Eloquent und engagiert: SVS-Präsident Jürgen Machmeier wird heute 60 Jahre alt. Foto: SVS
Von Claus Weber
Sandhausen. Das schönste Geschenk zum 60. Geburtstag am heutigen Dienstag hat Jürgen Machmeier schon bekommen: Nach dem 4:0-Sieg über den 1. FC Heidenheim am Freitagabend, dem ersten Erfolg nach fünf Niederlagen in Serie, hätte der Präsident des SV Sandhausen am liebsten die ganze Welt umarmt.
Denn der Fußball-Zweitligist und Jürgen Machmeier – das sind eins. Ohne seinen Chef wäre die Erfolgsgeschichte des SV Sandhausen nicht möglich gewesen. Er ist Macher, Sponsor, Visionär und maßgeblich dafür verantwortlich, dass der kleine Klub aus der 15 000-Seelen-Gemeinde schon im neunten Jahr im großen Fußballgeschäft mitmischt.
Als Machmeier 1999 sein Amt kommissarisch übernahm, ehe er im Jahr darauf zum Vorsitzenden des Vorstands gewählt wurde, stand am Hardtwald noch eine vergleichsweise kleine Sportanlage. "Der Verein hatte eine Haupttribüne aus dem Jahr 1985, ein marodes Klubhaus und 200 000 Mark Schulden", erinnert sich Machmeier im Interview in der neuesten Ausgabe des "Hardtwald-Magazins", die an seinem heutigen Ehrentag erscheint.
Heute fasst das schmucke BWT-Stadion am Hardtwald 15 300 Zuschauer. Es wurde immer wieder modernisiert und erweitert. Zuletzt kam ein Business-Turm für Sponsoren und VIP-Gäste hinzu. Die Arena ist ebenso schnell gewachsen wie der SV Sandhausen. 2007 stieg der deutsche Amateurmeister von 1978 und 1993 in die Regionalliga auf, im Jahr darauf schaffte er die Qualifikation für die Dritte Liga und im Sommer 2012 gelang als Meister der Sprung in die Zweite Liga.
Dass die Erfolgsgeschichte bis heute anhält und im vergangenen Sommer zum zweiten Mal in der Vereinshistorie ein starker zehnter Tabellenplatz erreicht wurde, lag auch am Chef, der Takt- und Ideengeber ist – und quasi in den Verein hineingeboren wurde. "Ich habe die Fußballluft beim SVS schon in ganz jungen Jahren eingeatmet", sagt Machmeier, "schon mit einem Jahr wurde ich im Kinderwagen um die Sportplätze dieser Region geschoben." Die Machmeiers sind nämlich eine Torwartdynastie über mehrere Generationen. Vater Theo stand 15 Jahre zwischen den Pfosten und war danach ein Vierteljahrhundert Spielausschuss-Vorsitzender. Jürgen Machmeiers Sohn Dominik (25) ist Schlussmann beim Landesligisten ASV/DJK Eppelheim.
Der Jubilar dagegen hängte die Torwarthandschuhe bereits mit 23 Jahren an den Nagel – zugunsten seines Studiums und der Karriere als Diplom-Ingenieur und Architekt. Heute leitet er ein großes Bau-Unternehmen, das ebenso wie der SVS immer weiter gewachsen ist.
Sein liebstes Projekt aber ist der SV Sandhausen. Bei so gut wie jedem Spiel – auch auswärts – ist er dabei. Immer mit viel Herzblut, was ihm auch schon mal Ärger eingebracht hat, wenn er mit einer Schiedsrichterentscheidung nicht zufrieden war und das auch lautstark kundgetan hat. Doch nicht nur deshalb, sondern vor allem durch seine gute Arbeit, sein Engagement und seine Eloquenz ist die Deutsche Fußball Liga auf ihn aufmerksam geworden. Im Sommer 2019 wurde er in den Aufsichtsrat und in den Stiftungsrat der DFL gewählt – als einziger Vertreter eines Zweitligisten.
Die jüngste Negativserie seines SV Sandhausen hat Jürgen Machmeier sehr zugesetzt. Umso größer war die Erleichterung über den 4:0-Sieg gegen Heidenheim, mit dem die schwarze Serie zu Ende ging. Die Mannschaft, so heißt es, habe auch für ihren Chef gespielt. Die RNZ schließt sich den Glückwünschen an.