1899 U19: Das Tor gekonnt zugenagelt
0:0 im Rückspiel gegen Schalke - Hoffenheims U19 im Finale

Sinsheim. Um kurz vor drei am Samstagnachmittag erbebte der Berg. Hoch oben im Dietmar-Hopp-Stadion pfiff Schiedsrichter Timo Gerach (Landau/Queichheim) das Rückspiel der U19-Bundesliga-Junioren aus Hoffenheim und Schalke ab. Das torlose Remis reichte den jungen Kraichgauer Himmelsstürmern nach dem 1:0-Sieg auf Schalke am vergangenen Mittwoch zum Finaleinzug um die Deutsche Meisterschaft, weshalb laute Jubelschreie hinunter ins Tal drangen.
Ganz still dagegen waren die vielen Anhänger des Traditionsklubs aus dem Kohlenpott, der es auch in den zweiten 90 Minuten gegen die defensivstarken Hoffenheimer nicht geschafft hatte, einen Treffer zu erzielen. Ergo ist der Einzug ins Endspiel gegen Hannover 96 - die Niedersachsen genießen am Sonntag (13.15 Uhr) Heimrecht - völlig verdient.
Julian Nagelsmann, mit erst 26 Jahren genau wie seine Spieler noch ein junger Trainer-Spund, flippte nach dem kämpferischen Auftritt vor über 5000 Besuchern aus: "Ich bin stolz auf meine Mannschaft", jubilierte der Vater des Erfolges und befand den Finaleinzug als "verdient". Zuvor hatte er sich noch einige Sorgen gemacht: "Wir müssen jetzt gut regenerieren", war sich Nagelsmann nicht sicher, ob seine Talente den Kraftakt in der Schalker Veltins Arena gut verarbeiten würden. Auch deshalb stellte der TSG-Coach vorm Rückspiel um, brachte für Erdal Öztürk, Nadiem Amiri, Philipp Ochs und Benjamin Trümmer, der wegen einer Kniescheibenprellung fehlte, Nicolas Sessa, Russell Canouse, Bahadir Özkan und Joshua Mees auf den gepflegten Rasenteppich des Hoffenheimer Schmuckkästchens.
Mees war es auch, der in der Anfangsphase an den ersten beiden gefährlichen Toraktionen der Gastgeber beteiligt war (3./17. Minute). Glück für "Hoffes" Juniorenschmiede dann allerdings, als die "Knappen" bei einer Doppelchance durch Sané und Koseler (27.) knapp scheiterten. Ein zähes Ringen war es, Feinschmecker kamen nur bedingt auf ihre Kosten. Das befand auch RNZ-WM-Experte Karlheinz-Förster auf der Tribüne: "Das Spiel ist von Taktik geprägt, keine Mannschaft geht volles Risiko", analysierte der Europameister von 1980 und zweimalige Vize-Weltmeister (82/86).
Erst ganz am Ende der absolvierten 94 Spielminuten gingen die Königsblauen aufs Ganze. Avdijaj gewaltiger Kracher hätte fast alle Hoffenheimer Träume platzen lassen, doch 1899-Torwart Marvin Schwäbe war zur Stelle. Zuvor wollten die Schalker einen Elfmeter zugesprochen bekommen, als Sané gefallen war. Trainer Norbert Elgert war außer sich und wütete ein bisschen zu arg - der S04-Coach wurde vom Unparteiischen auf die Tribüne beordert. Dort musste er kurz darauf erschöpften, aber sehr fröhlichen Hoffenheimern beim feiern zuschauen. Nagelsmanns Nachwuchshoffnungen hatten in den zweiten 45 Minuten ihre besten Chancen durch die eingewechselten Amiri (63.) und Gimber (70.) gehabt. Dass diese nicht zum Torerfolg führten, interessierte nachher verständlicherweise keinen mehr. Können die "Nagelsmänner" jetzt gar auch bei den Niedersachsen, die sich im Elfmeterschießen gegen den VfL Wolfsburg durchsetzten, ihr Tor erfolgreich zunageln?
1899 Hoffenheim: Schwäbe - Weippert, Rapp, Nkansah, Rieble (57. Gimber) - Canouse, Prömel, Özkan (62. Amiri) - Sessa (46. Ochs), Mees (74. Schröter)-Atik.
Schalke 04: Wellenreuther - Hedlund, Friedrich, Kehrer, Koseler (86. Boyamba) - Itter (79. K. Sané), Müller, Neubauer - L. Sané, Lohmar (74. Avdijaj), Multhaup (64. Pick).
Schiedsrichter: Gerach (Landau-Queichheim); Zuschauer: 5022; Tore: Fehlanzeige.