Rekord für TSG-Trainer Schreuder nur Randnotiz
Hoffenheim will gegen FSV Mainz 05 erstmals in der Bundesliga einen sechsten Sieg in Serie holen.

Von Nikolas Beck
Zuzenhausen. Alfred Schreuder lässt sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen. Weder von seinem holprigen Start als Cheftrainer der TSG Hoffenheim mit nur fünf Punkten aus den ersten sechs Spielen, noch vom Spielplan, der es gar nicht gut meint mit dem Niederländer. Am liebsten spielt er nämlich am Samstagnachmittag. Zur klassischen Bundesliga-Anstoßzeit um 15.30 Uhr sei die Vorbereitung am besten: "Das ist das Schönste", sagte Schreuder am Freitagvormittag im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 – das am Sonntagabend um 18 Uhr (Sky) angepfiffen wird.
Von den 17 Spielen der Hinrunde darf die TSG lediglich siebenmal zur Lieblingszeit ihres Trainers kicken – und dennoch winkt am Sonntag ein neuer Vereinsrekord. Zum ersten Mal in der mittlerweile elfeinhalbjährigen Bundesliga-Geschichte des Dorfklubs könnten sechs Siege in Serie gelingen. Fünf gab es bereits 2008 unter Ralf Rangnick und 2016 unter Julian Nagelsmann.
Doch Alfred Schreuder wäre nicht Alfred Schreuder, würde er der möglichen Bestleistung allzu große Bedeutung zukommen lassen. Wenn’s klappt, sei es freilich "eine schöne Geschichte". Von der Idee, seine Schützlinge könnten dank der Aussicht, etwas Historisches leisten zu können, mit zusätzlicher Motivation zu Werke gehen, hält der Familienvater aber nichts. "Die gewonnenen Spiele zählen am Sonntag nicht mehr, wichtiger ist, dass die Jungs verstehen, wieso wir diese Spiele gewonnen haben."
Ein Erklärungsansatz: Sein Team habe sich in den vergangenen Wochen "gefunden". "Mittelfeld und Abwehrkette stehen gut und wir bekommen immer mehr Ballsicherheit", sagt der 47-Jährige und nennt das Erfolgsrezept der zurückliegenden Partien: "Wir sind darauf fokussiert, was uns stark macht."
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Das ist es also wieder, das Credo des Mannes aus Barneveld: Es geht immer nur als "Wir", nie als "Ich". Sympathisch und sachlich, rational und reflektiert kommt Schreuder trotz Hoffenheimer Höhenflug daher. Es liegt ihm fern, ein Urteil über seinen Trainerkollegen Achim Beierlorzer zu fällen. Der Trainer des kommenden Gegners war auch der Trainer des letzten Widersachers. "Natürlich ist das kurios", sagt Schreuder über Beierlorzer, der nach dem 1:2 vor 14 Tagen gegen Hoffenheim in Köln entlassen wurde – und eine Woche später in Mainz anheuerte.
Ob er sich vorstellen könne, so schnell die Seiten zu wechseln? "Das weißt du vorher nicht, ich finde es mutig – und warum hätte er Mainz nicht machen sollen?", stellt Schreuder die Gegenfrage. "Am Ende sind wir als Trainer nicht so wichtig, die Spieler sind wichtiger."
Letztere bereiten dem "Hoffe"-Coach allerdings noch Kopfzerbrechen. Vor allem im Sturm steckt der Wurm. "Wir hoffen, dass Ihlas (Bebou) und Andrej (Kramaric) heute trainieren können", erklärte Schreuder gestern. "Ein großes Fragezeichen" stehe außerdem hinter einem Einsatz von Sargis Adamyan. Und mit Ishak Belfodil fällt ein weiterer Angreifer bekanntlich lange aus. Dennis Geiger sei ebenfalls noch nicht bei 100 Prozent.
Entscheidender als welcher Name auf dem Trikot steht, sei ohnehin, welche Gedanken im Kopf vorgehen, so Schreuder. "Wir müssen diese Partie als große Herausforderung ansehen. Während des Spiels flexibel sein, Ruhe ausstrahlen im Kopf, auf alles vorbereitet sein." Vom schwächsten Bundesliga-Start der Mainzer Vereinsgeschichte mit acht Niederlagen aus elf Spielen will sich Schreuder nicht blenden lassen. "Natürlich waren ihre Ergebnisse nicht so gut, aber es waren auch viele gute Phasen in den Spielen dabei."
Zudem ist er sich bewusst, dass die jüngsten Großtaten der Kraichgauer dafür sorgen könnten, dass die Gegner sich künftig anders auf die Duelle einstellen. Etwa tiefer stehen, aggressiver zu Werke gehen oder eine andere Grundordnung wählen. Und gegen einen Gegner mit neuem Trainer zu spielen, mache die Aufgabe generell auch nicht leichter. "Die Vorbereitung ist für uns schon sehr interessant", gibt der "Hoffe"-Coach zu – und schränkt direkt wieder ein: "Auch das dürfen wir jetzt nicht zu groß reden."
Schreuder wie er leibt und lebt. Nur die Ruhe.