1899 Hoffenheim: Über Weinheim zu den "Wikingern"

Mit einem 15:1 beim Verbandsligisten TSG 62/09 verabschieden sich die Hoffenheimer Profis bis 29. Juli ins Trainingslager

19.07.2015 UPDATE: 20.07.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 40 Sekunden

Begehrt: Niklas Süle, Mark Uth und Fabian Schär mit jungen Autogrammjägern. Foto: APF

Mit einem 15:1 beim Verbandsligisten TSG 62/09 verabschieden sich die Hoffenheimer Profis bis 29. Juli ins Trainingslager

Von Joachim Klaehn

Weinheim. Bei beiden Teams riss am schwülen Samstagvormittag eine kleine Serie: Für die TSG 62/09 Weinheim war’s die erste Niederlage gegen einen Bundesligisten, die TSG 1899 Hoffenheim hingegen kassierte im vierten Testspiel auf die Mitte August beginnende Bundesliga-Saison den ersten Gegentreffer. "Von diesem Tor werden sie in Weinheim noch in 15 Jahren reden", sagte Abteilungsleiter Darko Vucic freudetrunken, nachdem Mittelfeldspieler Jonas Meier-Küster nach feinem Diagonalpass von Cihad Ilhan zum zwischenzeitlichen 1:4 (40.) eingenetzt hatte. Orkanartiger Jubel brach im traditionsreichen Sepp-Herberger-Stadion aus, denn die Mission des letztjährigen Verbandsliga-Fünften sollte damit erfüllt sein.

Letztendlich freilich sahen die 2 129 Zuschauer beim 1:15 (1:4) ein munteres Scheibenschießen der Kraichgau-Profis - mit allein neun Treffern in den letzten 25 Minuten. "Ich finde es eine tolle Sache", so Weinheims Trainer Dirk Jörns anerkennend, "dass die Hoffenheimer gegen Amateurvereine spielen." Jörns durfte vor allem mit der ersten halben Stunde sehr zufrieden sein. Hoch motiviert gingen die Zweiburgenstädter ans Werk, versuchten schnell zu spielen und die Räume zuzulaufen. "Das war fußballerisch richtig gut von uns", analysierte Jörns im RNZ-Gespräch, "wir hatten uns vorgenommen, ein Tor zu erzielen und einstellig zu bleiben." Doch irgendwann zollten die Hausherren nach nur einer Vorbereitungswoche Tribut. Gegen Ende hin fehlten den Bergsträßern deutlich spürbar die Kräfte. Dennoch überwog das Positive. "Vor solch einer großen Kulisse zu spielen, macht Spaß", befand Christopher Hiller stellvertretend, "es wird unvergesslich für uns sein."

Wer weiß: Vielleicht kann der Sechstligist aus dieser einmaligen Erfahrung eine gehörige Portion Schwung für die Runde mitnehmen. Unter die Top fünf wollen die Weinheimer erneut, mit Andreas Lerchl (RW Darmstadt), Cihad Ilhan (TSV Amicitia Viernheim) und Oliver Makan (SV Waldhof) hat Jörns den Wunschzettel einlösen können.

"Hoffes" Trainer Markus Gisdol gönnte einigen seiner Akteure vor der heutigen Abreise ins Trainingslager nach Lilleström/Norwegen eine Verschnaufpause. Nummer eins Oliver Baumann, Niklas Süle sowie die beiden Neuzugänge Fabian Schär und Mark Uth schrieben stattdessen Autogramme, Kevin Volland und Nadiem Amiri stoßen wegen ihrer EM-Teilnahmen am Montag hinzu, wenn es den TSG-Tross in den hohen und klimatisch angenehmeren Norden Europas zieht. Neun Tage lang werden die Gisdol-Schützlinge die spezielle Atmosphäre unter "Wikingern" genießen, am Dienstag (19 Uhr, Lilleström SK), Samstag (19 Uhr, Leeds United) und Dienstag in einer Woche (19 Uhr, Fredrikstad FK) drei ernsthafte Tests bestreiten und die Feinjustierung suchen. "Wir wollen sehr intensiv an den taktischen Dingen arbeiten", konstatierte Gisdol hinter dem Kabinentrakt.

Die bisherige Testspielserie mit einem Torverhältnis von insgesamt 50:1 interessierte den Schwaben natürlich nur peripher. "Das Allerwichtigste ist, dass sich niemand verletzt hat. Die drei Spiele in Norwegen werden mehr Aussagekraft besitzen", so Gisdol, der sich auf die neue Herausforderung nach dem "Facelifting" freut. "Hoffe" möchte beweisen, auch ohne einen Ballvirtuosen wie Roberto Firmino attraktiven Fußball bieten zu können. Die Tour durch die hiesigen Gefilde kam bei den TSG-Fans prima an. Stars zum Anfassen sind sie geworden. Gisdol: "Wir sind ganz bewusst in der Region geblieben. Ich habe eine durchweg positive Grundstimmung uns gegenüber festgestellt."

Selfies hier, Selfies dort - besonders die jüngeren Hoffenheim-Liebhaber kamen nicht nur in Weinheim auf ihre Kosten. "Kinder sagen ja stets die Wahrheit", erzählte Eugen Polanski eine witzige Anekdote von der jüngsten Charmeoffensive, "es ist immer lustig, wenn sie uns verwechseln." Solange dies nicht zum Dauerzustand wird, kein Problem ...

Auch die TSG aus Weinheim trug das 1:15 mit Fassung. Das 2:2 gegen den FC Bayern München 2002 und vor allem die 1:0-Pokalsensation gegen den FC Ruhmreich 1990 - damals noch noch unter der Flagge des FV 09 Weinheim - nimmt dem Klub niemand mehr. Die Erinnerung an den 4. August 1990 und Thomas Schwechheimers verwandelten Elfmeter ist wach. 8 000 Menschen feierten vor 25 Jahren Hans-Peter Makan und Co., dessen Söhne Nils (24) und Oliver (21) nun das TSG-Trikot tragen.

Weinheim: Lentz (78. Busalt) - Süß (71. Güner), Matthes (53. Piller), Gebhardt (78. Müller), Schwöbel (78. Geissinger) - Nils Makan (63. Manu), Lerchl (71. Oliver Makan) - Meier-Küster (63. Endres), Hiller (78. Pfeifer), Adamek (71. Sturn) - Ilhan (63. Funder).

Hoffenheim: Stolz - Toljan (46. Schindler), Strobl (63. Rieble), Bicakcic (63. Kapp), Kim (46. Gimber) - Schwegler (46. Polanski), Rudy (63. Atik) - Schmid (46. Zuber), Ochs (46. Joelinton), Elyounoussi (63. Mees) - Szalai (46. Schipplock).

Schiedsrichter: Michael Kimmeyer; Zuschauer: 2 129; Tore: 0:1 Elyounoussi (25.), 0:2 Rudy (30.), 0:3 Elyounoussi (33.), 0:4 Szalai (39.), 1:4 Meier-Küster (40.), 1:5 Zuber (49.), 1:6 Rudy (54.), 1:7 Schipplock (65.), 1:8 Schipplock (68.), 1:9 Joelinton (71.), 1:10 Joelinton (74.), 1:11 Schipplock (77.), 1:12 Zuber (78.), 1:13 Zuber (83.), 1:14 Schipplock (84.), 1:15 Schipplock (90.).

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