Sandhausens Vereinspräsident Jürgen Machmeier (l.) und der Sportliche Leiter Mikayil Kabaca (r.) hießen den neuen Trainer Michael Schiele willkommen. Foto: dpa
Von Claus Weber
Sandhausen. Die Chemie stimmt. Der Chef und sein neuer wichtigster Angestellter duzen sich. Als Jürgen Machmeier, der Präsident des SV Sandhausen, Trainer Michael Schiele vorstellte, sprach er ihm einen riesigen Vertrauens-Vorschuss aus: "Du hast unsere volle Rückendeckung. Du bist die Nummer eins, wir stehen voll hinter Dir!"
Es schien, als sei Schiele von der Sympathie und Hoffnung, die ihm bei seiner Rückkehr an den Hardtwald entgegenschlug, erdrückt. Auf eine kämpferische Ansage verzichtete der Neue. Stattdessen schlug er bescheidene Töne an. Er dämpfte die Erwartungen. Er bat um Geduld. "Ich hatte nur 48 Stunden Zeit." Im Heimspiel gegen Erzgebirge Aue am Samstag (13 Uhr/Sky) feiert er seine Premiere. Da kann man sich allenfalls einen Überblick verschaffen, an einigen Stellschrauben drehen, Gespräche führen. Gleichwohl habe die Mannschaft einen sehr guten Eindruck hinterlassen im ersten Training am Donnerstagnachmittag. "Es war sehr laut", sagte Schiele, "die Spieler waren sehr wissbegierig und aufnahmebereit."
Als Schiele in der Saison 2002/03 unter Trainerlegende Willi Entenmann am Hardtwald spielte, hießen die Gegner in der Oberliga noch Ludwigsburg oder Pforzheim. "Es war ein schönes Jahr", blickte er zurück, "wenn ich sehe, was sich hier inzwischen getan hat."
Der SV Sandhausen sei mittlerweile ein etablierter Zweitligist, habe eine Mannschaft mit hoher Qualität, sagte Schiele. Und deshalb habe er gar nicht lange überlegen müssen, als ihn der Anruf erreichte.
Der 42-Jährige, der die Nachfolge von Uwe Koschinat antritt, der nach fünf sieglosen Spielen in Folge und dem Sturz auf Platz 15 am Dienstag freigestellt wurde, war der große Wunschkandidat. Insgesamt, verriet der Sportliche Leiter Mikayil Kabaca, seien fast 60 Bewerbungen eingegangen. Doch nur mit einem weiteren Aspiranten hat der SVS gesprochen – und sich dann doch rasch für den gebürtigen Heidenheimer entschieden. "Er entspricht genau unserem Anforderungsprofil", sagte Machmeier, "ein nahbarer Kumpel-Typ, der aber auch Durchsetzungsvermögen und Fußball-Sachverstand hat und genau weiß, was er will."
Und einer, der in seiner Entwicklung noch Luft nach oben hat, der sich mit dem SV Sandhausen weiterentwickeln will, den Verein als Chance sieht, weiterzukommen und den Job nicht deshalb nimmt, weil er sonst nichts anderes kriegt.
Michael Schiele ist so ein aufsteigender Stern am Trainerhimmel, er führte die Würzburger Kickers mit bescheidenen Mitteln in die Zweite Liga. Nun soll er den SV Sandhausen nicht nur vor dem Abstieg bewahren. Die Ansprüche sind höher. Ein guter Mittelfeldplatz war das Ziel, das man unter Uwe Koschinat nicht mehr zu erreichen glaubte.
Doch Schiele muss erst einmal den Negativtrend stoppen. Sein Plan: "In der Vergangenheit stand Sandhausen für seine Kompaktheit und wenig Gegentore." Dahin müsse man zurück, ohne die Offensive aus den Augen zu verlieren. Vor allem aber beschwört der Neue den alten Teamgeist, der den Zweitligisten all die Jahre ausgezeichnet hat und in den letzten Monaten offenbar verloren ging. "In der Mannschaft steckt viel Erfahrung und Qualität", sagt der Trainer, "doch wir müssen noch mehr ein Team werden."
Dazu hat sich die Mannschaft am Abend ins Hotel zurückgezogen, um sich auf das Heimspiel gegen den Tabellensiebten Aue besser vorbereiten zu können. Schiele will die Mannschaft nur punktuell verändern. Auf Alexander Esswein (Wade) und Tim Kister (Meniskus) kann er noch nicht zurückgreifen.
So könnte Sandhausen spielen: Fraisl - Diekmeier, Nauber, Zhirov, Scheu - Zenga - Taffertshofer, Linsmayer - Biada - Behrens, Keita-Ruel.