte zum Wochenende. "Das wird ein guter Test", sagte Kramaric zum bevorstehenden Hit gegen den FC Bayern München, "um zu sehen, wie es nächstes Jahr wird. Alles ist möglich!" Dieser Satz umschreibt auf elegante Art und Weise den Ist-Zustand der TSG 1899 Hoffenheim. Die "Nagelsmänner" strotzen nur so vor Selbstbewusstsein, sie sehen ein lukratives Saisonziel zum Greifen nah, und sie bewegen sich inzwischen auf einem formidablen Niveau, so dass sie an einem guten Tag eben auch mal die "Überflieger" des FC Bayern gewaltig ärgern können.

Hintergrund

Julian Nagelsmann (Trainer 1899): "Wir versuchen, auf dem Platz zu bleiben."

Sebastian Rudy (Kapitän 1899): "Wir haben jeden Tag Bock auf Fußball und sind ein geiles Team."

Sandro Wagner (Auch an der Nase lädierter TSG-Stürmer): "Zum Glück bin ich schon

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Julian Nagelsmann (Trainer 1899): "Wir versuchen, auf dem Platz zu bleiben."

Sebastian Rudy (Kapitän 1899): "Wir haben jeden Tag Bock auf Fußball und sind ein geiles Team."

Sandro Wagner (Auch an der Nase lädierter TSG-Stürmer): "Zum Glück bin ich schon verheiratet. Das war ein großer Schritt nach Europa."

Alexander Rosen (Sportdirektor 1899): "Auch wir können die Tabelle lesen. Gegen Bayern wird keiner dazu neigen, den Gegner zu unterschätzen."

Andrej Kramaric (Doppel-Torschütze 1899): "Dienstag kommt Bayern München, eine der besten Mannschaften der Welt. Danach wissen wir, wie gut wir wirklich sind. Es wird ein interessanter Schlussspurt in der Liga."

Pál Dardai (Trainer Hertha BSC über den vom Platz gestellten Maximilian Mittelstädt): "Er ist immer noch mein Freund. Ich bin nicht sauer oder böse." jog

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Darüber hinaus spricht Kramaric indirekt ein Thema an, das mehr und mehr an Kontur gewinnt. München, Leipzig, Hoffenheim und Dortmund scheinen die deutschen Champions-League-Plätze unter sich auszumachen.

"Hoffe" darf sich nach dem verdienten 3:1 (1:1) am Freitag bei Hertha BSC Berlin in einer komfortablen Lage wähnen. Die Königsklasse kann kommen - und selbst wenn es "nur" die Europa League Mitte Mai werden sollte, wäre es ja ein historischer Schritt für den Dorfverein. "Der Sieg gibt uns einen schönen Schub", sagte TSG-Cheftrainer Julian Nagelsmann in den endlosen Gängen des Olympiastadions, "und es ist das Ziel von Dietmar Hopp."

Das ist (auch) Nagelsmann: Er konstatiert etwas, was seit dem Bundesliga-Aufstieg 2008 einem Tabubruch in der Hoffenheimer Welt geglichen hätte. Es ging primär darum, das Profil eines "Ausbildungsvereins" auf höchstem Niveau zu erfüllen und sich in Deutschlands Beletage zu etablieren. An internationale Sphären zu denken, gehörte eher in die Kategorie Wunschdenken oder gar Träumereien.

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Trainermanager Markus Babbel traute sich mal, eine Europapokal-Teilnahme vollmundig anzukündigen - dabei musste um den Verbleib in der Erstklassigkeit bis zum "Wunder von Dortmund" und der anschließenden Relegation gegen die "Roten Teufel" aus Kaiserslautern gezittert werden.

Das 3:1 bei den Hauptstädtern war ein souveräner und rundum dominanter Auftritt vor 42.401 Zuschauern (darunter 200 Hoffenheimer Fans). Die Führung für die Dárdai-Schützlinge durch den Slowenen Peter Pekarik (32.) brachte die Gäste überhaupt nicht aus dem Rhythmus. Der verwandelte Handelfmeter von Kramaric (39.), die Rakete von Niklas Süle (76.) und der zweite Treffer von Kramaric (86.) spiegelten unzureichend die Überlegenheit der Hoffenheimer wider. Die TSG hätte einen Kantersieg landen können - siehe die drei Aluminium-Tests von Kramaric und Kerem Demirbay. "Nach den drei vergebenen Großchancen kam das erlösende 2:1 von Niki", sagte Nagelsmann und hob in seiner präzisen Spielanalyse die gezeigte Geduld, taktische Disziplin und das spielerische Vermögen hervor.

Niklas Süle sah in seinem Distanzschuss "den Dosenöffner". Er habe in den letzten Wochen gezielt Fernschüsse geübt. "Dass mir in meinem 100. Bundesliga-Spiel so ein Treffer gelingt und der Ball so reinfährt, ist richtig geil. Ich habe mit Hoffe noch viel vor", sagte Süle - breit grinsend - in der Mixed Zone. Der lange Innenverteidiger blickte schon mal auf das bevorstehende Duell am Dienstagabend (20 Uhr/Sky) gegen den Meister: "Es ist ein großer Anreiz, gegen Bayern zu spielen. Julian wird uns einen guten Plan an die Hand geben."

Nagelsmann ist sich absolut sicher, dass die künftigen "Roten" Niklas Süle und Sebastian Rudy alles "raushauen". Motivator Nagelsmann: "Die beiden werden zeigen, was sie drauf haben. Ich schätze Niki und Basti so ein."

Rundum glücklich ist momentan Manager Alexander Rosen ("ein Topspiel von uns") über die generelle Entwicklung der Mannschaft. "Hoffe" spielt mit den attraktivsten Fußball in der Liga, agiert zielstrebiger denn je und hat eine gewisse Reife erlangt, die gegen die "alte Dame" Hertha deutlich zu sehen war. Trotz des Verlusts von Süle und Rudy glaubt Rosen an eine erquickliche Zukunft: "Wir sind schon in vielen Gesprächen und werden definitiv einen spannenden Kader haben. Ins ganz oberste Regal werden wir aber nicht greifen." Also ins zweitoberste? Serge Gnabry, Vincenzo Grifo oder Pascal Groß lassen grüßen …

Im Gegensatz zu den TSG-Protagonisten regierte Berlins Trainer Pál Dárdai schmallippig: "Kompliment! Das war ein verdienter Sieg, man muss das Ergebnis akzeptieren. Der liebe Gott, Latte und Pfosten haben uns geholfen."

Die angekündigte After-Work-Party in der Metropole war buchstäblich ins Wasser gefallen. Sowohl Herthas Verantwortliche als auch die Fans der Blau-Weißen gaben sich hinterher ernüchtert und nachdenklich. "Hoffenheim ist wirklich stark", sagte ein langjähriger Hertha-Getreuer am Olympia-Eck zu seinem Spezi.

Wie stark eigentlich? Nagelsmann nach Hertha und vor Bayern: "Das ist ein guter Test. Wir werden nicht nur aufs Toreverhindern schauen." Hoffenheim fordert den ruhmreichen FC Bayern heraus. Ein Fußballfest soll’s morgen geben.

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