Karlsruhes Torschütze Änis Ben-Hatira (M) schiesst an Sandhausens Torwart Martin Fraisl (u) vorbei das Tor zum 0:2. Foto: dpa
Von Claus Weber
Sandhausen. Die Mannschaft setzte die Forderungen von Uwe Koschinat hervorragend um. Aggressiv sollte sie spielen, mutig, dominant und offensiv. Dumm nur, dass der Karlsruher SC die Spielidee des Sandhäuser Trainers befolgte und nicht die Hardtwald-Kicker. Mit 0:2 (0:2) verlor der SV Sandhausen am Sonntagnachmittag das badische Derby, weil er sich von seinem Nachbarn in der ersten halben Stunde überrumpeln ließ.
"Wir haben die ersten Minuten völlig verschlafen", gestand ein zerknirschter Kapitän Dennis Diekmeier ein. Als die Hausherren endlich aufwachten, lagen sie durch die Tore der beiden Karlsruher Winterneuzugänge Jerome Gondorf (12.) und Änis Ben-Hatira (22.) hinten. Damit war das Spiel gelaufen. "Nach dem Rückstand war es für uns unheimlich schwer zurückzukommen", sagte der Sportliche Leiter Mikayil Kabaca, "dazu haben uns in den letzten Wochen die Ergebnisse und das Selbstvertrauen gefehlt."
Vier Spiele in Folge hat der SV Sandhausen nun verloren, dabei kein Tor geschossen. Der elfte Tabellenrang konnte zwar gehalten werden, aber der Vorsprung auf Relegationsplatz 16, den der KSC zurückeroberte, ist auf vier Punkte geschmolzen. "Damit beginnt das alljährliche Spiel von neuem", stellte Baden Fußball-Chef Ronny Zimmermann fest. Sprich: Statt endlich mal eine sorgenfreie Saison zu spielen, kämpft der SV Sandhausen gegen den Abstieg.
Uwe Koschinat konnte sich die Lethargie seiner Mannschaft kaum erklären. "Wenn ich es in irgendeiner Form versäumt haben sollte, auf die Wichtigkeit erster Zweikämpfe und einer aktiven und dominanten Spielweise in einem solchen Derby hinzuweisen, dann war das mein Verschulden", sagte der Coach, "ich erinnere mich aber nicht daran."
Womöglich hätten seine Spieler erwartet, dass sich die Mannschaften erst einmal abtasten würden. Doch der KSC stürmte wild drauf los und setzte die Gastgeber von Beginn an unter Druck. Während Marvin Wanitzeks Gewaltschuss (10.) noch knapp vorbei ging, ließ sich die SVS-Defensive zwei Minuten darauf viel zu leicht ausspielen: Flanke Ben-Hatira, Kopfball Gondorf – 0:1.
Beim 0:2 zehn Minuten später leistete Sandhausen Mithilfe. Marlon Frey verlor den Ball in der Vorwärtsbewegung, Wanitzek bediente Ben-Hatira – Tor.
Mit der Führung im Rücken schaltete Karlsruhe einen Gang zurück. Sandhausen hatte mehr Spielanteile, aber nicht eine richtig gute Chance. Dabei hatte Koschinat durchrotiert und seine Mannschaft auf sechs (!) Positionen verändert. Mehr Torgefahr strahlte sie deshalb aber auch nicht aus.
Ganz anders beim KSC. Ingo Wellenreuther glaubt, dass vom Erfolg am Hardtwald eine Initialzündung ausgehen kann – nach zuvor acht sieglosen Spielen in Folge. Es war der erste Sieg unter Christian Eichner, der Werbung für sich machte. "Das waren ganz wichtige drei Punkte", sagte der KSC-Präsident und lobte seinen Coach, der sich traute, Kapitän David Pisot auf die Bank zu setzen. "Christian hat mutig aufgestellt", sagte Wellenreuther, wich auf die Frage nach einer Weiterbeschäftigung des Interimscoach aber aus: "Christian Eichner ist unser Cheftrainer, vielleicht noch bis Saisonende, vielleicht noch zwei, drei Jahre."
Die Mannschaft würde es wohl freuen. "Er macht das gut", lobte Manuel Stiefler, "der Trainer hat sich jeden Spieler geschnappt und mit ihm geredet."
Einzelgespräche sind auch am Hardtwald angesagt. Am Sonntag in Bochum muss mindestens ein Punkt her, mahnt Kapitän Dennis Diekmeier, und auch Uwe Koschinat will nichts schönreden. "Das ist eine ganz bittere Situation für uns", sagte der Trainer, "wir können die Zahlen lesen und den Trend erkennen."
Sandhausen: Fraisl - Diekmeier, Kister, Schirow, Paqarada - Frey - Gislason (46. Bouhaddouz), Linsmayer - Biada (64. Türpitz) - Behrens, Engels (64. Scheu).
Karlsruhe: Uphoff - Stiefler, Gordon, Kobald, Carlson - Groiß, Gondorf - Camoglu (74. Röser), Wanitzek, Ben-Hatira (88. Grozurek) - Hofmann (83. Gueye).
Schiedsrichter: Petersen (Stuttgart); Zuschauer: 8469; Tore: 0:1 Gondorf (12.), 0:2 Ben-Hatira (22.).