Antreiber in der Abwehr: Tim Kister ist wieder fit. Gut möglich, dass der Routinier bereits morgen in Berlin in die Sandhäuser Mannschaft zurückkehrt. Foto: vaf
Von Claus Weber
Sandhausen. Ist Berlin diesmal eine Reise wert? Seit der SV Sandhausen im Profi-Fußball mitspielt, glückte den Kurpfälzern beim FC Union noch kein einziger Sieg. Nur ein 2:2-Unentschieden gab es einmal in der Dritten Liga. Doch das ist schon über zehn Jahre her.
Dabei wäre ein Erfolg in der Hauptstadt für den abstiegsbedrohten Zweitligisten so wichtig wie nie zuvor. Im November und Dezember hätten die Mannschaften im Tabellenkeller kaum mal einen Dreier geholt, erinnerte Uwe Koschinat. "Doch nun", so der Sandhäuser Trainer, "hat das Schneckenrennen am Tabellenende Fahrt aufgenommen." Mitkonkurrent Magdeburg verließ durch zwei Siege in Folge sogar die Abstiegsränge.
Immerhin feierten auch die Kurpfälzer am Sonntag mit dem 3:0 gegen Bochum nach über drei Monaten endlich wieder einen Sieg, mit dem sie den Relegationsplatz behaupten konnten.
"Die Gesichter meiner Spieler sind nun wieder ein bisschen gelöster", sagte Koschinat, "doch die Mannschaft ist intelligent genug, um sich die Situation nicht schönzureden." Vom ersten Abstiegsplatz trennt Sandhausen nur das bessere Torverhältnis.
Und nun geht’s morgen (13 Uhr/Sky) ausgerechnet nach Köpenick, wo sich nicht nur der SVS schon immer schwer getan hat, sondern wo in dieser Saison noch gar kein Gegner gewinnen konnte. Mit sieben Siegen und drei Unentschieden führen die Eisernen die Heimtabelle an. "Das wird eine Herkules-Aufgabe", sagt Sandhausens Geschäftsführer Otmar Schork, "aber wir müssen nicht mit leeren Händen nach Hause fahren, die Duelle waren dort immer sehr eng."
Diesmal dürfte es indes noch schwerer werden. Union riecht an der Bundesliga, fiel erst durch die knappe 2:3-Niederlage am Montagabend im Verfolgerduell beim FC St. Pauli vom dritten auf den vierten Tabellenplatz zurück.
Der Höhenflug der Eisernen kommt für Uwe Koschinat nicht überraschend. Die Berliner seien eine der Mannschaften, die die letzte Saison genau analysiert und ihre Schlüsse daraus gezogen hätten, sagte der Sandhäuser Trainer: "Sie haben jetzt eine noch höhere individuelle Klasse und auch eine andere Spielweise." Der neue Trainer Urs Fischer setzt ganz auf die Defensive, weniger Ballbesitz, aber dafür kraftvolles und schnörkelloses Spiel nach vorne.
Das Ergebnis lässt sich an der Tabelle ablesen. Union hat mit 18 Toren die mit Abstand wenigsten Treffer kassiert. Mit dafür verantwortlich ist ein Ex-Sandhäuser: Florian Hübner bildet mit Marvin Friedrich das derzeit beste Innenverteidiger-Duo der Liga.
Dieses Prädikant durften in der Vorsaison noch die beiden Sandhäuser Tim Knipping und Tim Kister für sich in Anspruch nehmen. Doch in dieser Runde fielen beide wegen Knochenbrüchen monatelang aus. In seinem ersten Heimspiel am Sonntag gegen Bochum feierte Knipping ein großartiges Comeback, warf sich in jeden Ball, peitschte sein Team an und läutete mit seinem Tor zum 1:0 auch den dritten Sandhäuser Saisonsieg ein.
Gut möglich, dass das erfolgreiche Innenverteidiger-Duo schon bald wiedervereint ist. Denn auch Tim Kister trainiert wieder im vollem Umfang - und könnte schon in Berlin wieder im Kader stehen. "Das eine oder andere Prozent Fitness, das ihm noch fehlen mag, kann er durch seine Routine und seine Emotionalität ausgleichen", sagte Koschinat.
Auch Denis Linsmayer und Felix Müller stehen dem Trainer wieder zur Verfügung. Dafür muss Koschinat mit den beiden gelb-gesperrten Rurik Gislason und Philipp Förster auf zwei wichtige Stammkräfte verzichten. Wie sie zu ersetzen sind, wollte er vor der Reise nach Berlin gestern noch nicht verraten.
So könnte Sandhausen spielen: Schuhen - Kister, Knipping, Verlaat - Diekmeier, Karl, Linsmayer, Paqarada - Behrens, Wooten, Schleusener.