Rick Wulle klärt gegen Wolfsburgs Joao Victor (r.). Am Torwart lag es nicht, dass der SV Sandhausen 0:4 unterlag. Foto: dpa
Von Claus Weber
Wolfsburg. Das sind keine Frohen Weihnachten am Hardtwald. Der SV Sandhausen geht als Tabellen-Sechzehnter ins neue Jahr, die Festtags-Ruhe wird durch einen Kabinen-Eklat gestört, und auch im Pokal gab’s am Tag vor Heilig Abend keine Präsente für den Zweitligisten. "Wir hatten uns mehr vorgenommen, wollten Nadelstiche setzen, doch wir haben zu kompliziert gespielt", sagte Michel Schiele enttäuscht. Der SVS-Trainer gab zu: "Der Sieg geht in Ordnung, Wolfsburg war eine Nummer zu groß für uns."
Nach einer halben Stunde war der Traum vom Einzug ins Achtelfinale beendet. So lange hielten die Kurpfälzer dem Druck des Favoriten Stand. Doch mit dem Doppelschlag durch Yannick Gerhardt (27.) und Wout Weghorst (30.) war das Spiel entschieden. Jaoa Victor (41.) und Weghorst (90.+1) erhöhten auf 4:0.
Den ersten Rückschlag gab’s schon vor dem Anpfiff. Dennis Diekmeier verletzte sich beim Aufwärmen am Oberschenkel. Für den Kapitän und Antreiber sprang Robin Scheu ein. Es war nicht die einzige Veränderung gegenüber dem 0:2 am Sonntag gegen Kiel. Alexander Rossipal, Erik Zenga und Daniel Keita-Ruel kamen für Denis Linsmayer, Emanuel Taffertshofer und Alexander Esswein ins Team.
Wolfsburg drehte allerdings – unfreiwillig – noch viel stärker am Personalkarussell. VfL-Trainer Oliver Glasner musste auf elf (!) Stammspieler verzichten. Corona, Quarantäne und Verletzungen hatten dem Erstligisten enorm zugesetzt.
Der SV Sandhausen konnte daraus kein Kapital schlagen. Vielleicht auch deshalb, weil die Mannschaft zu offensiv ans Werk ging, zu sehr mitspielen wollte – und wieder mal ins offene Messer lief.
Hinten kriegen die Kurpfälzer einfach den Laden nicht dicht und kassierten schon die vierte Niederlage in Folge mit inzwischen 0:12 Toren.
An Rick Wulle, der seit drei Partien im Kasten steht, lag es nicht. Der Schlussmann aus Ziegelhausen trug keine Schuld an den Gegentoren, sondern hielt, was zu halten war. Gegen Daniel Ginczek (16. und 21.) und Wout Weghorst (19.) zeigte er tolle Paraden.
Vermutlich hätte er auch den Schuss von Yannik Gerhardt gefangen, doch Robin Scheu fälschte den Ball unglücklich ab (27.). "Das Tor war typisch für unsere Situation", seufzte Schiele. Und auch Rick Wulle ärgerte sich: "Wir haben am Anfang ganz gut verteidigt, aber dieses abgefälschte Tor war der Dosenöffner. Das ist extrem bitter. Wenn man gegen so eine Mannschaft hinten liegt, wird es extrem schwer." Nur drei Minuten später köpfte Weghorst nach einer Zucker-Flanke von Renato Steffen ein – gegen die Laufrichtung von Wulle. Damit war die Partie quasi entschieden, zumal Joao Victor elf Minuten später nach einem Ballverlust von Erik Zenga im Mittelfeld Alexander Rossipal austanzte und ins lange Ecke schoss – ein Klasse-Tor (41.).
Sandhausen war in der zweiten Halbzeit um Schadensbegrenzung bemüht, Wolfsburg schon mit den Gedanken beim Weihnachtsbraten. Doch mehr als eine gute Chance durch Tim Kister, dessen Schuss Renato Steffen auf der Linie klärte, sprang für den Zweitligisten nicht mehr heraus (64.). In der Nachspielzeit zeigte Wulle – der beste Sandhäuser – nochmal eine Klasse-Parade gegen Malli, im Nachschuss traf Victor den Pfosten, doch beim dritten Versuch durch Weghorst zappelte der Ball zum 4:0 im Netz.
Wolfsburg: Casteels - Baku, Bruma, Pongracic, Paulo Otavio - Guilavogui (85. Malli), Gerhardt - Steffen (69. Marmoush), Ginczek (74. Bialek), Joao Victor - Weghorst.
Sandhausen: Wulle - Röseler, Kister, Rossipal - Zenga, Nartey (66. Linsmayer) - Scheu (74. Bouhaddouz), Contento (46. Paurevic) - Biada (46. Halimi), Keita-Ruel (46. Esswein) - Behrens.
Schiedsrichter: Winkmann (Kerken); Tore: 1:0 Gerhardt (27.), 2:0 Weghorst (29.), 3:0 Joao Victor (41.), 4:0 Weghorst (90.+1)