Arianit Ferati traf früh für den SVW, doch es reichte nicht zum Sieg. Foto: vaf
Von Ronny Ding
Mannheim. "Nein!", entfuhr es Kalle Bührer. Den früheren Waldhofprofi, der heute eine Versicherungsagentur leitet, hielt es schon einige Minuten zuvor nicht mehr auf seinem Sitzplatz. Als dann zwölf Minuten vor dem Ende der 2:2-Ausgleich für die Viktoria aus Köln fiel, ging sein Kopf mit seinem Ausruf und im Stehen nach unten. Damit war er im Stadion nicht der einzige. Angst oder zumindest Unsicherheit hatte sich bei den Fans im zweiten Abschnitt breit gemacht, dass es noch schiefgehen könnte. In einem mitreißenden Kampf ging Bührer – wie alle Zuschauer im Stadion – durch ein Wechselbad der Gefühle. Ärgerlich war für alle das Endergebnis, erfreulich aber die Darbietung der Mannheimer.
Was sollte man dem SV Waldhof nach dem Unentschieden gegen die Kölner vorwerfen? Trainer Patrick Glöckner gab die Antwort. "45 Minuten waren relativ perfekt. Besser kann man es kaum spielen, aber wir müssen hier mit 4:0 in die Halbzeit gehen. Dann kommt der Gegner nicht mehr zurück." Dass der SVW vor allem an vorderer Front personell noch etwas nachbessern muss, wurde vor der Pause schnell deutlich.
Die besten Bilder von SV Waldhof gegen Viktoria KölnDenen, die auf dem Platz standen, konnte man keinen Vorwurf machen, weil sie sich alle reinhängten, doch ein Knipser hätte dafür gesorgt, dass es eben mindestens vier Tore zur Halbzeit geworden wären. "Die erste Halbzeit war schon brutal gut von uns. Wir waren zweikampfstark und hatten viel Tempo im Spiel nach vorne", analysierte Marcel Hofrath hinterher. Der Linksverteidiger, der aus Personalknappheit in der Innenverteidigung spielte, hielt bis zur Pause hinten den Laden dicht, es brannte rein gar nichts an.
Den Schuldigen für die geringe eigene Torausbeute hatte man im blauschwarzen Lager schnell ausgemacht. Kölns Keeper Sebastian Mielitz steigerte sich im Laufe der 90 Minuten zur Höchstform. Der 31-Jährige stand schon in 68 Bundesligaspielen bei Werder Bremen im Kasten und musste nur bei den Abschlüssen von Arianit Ferati (7.) und Marcel Kostly (20.) hinter sich greifen. Demgegenüber standen mehr als ein halbes Dutzend teils überragende Paraden. "Waldhof hat sich hier in einen Rausch gespielt. Es war ein Klassenunterschied. Für uns ging es nur darum, die Ruhe zu bewahren und uns in die Halbzeit zu retten", konnte sich auch Viktorias Coach Pavel Dotchev bei seinem Schlussmann für den knappen Rückstand bedanken.
Nach der Pause brachte er einen zweiten Stürmer und fortan nahm auch seine Elf am Spiel teil. Köln benötigte für seine beiden Treffer weniger Chancen, aber auch Hilfe vom Gegner. Ein Eigentor von Max Christiansen (51.) und Mike Wunderlich (78.) bedeuteten das 2:2. "Das erste Gegentor fiel für uns zu früh", bedauerte Glöckner, der seinen Mannen eine bessere Chancenverwertung als Hausaufgabe verordnete. Dann wird bald aus Bührers "Nein!" ein lautes "Ja!"