Den Daumen hoch? Gewinnen Uwe Koschinats Sandhäuser heute in Berlin, wäre es eine Sensation. Foto: vaf
Von Wolfgang Brück
Berlin. Das Stadion an der Alten Försterei, in dem der Zweitliga-Vierte Union Berlin am Samstag (13 Uhr/direkt in Sky) den SV Sandhausen empfängt, gilt als eine der stimmungsvollsten Arenen in Deutschland. Im "Ballhaus des Ostens" ist es laut und eng. Rund 22.000 Zuschauer passen rein. Es war in dieser Saison fast immer ausverkauft.
Mit sieben Siegen und drei Unentschieden ist Union Berlin die beste Heim-Mannschaft der Zweiten Liga. Trainer Uwe Koschinat weiß, was seinen SV Sandhausen erwartet. Zumal die Historie nicht ermutigend ist. Sieben Mal reisten die Sandhäuser in die Hauptstadt, bei sechs Niederlagen liegt der einzige Punktgewinn mehr als zehn Jahre zurück. Beim 2:2 im November 2008 erzielte Emre Öztürk die Tore für den damaligen Drittligisten, in dessen Mannschaft sich illustre Namen wie Denis Bindnagel, Marcel Throm, Sreto Ristic, Roberto Pinto, Alf Mintzel, Jürgen Schmid und Jan Fießer fanden.
Auch wenn Berlin bislang nicht wirklich eine Reise wert war, der Trainer hat gute Erinnerungen. Uwe Koschinat feierte an der Alten Försterei seinen größten Erfolg als Fußballer. Im Juni 1992 stieg er mit dem VfL Wolfsburg durch einen 2:1-Sieg bei Union Berlin in die 2. Bundesliga auf. "Ich hätte nichts dagegen, wenn das ein gutes Omen für unser Spiel heute ist", schmunzelt der 47-jährige Fußballlehrer.
Allerdings ist seitdem viel Wasser die Spree heruntergeflossen. "Das Stadion damals kann man nicht mit der heutigen Arena vergleichen", sagt Uwe Koschinat, "es war kurz nach dem Mauerfall, Tribünen im eigentlichen Sinne gab es nicht, nur ein paar hundert Sitzplätze auf der Gegengerade."
Nach dem Wolfsburger Aufstieg kam für Innenverteidiger Koschinat jede Menge Konkurrenz ins Haus. Das Volkswagen-Werk entdeckte seine Liebe für den Fußball. Gestandene Profis wie Holger Ballwanz, Hans-Jürgen Brunner, Jann Jensen und der ehemalige Waldhöfer Frank Ockert wurden verpflichtet.
Koschinat war nur in drei Zweitliga-Spielen dabei, durfte aber bei der 1:3-Pokal-Niederlage gegen den amtierenden deutschen Meister VfB Stuttgart spielen. Nach der Saison ging der damals 21-jährige Abwehrspieler, der im Nachwuchsleistungs-Zentrum des 1. FC Köln ausgebildet wurde, zurück zur TuS Koblenz.
Nicht nur was die Spielstätte angeht, hat sich in Köpenick viel verändert. "Eisern" Union pflegt seit dieser Runde auch einen neuen Spielstil. Aus der launischen Hauptstadt-Diva ist eine Kampfmaschine geworden. Der Schweizer Trainer Urs Fischer legt - ganz in der Tradition der Schlosserjungs aus Oberschöneweide - großen Wert auf Körperlichkeit. Kein Wunder, dass Erol Zeynullahu keine Rolle spielt in Fischers Konzept. Kein einziges Zweitligaspiel hat der 24-jährige Berliner, der in der vergangenen Runde an den SV Sandhausen ausgeliehen war, in dieser Saison für Union bestritten.
Dabei hatte Kenan Kocak den Kosavaner als einen der besten, wenn nicht sogar den besten Mittelfeldspieler der Zweiten Liga bezeichnet. Damit hat der Ex-Trainer nicht mal Unrecht. Leider zog Zeynullahu schon am Hardtwald viel zu oft das Füßchen zurück, wenn es hart auf hart ging.
Das wollen die Kurpfälzer heute beim Aufstiegs-Anwärter anders machen. "Wir müssen mutig auftreten", fordert Uwe Koschinat, den wir am Freitag am späten Nachmittag am Frankfurter Flughafen erwischten. Mit dabei ist auch Tim Kister. Drei Monate nach seinem beim Pokalspiel in Heidenheim erlittenen Fußbruch könnte der 32-jährige Haudegen heute sein Comeback feiern.