Gegen den KSC wurden zu viele Schleifchen dran gemacht
Warum der SV Sandhausen in Karlsruhe eine vermeidbare 0:1-Niederlage kassierte

Kevin Behrens (r.) vergab eine von mehreren guten Chancen für den SV Sandhausen. KSC-Torwart Benny Uphoff hielt überragend. Foto: vaf
Von Claus Weber
Karlsruhe. Manuel Stiefler war am Freitagabend ein gefragter Mann. Der 31-jährige Allrounder des Karlsruher SC kam als Letzter in die Katakomben des Wildparkstadions. Zuvor hatte er viele Hände schütteln und dem Fernsehen Rede und Antwort stehen müssen. Der sympathische Franke tat es gern. Obwohl die Stirn schmerzte. Beim Zweikampf mit Rurik Gislason hatte er sich eine dicke Beule eingefangen. Es war eine Schlüsselszene des nordbadischen Derbys. Während sich der isländische Nationalspieler im Dress des SV Sandhausen minutenlang behandeln lassen musste, nutzte Stiefler das Überzahlspiel und erzielte das Tor des Abends (57. Minute).
Ob es ein besonderer Treffer für ihn gewesen sein, wollten die Journalisten wissen. Stiefler überlegte lange, druckste herum, wollte nichts Falsches sagen nach dem Triumph über die alten Kollegen. "Es war das erste Spiel gegen meinen Ex-Klub", meinte er schließlich, "ich hatte fünf schöne Jahre in Sandhausen." Und dann gab er doch zu: "Ja, es war etwas Besonderes und ich war schon sehr motiviert."
Nicht wenige der vielen mitgereisten Sandhäuser Fans waren hin- und hergerissen. Das Gegentor schmerzte, riss die Kurpfälzer aus den kühnsten Träumen. Nach starken Leistungen und drei Siegen in Folge hätte der Dorfverein mit Bundesliga-Dino Hamburger SV an der Tabellenspitze der Zweiten Fußball-Bundesliga gleichziehen können.
Doch Stiefler vermasselte seinen alten Kumpel den Sprung nach ganz oben. Ausgerechnet Stiefler. Der Mann war in seiner Zeit am Hardtwald ein Publikumsliebling, gilt als bodenständig und ehrliche Haut. Selbst zwei Kreuzbandrisse zwangen ihn nicht in die Knie. Viele Fans konnten es nicht verstehen, dass der SV Sandhausen im Sommer letzten Jahres nach 82 Spielen seinen Vertrag nicht verlängerte und der KSC - wie schon bei Marco Thiede, Daniel Gordon und Damian Roßbach - zuschlug.
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Noch heute pflege er mit Stiefler und Thiede eine enge Freundschaft, verriet Sandhausens Denis Linsmayer. "Wir sind damals als junge Burschen nach Sandhausen gekommen, hatten eine tolle gemeinsame Zeit", sagte "Linsi". Dass er gegen die alten Kollegen eine Wette verloren habe, ließ er unerwähnt, das verriet Stiefler: "Es ging um ein Essen."
Gründlich den Appetit verdorben hatte das 0:1 dagegen Uwe Koschinat. Die Niederlage tue sehr, sehr weh, erklärte der Trainer, denn bis zum 0:1 habe nichts darauf hingedeutet, dass seine Mannschaft im Wildpark verlieren könnte. Sandhausen spielte den besseren Fußball, hatte mehr und die besseren Möglichkeiten. "Wer sich auswärts so viele Chancen herausspielt, muss eigentlich gewinnen", seufzte Kapitän Dennis Diekmeier. Die beste Möglichkeit vergab Erik Zenga, der allein vor Benjamin Uphoff aufgetaucht war. Doch der KSC-Torwart rettete mit einer reflexartigen Fußabwehr. Überhaupt: Die beiden Torleute spielten überragend. Auch Sandhausens Martin Fraisl glänzte mit zwei, drei Klasse-Paraden.
"Sandhausen war ein sehr starker Gegner", lobt Karlsruhes Verteidiger Daniel Gordon die ehemaligen Kollegen, "aber wir haben den Kampf angenommen und nach dem Tor wurde es ein anderes Spiel für uns."
Das ist oft so. Es ist schwer, gegen Karlsruhe einen Rückstand aufzuholen. Seine Mannschaft habe irgendwann die Geduld verloren, habe zu ungenau und zu kompliziert gespielt, monierte Uwe Koschinat. "Im Strafraum wollten wir zu oft noch ein Schleifchen dran machen", ärgerte sich der SVS-Coach und gab zu: "Nach dem 0:1 war unsere Niederlage am Ende sogar verdient."
Ein Trost: In keinem der bisher sechs Saisonspielen war Sandhausen die schlechtere Mannschaft. Das macht Hoffnung, den unterbrochenen Höhenflug am nächsten Samstag (13 Uhr/Sky) im Heimspiel gegen den VfL Bochum wieder aufzunehmen.