Nicht auf der Höhe: Sandhausens Torwart Marcel Schuhen kassiert den Ausgleich zum 1:1. Fotos: vaf
Von Claus Weber
Sandhausen. Die Stimmung am Hardtwald war gestern Nachmittag so mies wie das Wetter. Die Spieler schlichen nach der 1:2-Pleite gegen den 1. FC Heidenheim mit hängenden Köpfen vom Platz und die nur 4778 Zuschauer - diesjähriger Minusrekord - verließen ratlos das Stadion. Weil der SV Sandhausen die schwarze Serie wieder nicht beenden konnte. Keines der letzten 16 baden-württembergischen Derbys haben die Kurpfälzer gewonnen.
Gestern waren die Badener zwar viel näher dran an einem Erfolg, als vor vier Wochen beim deutlichen 0:3 in der zweiten DFB-Pokalrunde auf der Ostalb. Denn Philipp Förster hatte in der 8. Minute die frühe Führung besorgt. Doch wieder brachte sich die Mannschaft durch eine kurze Schwächephase um den Lohn ihrer Mühen. Heidenheim drehte die Partie durch zwei vermeidbare Treffer innerhalb von sieben Minuten - und ließ damit sogar Otmar Schork erstmals am Saisonziel zweifeln.
"Was mir Sorgen bereitet, sind die vielen und viel zu einfachen Gegentore", sagte der Geschäftsführer, "wenn wir das nicht in den Griff kriegen, wird es schwer, die Klasse zu halten."
Der SVS fiel durch die Heimniederlage auf den vorletzten Tabellenplatz zurück. Die Lage ist nur deshalb nicht ganz so dramatisch, weil auch die anderen Kellerkinder nicht von der Stelle kommen. Der Rückstand zum rettenden Ufer beträgt nur drei Punkte.
Ein Trost was das gestern aber nicht. "Mir fehlen die Worte", seufzte Philipp Förster, "wenn man sieht, welchen Aufwand wir betreiben. Die Heidenheimer laufen nur mit uns mit und gewinnen das Ding." Der 23-Jährige aus Bretten hatte die Hoffnungen auf den ersten Derby-Sieg seit über neun Jahren genährt. In der achten Minute legte Korbinian Vollmann nach einem langen Abschlag von Marcel Schuhen auf Förster ab, der drosch den Ball mit links volley an die Unterkante der Latte. Ein herrlicher Treffer. "Ich habe gesehen, dass der Torwart weit draußen steht", sagte der Schütze, "und deshalb habe ich volles Risiko gespielt."
Doch auch der Sandhäuser Schlussmann sah eine halbe Stunde später nicht gut aus. Marcel Schuhen ließ einen Distanzschuss von Arne Feick zum Ausgleich durch die Finger gleiten (39.). Von einem Torwartfehler wollte Uwe Koschinat aber nicht reden. "Er hatte zwar freie Sicht", sagte der SVS-Trainer, "aber der Ball hatte Speed und wurde noch leicht abgefälscht."
Das Comeback der Nummer eins nach drei Monaten Spielpause war eine Überraschung. "Ich war der Überzeugung, dass uns ein lauter Torwart aktuell gut tut", rechtfertigte sich Koschinat, "ich dachte, der Wechsel kitzelt noch ein paar Prozent heraus." Niklas Lomb wird sich vorerst wieder mit der Ersatzrolle zufrieden geben müssen. "Es ist eine Entscheidung bis zur Winterpause", kündigte der Trainer an.
Beim 1:2 in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit war Schuhen chancenlos. Nach einer Ecke konnte Denis Thomalla - völlig unbedrängt - einschießen.
Kurz nach der Pause musste mit Rurik Gislason der bis dahin auffälligste Sandhäuser vom Platz. Rückenschmerzen strahlten in die Beine aus. "Es wurde von Minute zu Minute schlimmer", sagte er. Heute will sich der Isländer bei einem Spezialisten untersuchen lassen. Ob er am Sonntag in Bielefeld wieder dabei sein kann, konnte Uwe Koschinat nicht sagen.
Der Trainer versuchte am Ende alles, brachte drei Stürmer, erhöhte den Druck - vergeblich. Die Fehler wurden allerdings vorher gemacht. Wenn Sandhausen die Flut der Gegentore nicht stoppen kann und sich die Mannschaft weiterhin in jedem Spiel Schwächephasen leistet, dann sind die Befürchtungen von Schork leider berechtigt.
Sandhausen: Schuhen - Klingmann, Karl, Verlaat, Paqarada - Jansen (53. Behrens), Linsmayer - Gislason (53. Wooten), Förster, Vollmann (65. Müller) - Schleusener.
Heidenheim: Kevin Müller - Busch, Mainka, Theuerkauf, Feick (75. Mathias Wittek) - Dorsch (56. Andrich), Griesbeck - Schnatterer, Multhaup - Thomalla (86. Schmidt), Dovedan.
Schiedsrichter: Hartmann (Wangen); Zuschauer: 4778; Tore: 1:0 Förster (8.), 1:1 Feick (39.), 1:2 Thomalla (45.+1).