Sandhausen. (dpa/lsw) Mittelfeldspieler Denis Linsmayer vom Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen hat bei der 0:1-Niederlage beim 1. FC Nürnberg am Sonntag eine schwere Gehirnerschütterung erlitten. Das teilte sein Club am Montag mit.
Der 29-Jährige war nach einem Zusammenprall mit Nürnbergs Nikola Dovedan in der ersten Halbzeit ausgewechselt und mit einer Trage und einer Halskrause vom Platz gebracht worden. In den kommenden Tagen soll Linsmayer noch ein weiteres Mal untersucht werden, um eine mögliche Verletzung im Halswirbelbereich auszuschließen. Für die Partie gegen den FC St. Pauli am kommenden Freitag (18.30 Uhr/Sky) dürfte er ausfallen.
Update: Montag, 28. September 2020, 15.43 Uhr
Von Wolfgang Brück
Nürnberg. "Der Fraisl, der Fraisl", schmetterte Sky-Reporter Jörg Dahlmann ins Mikrofon, "auch über den Fraisl gibt es Wechselgerüchte." In 90 langen Minuten muss man viel erzählen. Aber, sofern im Fußball was sicher ist: Der SV Sandhausen wird auch seinen Torwart behalten, nachdem man zuvor schon beim Werben um Kevin Behrens und Aleksandr Zhirov standhaft geblieben war.
Martin Fraisl war in Nürnberg der beste Sandhäuser. Dank seiner großartigen Paraden konnte der SV Sandhausen lange auf ein Unentschieden hoffen. Erst 13 Minuten vor Schluss wurde der Sturmlauf der Gastgeber durch ein Kopfballtor von Lukas Mühl belohnt.
Schon beim 3:2 gegen Darmstadt war der 27-jährige Bauernbub aus Oberösterreich Mann des Tages. Das lässt zwei Schlüsse zu. Sandhausen hat einen ausgezeichneten Torwart. Aber auch: Es läuft was falsch, wenn die Gegner viel zu vielen Chancen haben.
"Der Trainer wird einiges analysieren müssen", empfiehlt Mikayil Kabaca, nachdem gestern einzig Fraisl ein Debakel verhindert hatte. Der Sportliche Leiter meint, dass man den Innenverteidigern Gerrit Nauber, Aleksandr Zhirov und Tim Kister keine Vorwürfe machen könne. Sie wehrten sich beim pausenlosen Belagerungs-Zustand mannhaft.
Letztlich war der Stress aber zu groß. Wer selbst kaum einen vernünftigen Angriff zustande bringt, weil die gerade eroberten Bälle sofort wieder verloren gehen, erliegt halt irgendwann dem Dauerdruck. Die Nürnberger, in dieser Verfassung eher ein Kandidat für oben als für unten, waren leidenschaftlicher, schwungvoller, bissiger. "Wir sind damit nicht zurechtgekommen", seufzte Fraisl, "gedanklich hinkten wir meist einen Schritt hinterher." Der Torwart sagte, er wisse gar nicht, wo er mit der Kritik anfangen und aufhören solle.
Natürlich, es war Pech, dass für Denis Linsmayer schon früh Schluss war. Nach einem Zusammenprall war der defensive Mittelfeldspieler Minuten lang bewusstlos. Im Krankenhaus wurde eine schwere Gehirnerschütterung festgestellt "Linsi" ließ sich trotzdem nach Hause fahren. Am Freitag (18.30 Uhr/Sky) gegen St. Pauli wird er wohl fehlen.
Die Mängelliste, die noch nicht mal vollständig ist: Pokalheld Julius Biada enttäuschte wie schon gegen Darmstadt, Kevin Behrens war bei seinem Saisondebüt wirkungslos. Als Folge der Verletzungspause? Daniel Keita-Ruel, dreifacher Schütze beim Auftaktsieg, unterlief der tödliche Fehler. Er verlor beim Tor des Tages den nach vorne geeilten Mühl aus den Augen. Der Stürmer nahm die Schuld auf sich: "Das geht auf meine Kappe."
Kurz zuvor hätte der Angreifer das Spiel andersrum entscheiden können. Sein Schuss bei einem der seltenen strukturierten Angriffe ging an den Pfosten (62.). Auch Diego Contento (6. und 70.) sowie Nikolas Nartey (2.) hatten Chancen. Fußball ist verrückt: Ein Sandhäuser Sieg war möglich, auch wenn er den Spielverlauf auf den Kopf gestellt hätte.
Dabei hatten die Sandhäuser stark begonnen, doch das Strohfeuer erlosch schnell. Nicht nur Nartey hatte seine besten Szenen in der Offensive, auch Contento und Kapitän Dennis Diekmeier versuchten nach vorne manches.
Ein Fingerzeig, dass die Balance zwischen Defensive und Offensive (noch) nicht stimmt?
Noch ließe sich was korrigieren. Doch weitere Neuzugänge sind unwahrscheinlich. Zumal es für die sieben Profis, die gehen sollen, laut Sportlichem Leiter noch keine ernsthaften Interessenten gibt. Der Markt bewege sich kaum, teilt Kabaca mit. Angstgegner Nürnberg – es war die achte Niederlage im elften Zweitliga-Duell – hat am Hardtwald nach gelungenen Start für Ernüchterung gesorgt.
Nürnberg: Mathenia - Valentini, Mühl, Sörensen, Handwerker - Geis, Nürnberger (86. Margreitter) - Dovedan (70. Singh), Lohkemper (79. Köpke), Robin Hack (86. Krauß) - Schleusener (79. Zrelak)
Sandhausen: Fraisl - Nauber (79. Scheu), Kister, Schirow - Diekmeier, Nartey (79. Zenga), Linsmayer (26. Taffertshofer, 58. Ouahim), Contento - Biada - Behrens (58. Bouhaddouz), Keita-Ruel
Schiedsrichter: Reichel (Stuttgart)
Zuschauer: 6505
Tor: 1:0 Mühl (77.)