Ex-Sandhausen-Coach Uwe Koschinat. Foto: dpa
Von Wolfgang Brück
Sandhausen. Fußballlehrer leben gefährlich. Das ist keine neue Erkenntnis. Sie bekommt aber vor dem Heimspiel des SV Sandhausen gegen Fortuna Düsseldorf am Samstag (13 Uhr/Sky) besondere Bedeutung. "Wieder Trainer-Schicksal in Sandhausen?" titelt die Neue Ruhrzeitung. Sie spielt damit auf Trainer-Entlassungen an, die es nach Duellen der ungleichen Zweitligisten von Leimbach und Rhein gegeben hat. Marco Kurz, der auch mal in Hoffenheim war, wurde vor ziemlich genau fünf Jahren nach einem 0:1 am Hardtwald gefeuert. Im November, nach der 0:1-Hinspiel-Niederlage, musste Uwe Koschinat in Sandhausen seinen Hut nehmen.
Jetzt spekuliert die NRZ mit einem vorzeitigen Abschied des Düsseldorfer Trainers Uwe Rösler. Der 53-jährige ehemalige DDR-Nationalspieler ist nicht unumstritten. Verliert er am Samstag, dann könnte der Rückstand zum Relegationsplatz uneinholbar werden. Bei einem Sieg würde sich der Abstand von derzeit vier Punkten möglicherweise verringern und würde das anschließende Heimspiel gegen den VfL Bochum zum Hingucker.
Rösler hat sich vor dem Schlüsselspiel informiert. Er fordert: "Meine Mannschaft muss von Beginn an Druck erzeugen." Den Sandhäusern den Schneid abzukaufen, ist aber nicht mehr ganz so einfach wie vor ein paar Wochen, ehe mit Gerhard Kleppinger und Stefan Kulovits zwei Haudegen übernahmen, deren Philosophie bedingungsloser Kampf ist.
Es wird spannend sein, wie sich die zweitschwächste Abwehr der Liga, in der zudem vier gesperrte Defensiv-Spieler fehlen, gegen den offensivstarken Gegner aus der Affäre ziehen wird. Der ehemalige Karlsruher Rouven Hennings (10 Tore) sowie Kenan Karaman (7) und Dawid Kownacki (3), die sich mit der Türkei und Polen für die Endrunde der Europameisterschaft qualifiziert haben, zeugen von der hohen Qualität beim deutschen Meister von 1933.
Unterstützung bekommt der SV Sandhausen erneut von seinen Fans. Ein Motivationsvideo soll die Profis ermuntern. Vor dem 3:0 gegen Osnabrück hat der "zwölfte Mann" geholfen. Rund hundert Fans lösten vor dem Stadion ein "Gänsehaut-Feeling" aus, so der Sportliche Leiter Mikayil Kabaca. Bei einem ähnlich deutlichen Erfolg könnte die NRZ Recht behalten. Wahrscheinlicher ist aber, dass Röslers Vertrag nicht verlängert wird, falls sich die Aufstiegs-Hoffnungen vorzeitig verflüchtigen.
Dann würde allein die Nähe des Wohnortes für Uwe Koschinat sprechen. Vom Kölner Stadtteil Rondorf bis zum Flinger Broich sind es 50 Kilometer. Der Ex-Sandhäuser will sich nicht an einer Trainer-Diskussion beteiligen. Verständlich, zumal sie von Koschinats Anstand und Menschlichkeit bis heute in den höchsten Tönen schwärmen. "Ich hatte eine tolle Zeit in Sandhausen", erinnert sich auch der 49-jährige Fußballlehrer gerne zurück, "ich drücke der Mannschaft und nicht zuletzt Gerhard Kleppinger und Stefan Kulovits fest die Daumen."