1899 Hoffenheim

Mentalitätsmonster sind gefragt (plus Fotogalerie)

Champions League: "Kopfkino" zur Vorbereitung - TSG braucht gegen Donezk ein solides Abwehrfundament

26.11.2018 UPDATE: 27.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Spannung in der Königsklasse, Gruppe F: Sowohl die TSG 1899 Hoffenheim als auch Schachtar Donezk brauchen einen Dreier. Bei Regen hielten die Kraichgauer am Montag in Zuzenhausen ihr Abschlusstraining ab. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Die besondere Bedeutung eines Fußballspiels lässt sich allein schon am Maß der Geheimniskrämerei ermessen. Hoffenheims Cheftrainer Julian Nagelsmann entschied sich am Montag zu einer kryptischen Aussage. Er werde seiner Mannschaft ein vor "Hacker-Angriffen" geschütztes Video zur Vorbereitung auf die Champions-League-Heimpartie am Dienstag (21 Uhr/DAZN) gegen Schachtar Donezk vorführen, in dem er seinen TSG-Profis "das Abwehrverhalten eines der größten Teams der Welt" zeigen wird, kündigte Nagelsmann gut gelaunt an, um süffisant hinterher zu schicken: "Aber alles verrate ich nicht."

Der Name der derzeit besten Bastion blieb tabu. Vielleicht handelt es sich um Pep Guardiolas Manchester City, auf dessen Klasse und Kompaktheit auch "Hoffe" vertraut, wenn die "Citizens" gleichzeitig bei Olympique Lyonnais antreten. ManCity jedenfalls hat in insgesamt 20 Pflichtspielen erst eine Niederlage kassiert, beim 1:2 gegen Lyon am 19. September im heimischen Etihad Stadium. In der Premier League marschieren die Eleven von Guardiola in beeindruckender Manier vorne weg - mit 35 Punkten nach 13 Spielen und einem imposanten Torverhältnis von 40:5.

Natürlich drücken sie in der nordbadischen Provinz dem reichen Scheichklub die Daumen, zumindest bis zum Szenario eines "Finale furioso" am 12. Dezember, wenn Hoffenheim in der Industriestadt im Nordwesten von England gastiert. Nagelsmann weiterhin voller Rätsel: "Das soll unser Vorbild sein. Bei denen verdient der Zeugwart mehr als die meisten Spieler bei uns."

Wie dem auch sei: Erst einmal muss der ambitionierte Dorfverein seine Hausaufgaben gegen Donezk gewissenhaft erledigen. Zu häufig in der bisherigen Saison, sei es im Liga-Geschäft oder in der Königsklasse, patzte die Defensive. Jüngstes Beispiel ist die Wild-West-Punkteteilung (3:3) bei Hertha BSC Berlin, selbst eine zweimalige Zwei-Tore-Führung (2:0, 3:1) reichte den wankelmütigen "Nagelsmännern" nicht zum Erfolgserlebnis.

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Der TSG-Coach ist von zu viel Laxheit spürbar genervt, hatte in der Hauptstadt kernig von einer Problemzone "zwischen den Ohren" gesprochen. Ein Appell also hin zu einem Maximum an Mentalität. "Wir dürfen nicht nur Gier und Leidenschaft nach vorne zeigen, wir müssen sie auch in die andere Richtung haben", fordert Nagelsmann von seiner Mannschaft mehr Konzentration und Konsequenz. Die Zahlen sprechen auf internationalem Level eine klare Sprache.

In den vier Gruppenspielen haben die Hoffenheimer schon neun Gegentore kassiert, was einem Schnitt von 2,25 entspricht. Korrigieren sie diesen Trend nicht, dann droht unweigerlich das Aus und das Verpassen des ersten Etappenziels. "Wir müssen einfach über 90 Minuten aktiv und aggressiv bleiben", empfiehlt Innenverteidiger Ermin Bicakcic, "jeder von uns weiß um die Wichtigkeit dieses Spiels."

Die Entwicklung von Bicakcic verdient zweifellos genauere Aufmerksamkeit. Der 28-Jährige machte aus seiner Unzufriedenheit bezüglich seiner Rolle keinen Hehl und wollte "Hoffe" nach vier Jahren eigentlich verlassen. Doch nachdem sich mehrere Abwehrkräfte verletzt hatten, nutzte "Eisen-Ermin" seine Chance und wurde zu einer festen Größe, die derzeit nicht mehr aus der bevorzugten Dreierkette wegzudenken ist. Nagelsmann lobte Bicakcic explizit: "Vor der Saison hatte er nicht das Megastanding bei uns. Ermin macht das sehr, sehr gut und ist ein Vorbild für alle Spieler, was Haltung in der Defensive angeht."

Der Bergarbeiterklub, 1936 als Stachanowez Donezk gegründet, ist sicherlich der schwächste Gruppengegner. Gegen ManCity gab’s zwei herbe Klatschen (0:3, 0:6), die Ostukrainer verfügen laut Bicakcic über "Power und Geschwindigkeit" im Angriff, gelten allerdings als labiles Gebilde, zumal sie in der Premjer-Liha konkurrenzlos sind. "Mannschaftsstruktur und Trainer sind offensiv ausgerichtet", analysierte Nagelsmann gestern das Profil von Schachtar, "in ihrer Liga thronen sie über allen anderen, international stehen sie hingegen mit dem Rücken zur Wand."

An oberster Stelle steht freilich die Selbstreflektion. Mentalitätsmonster sind gefragt. Haltung, Gier, Leidenschaft - diese Begriffe fielen gestern am häufigsten. Wenn das "Kopfkino" von Nagelsmann und Videospezialist Benjamin Glück zum historischen Dreier beiträgt, hat die TSG alles richtig gemacht.

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