SV Sandhausen gegen FC Aue

Videobeweis verdirbt SVS-Sieg gegen Aue (Update)

Gastgeber drehen Eigentor-Führung - 2:2-Ausgleich nach Handelfmeter

05.10.2019 UPDATE: 06.10.2019 16:03 Uhr 2 Minuten, 31 Sekunden
Foto: dpa

Von Claus Weber

Sandhausen. Pascal Testroet trottete mit einer Schwellung am Jochbein vom Platz. Der Stürmer des FC Aue war mit Sandhausens Erik Zenga zusammengeprallt. "Ich war kurz weg", sagte er, "aber ich glaube nicht, dass etwas kaputt ist, sonst hätte ich mehr Schmerzen." Testroet und seine Auer Veilchen sind buchstäblich mit einem blauen Auge davon gekommen. Ein von ihm selbst verwandelter Handelfmeter zum 2:2-Endstand rettete dem Klub aus dem Erzgebirge einen glücklichen Punkt und verdarb dem SV Sandhausen den fast schon sicher geglaubten Sieg.

"Sehr ärgerlich und unglücklich", fand SVS-Sportchef Mikayil Kabaca die beiden kuriosen Gegentore der Auer. Beim frühen 0:1 in der fünften Minute sprang Aleksandr Zhirov der Ball an den Hinterkopf und von dort ins Tor.

Auch beim 2:2 benötigten die Sachsen Sandhäuser Hilfe. Dennis Linsmayer hatte bei einem Zweikampf im Strafraum die Kugel unabsichtlich mit der Hand weggewischt. Er stand hinter Philipp Zulechner und konnte das Spielgerät überhaupt nicht sehen. Schiedsrichter Christoph Günsch wurde erst über den Knopf im Ohr darauf aufmerksam, gab Videobeweis und Handelfmeter, den Testroet zum Endstand verwandelte.

Trotz der ärgerlichen Gegentreffer hielt sich die Enttäuschung in Grenzen. Denn die Mannschaft hat den Abwärtstrend der letzten drei Spiele gestoppt. "Ich habe ganz klar eine Leistungssteigerung gesehen", sagte Trainer Uwe Koschinat. "Ich bin froh, dass wir den Turnaround geschafft haben."

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Zumal die Anfangsphase Schlimmes vermuten ließ. Aue spielte nach dem 4:1-Erfolg im Sachsen-Derby gegen Dresden schwungvoll nach vorn, Sandhausen schien nach drei sieglosen Spielen völlig verunsichert. "Man hat gemerkt, dass die Auer vollgepumpt mit Selbstvertrauen waren. Wir waren auf der Suche nach der Qualität, die wir zwischendurch mal hatten", meinte Koschinat.

Umso bemerkenswerter, dass die Kurpfälzer nach dem Nackenschlag nicht verzagten. Selbst Testroet wunderte sich: "Sandhausen hat es auf einmal richtig gut gemacht und uns hinten reingepresst, wir haben es gar nicht mehr geschafft, nach vorne zu kommen." Binnen fünf Minuten erspielten sich die Gastgeber drei Ecken, die Leart Paqarada präzise in den Strafraum brachte. In der 16. Minute verlängerte Behrens eine dieser Standards per Kopf und Aziz Bouhaddouz schoss mit links ins rechte Eck – 1:1. Nur zehn Minuten später war wiederum Sandhausens kosovarischer Nationalspieler per Flanke der Vorbereiter. Diesmal köpfte Kevin Behrens zum 2:1 ein (26.).

Hintergrund

Stimmen zum Spiel

> Ronny Zimmermann, DFB-Vizepräsident: Das war ein sehr gutes, abwechslungsreiches Fußballspiel mit vielen Torraumszenen.

> Dirk Schuster, Auer Trainer: Wir sind nach dem 1:0 zu selbstsicher geworden,

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Stimmen zum Spiel

> Ronny Zimmermann, DFB-Vizepräsident: Das war ein sehr gutes, abwechslungsreiches Fußballspiel mit vielen Torraumszenen.

> Dirk Schuster, Auer Trainer: Wir sind nach dem 1:0 zu selbstsicher geworden, haben einfache Fehler gemacht, nicht mehr so aktiv verteidigt und die Zügel schleifen lassen.

> Mikayil Kabaca, SVS-Sportchef: Wir haben um das 0:1 gebettelt, danach hat sich die Mannschaft super gefangen und ist verdient in Führung gegangen. Torwart Männel hat Aue vor dem 3:1 bewahrt, als wir zwingend überlegen waren.

> Kevin Behrens, SVS-Stürmer: Wir hatten gegen den Ball eine bessere Struktur, es war gut, dass wir umgestellt haben. (ber)

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Schade, dass es die Sandhäuser versäumten, das 3:1 nachlegen. Zweimal Bouhaddouz, Julius Biada und Dennis Diekmeier hatten die Chancen dazu, doch Aues Torwart Martin Männel parierte bravourös.

Dennoch: Uwe Koschinat scheint der Lösung des Problems, wie man den nach Stuttgart abgewanderten Spielmacher Philipp Förster ersetzen kann, ein großes Stück näher gekommen zu sein. Auf vier Positionen hatte er seine Mannschaft gegenüber dem 0:2 in St. Pauli verändert, Mittelfeld und Angriff umgebaut, Julius Biada an die Spitze einer Raute gestellt, vor Erik Zenga und Emanuel Taffertshofer sowie Denis Linsmayer als "Sechser". Davor der "B&B"-Angriff mit Bouhaddouz und Behrens.

"Es hat sich bewährt, zwei starke Stürmer zu bringen und dahinter einen umtriebigen Biada", sagte Koschinat. Endlich produzierte Sandhausen wieder Torgefahr und traf doppelt, nachdem in den letzten drei Spielen nur ein einziger Treffer gelungen war. Die Dominanz drückte sich auch in Zahlen aus: Die Statistiker notierten 6:3 Chancen, 54:45 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 13:6 Ecken für Sandhausen – allerdings leider auch zwei kuriose Gegentreffer.

Nächste Woche hat die Zweite Liga frei, erst am 19. Oktober geht’s mit der Partie in Regensburg weiter. Ein Testspiel ist nicht vorhergesehen. Uwe Koschinat will die Zeit nutzen, um "der Mannschaft wieder die Stabilität zu verleihen", die sie in den ersten Spielen ausgezeichnet hatte.

Sandhausen: Fraisl – Diekmeier, Nauber, Zhirov, Paqarada – Linsmayer – Taffertshofer (82. Scheu), Zenga – Biada (87. Türpitz) – Behrens, Bouhaddouz

Aue: Männel – Mihojevic, Kalig, Gonther, Rizzuto (50. Dennis Kempe) – Fandrich, Riese - Baumgart, Nazarov (70. Zulechner), Hochscheidt (89. Daferner) – Testroet

Tore: 0:1 Schirow (5., Eigentor), 1:1 Bouhaddouz (16.), 2:1 Behrens (26.), 2:2 Testroet (77., Handelfmeter nach Videobeweis)

Schiedsrichter: Günsch (Berlin)

Zuschauer: 5042

Update: Sonntag, 6. Oktober 2019, 16.12 Uhr

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