Gerhard Kleppinger zeigt das „Victory-Zeichen“. Mit einem Erfolg am Samstag in Paderborn könnte der Interims-Coach Werbung für sich machen. Foto: dpa
Von Claus Weber
Sandhausen. Gerhard Kleppinger sprüht vor Tatendrang. "Ich musste nicht lange nachdenken", sagt der 62-Jährige, "mein Akku ist voll, ich bin heiß auf die Aufgabe." Nach über acht Jahren als Co-Trainer beim SV Sandhausen war für den Ober-Ramstädter Anfang Januar überraschend Schluss. Als Chef-Coach Michael Schiele seinen früheren Assistenten Matthias Lust aus Würzburg an den Hardtwald holte, machte "Kleppo" Platz und wechselte ins Nachwuchsleistungszentrum.
Der Ausflug von den Profis zu den Talenten dauerte gerade mal sechs Wochen. Nach der Trennung von Schiele und Lust am vergangenen Montag haben Kleppinger und Stefan Kulovits die Zweitliga-Mannschaft übernommen und werden sie auch im nächsten Spiel am Samstag (13 Uhr/Sky) beim SC Paderborn betreuen. Wie es danach weitergeht? Ungewiss.
"Die beiden haben unser vollstes Vertrauen", sagt Mikayil Kabaca. Ob aus der Interims- eine Dauerlösung wird, darauf will sich der Sportchef allerdings nicht festlegen. "Alles ist möglich", sagt er, "natürlich machen wir unsere Hausaufgaben und natürlich sondieren wir den Markt." Ob bereits Gespräche mit Trainer-Kandidaten geführt wurden und welche Anforderungen sie erfüllen müssen, auch dazu schweigt der Sportchef, erklärt stattdessen: "In erster Linie beschäftigen wir uns mit Paderborn."
Mit einem Erfolgserlebnis beim Tabellenzehnten könnte Sandhausen den Druck herausnehmen und die Trainerfrage vorerst unbeantwortet lassen. Selbst ein Remis wäre ein Erfolg. Neun von zehn Auswärtsspielen gingen bislang verloren. Nur beim Schlusslicht Würzburg gelang ein 3:2-Sieg, um den am Ende gezittert werden musste.
Auch Gerhard Kleppinger will nicht weiter als bis nächsten Samstag schauen. Ob er sich ein längerfristiges Engagement als Chef-Trainer vorstellen könne? "Darüber habe ich mir noch keinen Kopf gemacht", sagt er, "unser Fokus liegt auf Paderborn, das kostet Kraft genug."
Seit Dienstag haben er und Kulovits vor allen an jenen Grundlagen gearbeitet, die den SV Sandhausen in den letzten Jahr stark gemacht haben, erklärt Kleppinger, nämlich Kompaktheit, gutes Zweikampfverhalten und konsequentes Einschreiten im eigenen Strafraum. Denn vor allem die Defensive bereitet Sorgen – und hat Michael Schiele letztendlich den Job gekostet. Unter dem Kurzzeittrainer, der nur 82 Tage am Hardtwald arbeiten durfte, hat sich die Mannschaft zwar spielerisch weiterentwickelt, aber durch Unkonzentriertheiten selbst um den Lohn ihrer Arbeit gebracht.
"Michael hat etwas bewegt", sagt Kabaca, "ist aber an den Ergebnissen gescheitert." In den letzten sieben Spielen, rechnet der Sportliche Leiter vor, habe Sandhausen sechs Mal geführt, aber nur zweimal gewonnen.
"Es muss endlich mal wieder die Null stehen", fordert deshalb Kleppinger und sagt: "Wir haben der Mannschaft einen einfachen, aber guten Plan mitgegeben."
In Ostwestfalen wird der Sechzehnte von Beginn an unter Druck stehen. "Uns erwartet ein starker Gegner, der mit hoher Intensität spielt und früh presst", warnt der Interimstrainer, "die Paderborner schalten schnell um. Da müssen wir dagegenhalten."
Auf Spielmacher Julius Biada (Außenbandverletzung im Knie), Nikolas Nartey (Muskelfaserriss) und Rick Wulle (Schulter-OP) müssen die Kurpfälzer weiterhin verzichten. Ungewiss ist, ob Robin Scheu, Tim Kister und Alexander Rossipal wieder mitwirken können.
Man könne keine Wunderdinge erwarten, sagt Kleppinger, ist allerdings optimistisch: "Die Stimmung im Team ist okay, ich habe ein gutes Kabinengefühl."
So könnte Sandhausen spielen: Kapino – Nauber, Röseler, Zhirov – Diekmeier, Linsmayer, Bachmann, Contento – Schmidt, Esswein – Behrens.