Zu wenig Männer auf dem Platz?
Ein- und Aufstellung bereiteten dem SV Sandhausens beim 0:2 in St. Pauli Probleme

SVS-Torwart Martin Fraisl kniet, während Rio Miyaichi (r.) und Mats Möller Daehli (14) das 2:0 von Viktor Gyökeres (9) bejubeln. Foto: dpa
Von Claus Weber
Hamburg. Dennis Diekmeier war sauer. "Wir hatten zu wenig Männer auf dem Platz", schimpfte der Kapitän des SV Sandhausen nach der 0:2-Pleite am gestrigen Sonntagnachmittag beim FC St. Pauli. Die Vorstellung seiner Mannschaft in Hamburg fand der ehemalige HSV-Spieler zu lahm, zu ängstlich, zu zurückhaltend. "Klar, die hatten viel Schwung nach dem Derby-Sieg über den HSV, und am Millerntor ist immer tolle Stimmung", sagte Diekmeier, "aber da muss man sich als Gegner zeigen und besser in die Zweikämpfe gehen."
Die Kurpfälzer hätten sich mit einem Sieg auf Platz vier verbessern und oben festsetzen können. Stattdessen rutschten sie auf den siebten Rang zurück. "Das nervt mich", sagte Diekmeier, "wenn ich spiele, will ich gewinnen, es muss sich was ändern, so wie in den letzten beiden Wochen kann es nicht weitergehen."
Doch ist an der jüngsten Sandhäuser Schwächephase nur die Ein- oder auch die Aufstellung schuld? Trainer Uwe Koschinat tut sich schwer dabei, den in letzter Minute zum VfB Stuttgart abgewanderten Spielmacher Philipp Förster zu ersetzen. Schon beim 1:1 gegen Bochum und nun auch beim 0:2 in St. Pauli, das "absolut verdient war" (so Koschinat) sah der Trainer kein gutes Spiel des Sandhäuser Zentrums: "Wir haben fast alle elementaren Zweikämpfe verloren!"
Eigentlich hatte der Trainer seine Wunschelf gefunden, nach dem Förster-Wechsel muss er experimentieren. Diesmal gab er Erik Zenga und Robin Scheu, der sich im Training aufgedrängt hatte, die Chance im defensiven Mittelfeld. Doch Zenga konnte nicht an die vorherigen Leistungen anknüpfen und Scheu tat sich schwer, "in einem zerfahrenen Spiel, Akzente zu setzen" (so Koschinat). "Der Abgang von Förster ist ein Qualitätsverlust, das wussten wir", gab Jürgen Machmeier zu, "doch wir haben viele Spieler, die nun die Chance haben, ihn zu ersetzen." Die Ideallösung, fand auch der Präsident, sei allerdings noch nicht gefunden.
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Hintergrund
Stimmen zum Spiel
Uwe Koschinat, SVS-Trainer: "Das Spiel war schwer zu coachen, weil wir einerseits einen Rückstand aufholen mussten und wir andererseits Probleme bei überfallartigen Kontern hatten."
Jos Luhukay, Trainer
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Uwe Koschinat, SVS-Trainer: "Das Spiel war schwer zu coachen, weil wir einerseits einen Rückstand aufholen mussten und wir andererseits Probleme bei überfallartigen Kontern hatten."
Jos Luhukay, Trainer des FC St. Pauli: "Wir haben in den ersten 20 bis 25 Minuten ein unglaubliches Angriffspressing geboten. Und nach einem Tor steigt natürlich das Selbstvertrauen."
Martin Fraisl, SVS-Torwart: "Wir haben ganz schlecht reingefunden. St. Pauli war bissiger und griffiger."
Daniel Buballa, St. Pauli-Kapitän: "Wir hatten heute von Beginn an das Gefühl, gewinnen zu wollen. Wir haben das souverän gespielt." (ber)
Rasch ließen sich die Sandhäuser den Schneid abkaufen, schienen geradezu in Ehrfurcht erstarrt beim frühen Tor in der 8. Minute. Keiner fühlte sich zuständig, als Finn Ole Becker in den Strafraum sprintete und einfach mal abzog. Der Distanzschuss setzte auf dem nassen Rasen auf, Martin Fraisl sah den Ball zu spät - 0:1.
Dennis Diekmeier trieb die Mannschaft zwar mit schnellen Tempoläufen an. Aber Philipp Türpitz brachte die Flanke des Kapitäns im Strafraum nicht schnell genug unter Kontrolle, Kevin Behrens schoss nach einem Diekmeier-Vorstoß knapp vorbei (20.) und Leart Paqaradas Freistoß ging ans Außennetz (23.).
Es war allerdings nur eine kurze Sturm- und Drangphase des SV Sandhausen, der zunehmend unter Druck geriet. Erst verhinderten noch Torwart Fraisl (30.), Kevin Behrens (34.), Geritt Nauber und die Querlatte (bei einem Kopfball von Viktor Gyökeres/43.) einen höheren Rückstand, doch in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit konnten die Kurpfälzer dem Druck nicht länger standhalten: Viktor Gyökeres schob den Ball im Fallen zum 2:0 ein.
Der SVS bäumte sich nach der Pause auf, hatte Möglichkeiten durch Frey (51., 55.) und Behrens (52.), brachte aber nichts Zwingendes zustande und konnte sich bei Martin Fraisl bedanken, der im Ein-zu-Eins bravourös gegen Gyökeres klärte (66.).
Behrens vergab noch die beste Sandhäuser Möglichkeit, scheiterte aber an Torwart Himmelmann (76.). Letztlich ging das 2:0 aber in Ordnung, zumal St. Pauli durch Knoll (87.), Tashchy (88.) und Miyaichi (90.+2) wesentlich näher am 3:0 dran war als Sandhausen am Anschlusstreffer.
St. Pauli: Himmelmann - Ohlsson, Ostigard, Bubballa, Penny - Becker (89. Kalla), Knoll - Miyaichi, Möller Daehli (84. Buchtmann), Sobota - Gyökeres (84. Tashchy).
Sandhausen: Fraisl - Dieckmaier, Nauber, Zhirov, Paqarada - Zenga, Frey - Scheu (59. Bouhaddouz), Türpitz (72. Halimi), Engels (59. Biada) - Behrens.
Schiedsrichter: Jöllenbeck (Freiburg); Zuschauer: 29.546.( ausverkauft); Tore: 1:0 Becker (8.), 0:2 Gyökeres (45.+1).