Vergeben und vergessen: Rurik Gislason (r) kehrt nach kurzer Sperre ins SVS-Team zurück. F: vaf
Von Claus Weber
Sandhausen. Seit der SV Sandhausen im vergangenen Jahr eine Imagekampagne gestartet hat, weisen originelle Plakate auf den nächsten Gegner am Hardtwald hin. "Fohlen zähmen" hieß das Motto vor dem Pokal-Hit gegen Mönchengladbach, "Nürnberger grillen" vor der Partie gegen die Franken. Und die Ankündigung des Heimspiels am Freitag (18.30 Uhr/Sky) gegen Darmstadt ist mit dem Schriftzug "100 Prozent gegen 98" betitelt.
Die Plakate vermitteln Witz, Kreativität, Selbstbewusstsein und Draufgängertum - und decken sich damit mit dem neuen Spielstil am Hardtwald. Jüngstes Beispiel war der 2:0-Erfolg beim einstigen Angstgegner 1. FC Heidenheim. "Es war kein glorreicher oder hochüberlegener Sieg", sagt Trainer Uwe Koschinat, "aber gegenüber dem 3:2-Erfolg auf der Ostalb zum Ende der letzten Runde gab es keine einzige Phase, in der Heidenheim dauerhaft Druck ausüben konnte."
Ein Schlüssel zum Erfolg: "Der Kader hat in der Breite an Qualität gewonnen", sagt Koschinat. Er könne personell besser reagieren und auch verschiedene Systeme spielen. Vor 14 Tagen gegen Nürnberg hat der eingewechselte Philip Türpitz den 3:2-Siegtreffer erzielt, am vergangenen Sonntag in Heidenheim habe Emanuel Taffertshofer "sofort stark funktioniert". Beide Spieler hatten lange Phasen der Vorbereitung verpasst, bieten dem Trainer nun aber neue Optionen.
Koschinat kann mittlerweile fast aus dem Vollen schöpfen. Seit dieser Woche steht auch wieder Tim Kister auf dem Platz. "Er kann vollumfänglich trainieren", freut sich Koschinat über die Rückkehr des 32-jährigen Innenverteidigers, der sich Anfang Mai den Mittelfuß gebrochen hatte.
Auch Sören Dieckmann steht vor seiner Rückkehr, er soll in der nächsten Woche, wenn die Zweite Liga wegen des Länderspiels gegen die Niederlande pausiert, wieder ins Training einsteigen. Und: Auch bei Markus Karl sieht es gut aus. Der Routinier könnte nach seinem Kreuzbandriss schon bald wieder das Individualtraining aufnehmen. "Die Zahl der Spieler, die nicht zur Verfügung stehen, reduziert sich deutlich", strahlt Koschinat, "das macht auch die Trainingsarbeit leichter und besser."
Am Freitagabend gegen die Lilien dürfte auch Rurik Gislason ins Team zurückkehren. Der Isländer war wegen eines Revanchefouls im Training für die Partie in Heidenheim suspendiert worden. "Teamregeln sind mir wichtig", begründet Koschinat. Am Montag habe es ein abschließendes Gespräch gegeben, die Sache sei beigelegt und vergessen. "Er ist am Freitag wieder Bestandteil der Mannschaft", bekräftigt der Coach, "und ein Kandidat für die Startelf."
Während in Sandhausen die verletzten Spieler zurückkehren und den Trainer vor allem in der Offensive vor die Qual der Wahl stellen - neben Türpitz drängt auch Aziz Bouhaddouz ins Team und auch Julius Biada dürfte seinen Trainingsrückstand bald aufgeholt haben - steckt bei Darmstadt im Sturm der Wurm. Drei Angreifer fallen aus, weshalb der ehemalige Erstligist vor allem über eine stabile Defensive und schnelles Umschaltspiel am Hardtwald sein Heil suchen dürfte.
Für den SV Sandhausen, der nach seinen beiden jüngsten Siegen auf den vierten Tabellenrang geklettert ist und nun vor Selbstvertrauen strotzt, sei das eine "gefährliche Situation", sagt Koschinat. "Es könnte ein Spiel mit viel Ballbesitz für uns werden", meint der Trainer und mahnt: "Wir dürfen auf keinen Fall ungeduldig und damit anfällig für Konter sein." Stattdessen sollte der SVS stets konzentriert bleiben - und einfach das Motto seines Spieltagsplakates befolgen: "100 Prozent gegen 98".
Übrigens: Vorerst nicht mehr mit dabei ist Alexander Rossipal. Der Linksverteidiger wurde für eine Saison an den SC Preußen Münster verliehen und soll beim Drittligisten Spielpraxis sammeln.
So könnte Sandhausen spielen: Fraisl - Diekmeier, Nauber, Zhirov, Paqarada - Linsmayer, Taffertshofer - Gislason, Förster, Engels - Behrens.