Von Michael Wilkening
Mannheim. Die geplante große Feier muss wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Statt mit 90 Gästen feiert der ehemalige Bundesliga-Trainer Klaus Schlappner, der in den 1980er Jahren wegen seines Pepitahutes und seiner kessen Sprüche Kultstatus erlangte, am Freitag im Kreis der Familie seinen 80. Geburtstag. "Mit drei Generationen", erzählt der frühere Coach des SV Waldhof Mannheim: "Und der erste Urenkel ist gerade unterwegs."
Schlappner ist ein Familienmensch und seiner Kurpfälzer Heimat treu geblieben. Er lebt in Südhessen, nur wenige Kilometer vom Mannheimer Alsenweg entfernt, der Heimat des heutigen Drittligisten SV Waldhof. Zwischen 1980 und 1987 trainierte der gelernte Elektromeister die Mannheimer, führte sie 1983 in die Bundesliga und etablierte den Arbeiterverein in der Beletage des Fußballs. "Ich muss nicht Meister werden, ich bin schon Meister", war nur einer seiner kernigen Sprüche. Der Pepitahut wurde zu seinem Markenzeichen.
Foto: dpaIn Mannheim arbeitete Schlappner mit jungen Spielern. Jürgen Kohler oder Maurizio Gaudino wurden auch dank ihm Nationalspieler. "Er war der wichtigste Trainer in meiner Karriere, weil er mich mit 17 in die Bundesliga geholt hat", sagt Gaudino noch heute. "Er hatte immer eine harte Hand, war aber auch eine Vaterfigur für mich." Noch heute empfiehlt Schlappner den Profi-Clubs, verstärkt auf die eigenen Talente zu setzen. "Der beste Transfer ist der aus dem Nachwuchs. Das ist wie in einem Unternehmen, wo der fleißige Praktikant gefördert werden sollte", sagt er.
Kohler war sein Muster-Praktikant. "Schlappi" formte aus dem zunächst noch hölzern wirkenden Lambsheimer einen der besten Verteidiger seiner Zeit. "Ohne ihn wäre ich vielleicht nicht Weltmeister geworden", sagte Kohler einmal über seinen ersten Profi-Trainer. "Der Jürgen war immer fleißig und wurde von uns so eingesetzt, wie er damals uns und später jeder Mannschaft, in der er spielte, weiterhelfen konnte", lobt Schlappner seinen bekanntesten Zögling, der später mit dem FC Bayern München, Juventus Turin und Borussia Dortmund große Erfolge feierte.
Die Bundesliga verfolgt Schlappner weiter mit Interesse. "Sie ist ein Aushängeschild für den Fußball", sagt er, übt aber auch Kritik an der Kommerzialisierung: "Hier noch eine Million, da noch drei Millionen. Das gefällt mir nicht." An der Kraft des Sports zweifelt er nicht.
1992 wurde Schlappner Nationaltrainer in China. Er baute in dem Riesenreich eine Profiliga auf und blieb dem Land auch nach den zweieinhalb Jahren als Chef der Nationalmannschaft verbunden. Bis heute reist er regelmäßig nach China, unter anderem organisiert er ein deutsch-chinesisches Jugend-Fußballturnier, das im jährlichen Wechsel in beiden Ländern ausgetragen wird.
Nach dem Job in China arbeitete Schlappner in anderen autoritären Staaten. Im Iran, der Mongolei und in Nordkorea leistete er Entwicklungsarbeit in Sachen Fußball. "Der Sport eint die Menschen viel schneller als alles andere", sagt Schlappner: "Das sollten die Politiker nicht vergessen."
Für seine Geburtstagsfeier hatten sich Gäste aus China und dem Iran angesagt, auch ehemalige Spieler. "Das waren früher meine Buben, jetzt sind sie auch Großväter", sagt Schlappner und schmunzelt. Er hat den Kontakt zu Waldhof-Akteuren wie Karlheinz Bührer, Roland Dickgießer, Alfred Schön oder Dimitrios Tsionanis gehalten. "Die Feier mit allen wird irgendwann in diesem Jahr nachgeholt, an einem anderen 22. des Monats", erzählt er: "Wenn wir diesen unsichtbaren Feind besiegt haben."
Update: Dienstag, 19. Mai 2020, 13.53 Uhr