Zweite Bundesliga

Was Sandhausen und den FC Köln verbindet

Für den Schlager zwischen dem SV Sandhausen und dem 1. FC Köln am heutigen Freitagabend am Hardtwald sind noch Karten erhältlich

20.09.2018 UPDATE: 21.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden

Sandhausen-Schreck: Simon Terodde hat bisher fünfmal gegen den SVS getroffen. F.: Imago

Von Wolfgang Brück

Sandhausen. Vor sechs Jahren, als alles noch neu war, kehrten die Spieler des SV Sandhausen beeindruckt aus Köln zurück. Große Augen hätten die Aufsteiger gemacht, als der Mannschaftsbus in die Tiefgarage des Rheinenergiestadions einfuhr, berichtete der damalige Trainer Gerd Dais. Wie in einem Wellness-Tempel habe man sich gefühlt. Die Kabine so groß wie der gesamte Trakt am Hardtwald, Sauna und Entmüdungsbecken inklusive.

Die guten Arbeits-Bedingungen inspirierten. Der SV Sandhausen nahm am 10. August 2012 mit dem 1:1 einen Punkt mit aus der Domstadt. Regis Dorn erzielte kurz vor Schluss den Ausgleich. Es war sein letztes von insgesamt 31 Toren für Sandhausen. Zehn Tage später zog sich der inzwischen 38-jährige Elsässer beim 3:0-Pokalsieg über Energie Cottbus einen Kreuzbandriss zu. Nach einer Saison als Team-Manager ist Dorn mittlerweile als Spielerberater tätig.

Bemerkenswert: Auch im Rückspiel knöpfte der Drittliga-Aufsteiger dem Bundesliga Absteiger durch ein torloses Unentschieden einen Punkt ab. Köln mit dem Ex-Hoffenheimer Trainer Holger Stanislawski verpasste die Rückkehr, holte das aber ein Jahr später, unter anderem mit einem 1:0 und 2:0 gegen die Kurpfälzer, nach.

Inzwischen ist der SV Sandhausen in seiner siebten Zweitliga-Saison. Zwar ist das Selbstbewusstsein gewachsen, doch noch immer trennen Welten die beiden Vereine, die sich am Freitag (18.30 Uhr am Hardtwald) zum fünften Mal in einem Meisterschafts-Spiel gegenüberstehen. Köln ist nach Berlin, Hamburg und München mit über einer Million Einwohner die viert größte Stadt in Deutschland, Sandhausen, wo nicht mal 14.500 Menschen daheim sind, ist stolz auf das Prädikat "kleinste Zweitliga-Gemeinde". Der FC, eine Institution im Rheinland, hat 103.323 Mitglieder, Sandhausen knapp über tausend. Köln wurde 1964 erster Bundesliga-Meister, feierte insgesamt drei deutsche Titel und vier Pokalsiege. Sandhausen führt immer noch die ewige Bestenliste der Oberliga an und wurde zweimal deutscher Amateur-Meister. Ins Rheinenergiestadion passen knapp 50.000 Zuschauer, der Hardtwald fasst rund 15.000 Besucher.

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Simon Terodde hat sich gewiss nicht intensiv mit diesen Zahlen beschäftigt. Aber: Der gebürtige Bocholter ist der personifizierte Sandhausen-Schreck. Mit Union Berlin, dem VfL Bochum und dem VfB Stuttgart gelangen ihm fünf Tore gegen die Kurpfälzer. Mittlerweile ist er dreißig. Das Knipsen hat er nicht verlernt. Schon sieben Punktspiel-Tore stehen beim Kölner Goalgetter zu Buche, dazu vier Treffer beim 9:1-Pokalsieg bei Dynamo Berlin. Elf Tore - das sind genau so viele wie der SV Sandhausen in seinen letzten 15 (!) Spielen erzielt hat. Doch jede Medaille hat zwei Seiten. Der Bundesliga-Absteiger verfügt zwar derzeit über den besten Angriff der Zweiten Liga, offenbarte jedoch in den letzten Spielen - beim 5:3 in St. Pauli und beim 3:5 gegen Paderborn - Schwächen in der Abwehr. Das überrascht. Denn mit National-Verteidiger Jonas Hector und Torwart Timo Horn stehen die neben Simon Terrode prominentesten Spieler in der Defensive. Hector wird wegen einer Ampelkarte gegen Paderborn fehlen.

Alles andere als der sofortige Wiederaufstieg wäre eine Katastrophe für das Bundesliga-Gründungsmitglied. Sportchef Armin Veh gab nach der Paderborn-Pleite denn auch seinem Unmut deutlich Ausdruck: "Spektakel ist schön, wenn man gewinnt. Aber so macht es keinen Spaß. Es kann nicht sein, dass wir jede Woche drei oder fünf Gegentore bekommen. So kann das nicht funktionieren."

Trainer Markus Anfang, der letzte Runde Neuling Holstein Kiel überraschend in die Relegation führte, aber gegen Sandhausen (2:2 und 1:3) nicht gewinnen konnte, muss die Balance finden. Es gibt Parallelen zum Spiel gegen den Hamburger SV vor sechs Wochen. Damals war der HSV vor der Begegnung in Sandhausen beim 0:3 gegen Kiel ins offene Messer gerannt. Darauf hin baute Trainer Christian Titz ein paar Sicherungen ein und gewann mit 3:0.

Auch gut zu wissen: Zwischen den Fans des SV Sandhausen und dem 1. FC Köln gibt es eine kleine Fan-Freundschaft. Kennen gelernt hat man sich bei einem gemeinsamem Trainingslager in der Türkei. FC-Anhänger unterstützten danach den SVS bei einem Spiel in Düsseldorf.

Falls es mit dem ersten Heimsieg nach fast acht Monaten tatsächlich klappen sollte - Karten für den Heimbereich sind an der Abendkasse noch erhältlich - hier noch ein heißer Feier-Tipp: Nach ihrem 5:3-Erfolg klauten die Paderborner die Hymne, die sie im Rheinenergiestadion spielen, wenn Terodde ein Tor schießt. In ihrer Kabine sangen sie: "Und wenn et Trömmelche jeht". Das würde sich auch heute Abend am Hardtwald gut anhören.

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