Liebling der Fans bei den Lilien: Torwart-Trainer Uwe Zimmermann. Foto: Imago
Von Wolfgang Brück
Sandhausen. Jens Wannemacher sagt: "Uwe Zimmermann ist ein Super-Typ." Wer will dem Sportchef des Darmstädter Echos widersprechen? Ein ausgesprochen liebenswerter Mensch war der Torwart schon Anfang der achtziger Jahre, als er mit dem SV Waldhof in die Bundesliga aufstieg.
Familiär ging es damals zu bei den "Buwen", die wie der Kronauer Zimmermann alle aus der Region kamen. Valentin Herr, sechs Jahre Scout in Sandhausen und jetzt bei Hannover 96, erinnert sich: "Ich war damals die Nummer zwei hinter Zimbo. Ich hätte mir keinen besseren Kollegen vorstellen können."
Doch auch in der guten alten Zeit, als hinter den Ablösesummen noch ein paar Nullen weniger standen und mancher Profi ein Leben lang nur ein oder zwei Vereine hatte, gab es Probleme.
Bei "Zimbo" fanden sie im Ehebett statt. Schmunzelnd berichtet Frau Doris über nächtliche Ruhestörungen. "Manchmal fuchtelte mein Mann mit den Armen in der Luft herum und rief im Schlaf: "Ich hab ihn, ich hab ihn."
In 244 Bundesliga-Spielen für Waldhof und Wolfsburg hatte Zimmermann den Ball sehr oft. Heute (18.30 Uhr/Sky) kehrt einer der besten deutschen Torhüter in die Heimat zurück. Der 57-Jährige, der jetzt in Malsch lebt, ist Torwart-Trainer bei Darmstadt 98, dem Gegner des SV Sandhausen.
Im Stadion werden auch Doris und Sohn Simon sein, so es dessen Job als Nachwuchs-Trainer beim FC Astoria Walldorf zulässt. Der 32-jährige ehemalige Oberliga-Stürmer des VfR Mannheim studierte Germanistik und hat die Seiten gewechselt. Zimmermann junior arbeitet als Journalist für das Internet-Portal 90Min.de.
Die Entwicklung beim SV Sandhausen ist Uwe Zimmermann nicht verborgen geblieben. "Beim letzten Derby im Februar ging es für Sandhausen gegen den Abstieg, da wurde überwiegend mit langen Bällen operiert. Mittlerweile spielen die Jungs einen richtig guten Fußball", warnt er.
In letzter Zeit war der Darmstädter Torwarttrainer häufig am Hardtwald. Das Objekt der Begierde: Marcel Schuhen. "Ich habe Marcel empfohlen", verrät der Experte, "weil er ein außergewöhnlicher Torwart ist. Ein Führungsspieler, der die Kollegen mitreißt."
Ein Wiedersehen wird es am heutigen Freitag nicht geben. Schuhen brach sich vor vier Wochen das Handgelenk. Er wird weitere vier Wochen pausieren müssen. Sein Wechsel nach Darmstadt tat Sandhausen weh, auch wenn sich Martin Fraisl inzwischen als würdiger Nachfolger erwiesen hat.
Gegenüber der Siegener Zeitung verriet Schuhen, dass die Atmosphäre am Böllenfalltor seine Entscheidung beeinflusst habe. "Als ich zu Vertrags-Verhandlungen in Darmstadt war, hat es geregnet. Von den Wänden tropfte Wasser. Da hab ich gespürt: Das ist Fußball pur", erzählt der Ex-Keeper.
"Das hätte Marcel bei uns auch haben können. Kürzlich hatten wir am Hardtwald einen Wasserrohrbruch", kontert schmunzelnd Dieter Herzog. Der Inhaber eines Sanitär-Betriebes hat über Jahrzehnte für seinen SV Sandhausen schon mehr getan, als nur Rohre zu reparieren.
An Schuhen-Vertreter Florian Stritzel, der vor zwei Jahren ohne Einsatz vom damaligen Zweitligisten Karlsruher SC nach Darmstadt kam, sagt Zimmermann, habe es nicht gelegen, dass nach verheißungsvollem Start - einem 1:1 beim Hamburger SV und einem 2:0 gegen Holstein Kiel - die Lilien in den zurückliegenden beiden Spielen leicht den Kopf hängen ließen. Das 0:4 beim Aufsteiger VfL Osnabrück war nicht schön, beim 0:0 gegen Dynamo Dresden vermissten die Fans den Mut.
Der Trend spricht für Sandhausen. Mit den dreifachen Punktgewinnen gegen den Aufstiegs-Anwärter 1. FC Nürnberg (3:2) und beim Vorjahres-Fünften 1. FC Heidenheim (2:0) stürmten die Kurpfälzer auf den vierten Platz.
Falls heute der erste Heimsieg gegen die Südhessen seit über acht Jahren gelingt - beim 2:0 im damaligen Drittliga-Spiel erzielten Daniel Schulz und der jetzige U 23-Trainer Frank Löning die Tore - würde der SV Sandhausen auf dem zweiten (Aufstiegs)-Platz übernachten. Bei einem (unwahrscheinlichen) Erfolg mit mindestens fünf Toren Unterschied sogar den Hamburger SV von der Tabellenspitze verdrängen.
Weil Darmstadt gerade mal eine 45-minütige Autofahrt von Sandhausen entfernt ist, rechnet Zimmermann heute Abend mit Tausenden von Lilien-Fans. Die Kurpfälzer hätten damit einmal mehr ein Auswärtsspiel im eigenen Stadion. "Sandhausen hätte mehr Zuschauer verdient", sagt Zimmermann, dessen Anreise noch kürzer ist als die der Kollegen. Von Malsch dauert es auf der B 3 keine 20 Minuten bis zum Hardtwald.