Lieber in der warmen Stube
Das Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig am Freitagabend ist richtungsweisend für den SV Sandhausen.

Von Claus Weber
Sandhausen. Uwe Koschinat wählte einen Vergleich, der gut in die Jahreszeit passt. "Entweder wir dürfen uns ins warme Wohnzimmer setzen", sagte der Trainer des SV Sandhausen vor dem Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig (Freitag, 18.30 Uhr, Sky), "oder wir hocken erst einmal im kalten Keller fest."
Die Partie gegen den Aufsteiger ist richtungsweisend. Weil das Gedränge im Mittelfeld groß ist, könnte der Tabellenzwölfte einen gewaltigen Sprung nach oben machen. Andererseits wäre die Stimmung bei einer Niederlage am Hardtwald besonders mies. Denn in der Zweiten Liga geht’s erst in 14 Tagen weiter. Zwei Wochen, in denen sich die Kurpfälzer die Tabelle von recht weit unten ansehen müssten. "Wir wollen unbedingt mit einem positiven Erlebnis in die Länderspiel-Pause", sagte der Trainer, "das wäre auch für die Psyche wichtig."
Die hat zuletzt arg gelitten. Seit drei Spielen ist Sandhausen sieglos. Nach dem Desaster beim Karlsruher SC (0:3) gab’s gegen Paderborn ein 1:1. Doch der Aufwärtstrend wurde am Samstag in Osnabrück jäh gestoppt. Dass er an der Bremer Brücke auf sechs Spieler – davon vier Stammkräfte – verzichten musste, habe zwar die Vorbereitung erschwert, eine Ausrede für die 1:2-Pleite dürfte es aber nicht sein. "Das war ein absoluter Rückschlag", meinte Koschinat, "diese Niederlage hat Spuren hinterlassen."
Weil sie einen Trend aufzeigte: Sandhausen spielt schwächer, unstrukturierter und harmloser als beim starken Endspurt der Vorsaison. Dabei wollte der Liga-Zwerg da weitermachen, wo er Ende Juni mit dem 5:1 beim HSV aufgehört hatte und im neunten Zweitliga-Jahr im vorderen Mittelfeld mitmischen.
Auch interessant
Deshalb war man auch von der bisherigen Marschroute abgewichen, hungrige Spieler aus unteren Klassen zu holen und hat sich mit Diego Contento und Alexander Esswein zwei prominente Verstärkungen gegönnt. Der langjährige HSV-Profi Dennis Diekmeier hatte sich zuvor ja auch als Glücksgriff erwiesen.
Doch die bisherigen Ergebnisse sind ernüchternd. Und dass ausgerechnet Contento in Osnabrück bei beiden Gegentoren eine schlechte Figur abgab, macht die Sache nicht besser. Koschinat wollte nicht den Stab über den ehemaligen Champions League-Sieger brechen. In einem langen Gespräch, an dem auch der Sportliche Leiter Mikayil Kabaca teilnahm, habe Contento seine Fehler "wohltuend offen und klar" angesprochen.
Mit einem Sieg gegen punktgleiche Braunschweiger wollen Contento und sein SVS die Kritiker verstummen lassen. Die Vorzeichen dazu sind besser als letzte Woche. Denn ein Trio kehrt zurück: Gerrit Nauber und Neuzugang Alexander Esswein sollten gegen Braunschweig in der Startelf stehen, Aziz Bouhaddouz dürfte als Ersatzstürmer erstmal auf der Bank Platz nehmen.
Auch erfreulich: Tim Kister hat seine Covid-19-Erkrankung überstanden und Julius Biadas Zwangspause könnte kürzer sein als nach seinem Muskelfaserriss zunächst befürchtet. Koschinat: "Wir hoffen, dass er nach der Länderspielpause wieder dabei ist."
Mut macht auch die Heimbilanz: Am Hardtwald ist der SVS diese Runde noch ungeschlagen. Und Braunschweig hat auswärts noch nicht gepunktet.
Dass den Niedersachsen mit Martin Kobylanski einer der besten Spieler wegen einer Innenbandverletzung vermutlich fehlen wird, ist bestimmt auch kein Nachteil für Sandhausen. Die Vorzeichen, die Länderspiel-Pause in der warmen Stube und nicht im kalten Keller zu verbringen, sind nicht ganz so schlecht.
So könnte Sandhausen beginnen: Fraisl – Diekmeier, Nauber, Zhirov, Contento – Scheu, Linsmayer, Nartey, Esswein – Keita-Ruel, Behrens.



